Hi! 😀
Seit DF und ich vom "Geheimnis der Gallier" gehört hatten, hat uns der Name nicht mehr los gelassen und uns war klar, dass wir diesem Geheimnis auf den Grund gehen mussten. Gewisse Kindheitshelden hat man eben nie über. 😁
Team Stoffel am Wetterkreuz. 😄 |
Aber was genau verbirgt sich hinter dem "Geheimnis der Gallier"? Es handelt sich um eine Kletterroute am Fuße des Karkopfs, den wir bereits vom Adlerklettersteig kannten. 😃
Da wir das Gefummel mit dem Seil zwar können, aber nach Möglichkeit vermeiden, wollten wir auch diese Route free solo gehen. Ob das geklappt hat? Lest selbst! 😉
Vorab ein paar Infos zur Kletterroute: "Das Geheimnis der Gallier" befindet sich auf der Südseite des Karkopfs. Der Routenverlauf folgt einer Rinne ab etwa 1.870 m stetig nach oben, bis man nach etwa 330 Klettermetern auf etwa 2.100 m auf der linken Seite auf den Normalweg zum Gipfel stößt. Die Route zeichnet sich vor allem durch glattgewaschene Platten aus und erreicht an der Schlüsselstelle den Schwierigkeitsgrad UIAA 3+. Insgesamt wird sie als sehr angenehm zum Klettern und als gute Einsteigerroute für Kletterneulinge beschrieben.
Da DF und ich nach der langen Zustiegsrinne zur Viererspitze auf den Geschmack gekommen waren, reizte uns die Kletterroute natürlich sehr. Die südseitige Ausrichtung sprach dafür möglichst früh zu starten, da wir noch vom Adler-Klettersteig wussten, wie sehr man am Karkopf gebacken wird. 🥵 Alles in allem klang es zumindest in der Planung nach einem entspannten (Halb-) Tagesprogramm.
Doch zu entspannt sollte es für uns nicht werden, denn das Wetter wollte uns so gar nicht in die Karten spielen. Für Sonntag, den 02. August 2020, war für die gesamte Region ab etwa 13:00 Uhr Regen gemeldet, der sich in großen Teilen bis zum Dienstagabend halten sollte. 😑 DF und ich beschlossen deshalb, bereits um vier Uhr früh in unserer Ferienwohnung in Leutasch aufzustehen, so dass wir um halb sechs am bereits bekannten Straßbergparkplatz oberhalb von Telfs starten konnten. Damit wollten wir sicherstellen, dass uns der Regen zwar beim Abstieg, aber nicht mehr während der eigentlichen Kletterei erwischen konnte.
Die Anfahrt gestaltete sich dieses Mal ein wenig leichter, da wir bereits Dämmerlicht hatten und ich die vielen Schlaglöcher dadurch besser sehen konnte. DF hat außerdem versucht, die abenteuerliche Auffahrt dieses Mal in Teilen mit der Kamera festzuhalten. Lasst euch überraschen. 😅
Vom Parkplatz aus ging es direkt über den breiten Fahrweg zum Straßberghaus. Von dort aus sollten wir laut den Schildern noch gut 1 1/4 Stunde bis zur nächsten Zwischenstation, der Neuen Alplhütte, benötigen. Zuerst ging es ein Stück weiter auf dem eintönigen Fahrweg, ehe der eigentliche Wanderweg abzweigte.
Dieser Weg führte uns direkt in das Steinerne Meer, den Überresten des größten Felssturzes in Tirol seit langer Zeit, der sich im März 2012 an der Hochwand ereignete. Die Felsmassen seien bis zu 2,5 km Kilometer talabwärts gerauscht, wobei glücklicherweise niemand verletzt wurde. Den Abbruch an der Hohen Wand nennt man heute auch die "Tote Wand".
So kam es, dass DF und ich durch ein riesiges Geröllfeld marschierten. Der Wanderweg schlängelte sich geschickt um die vielen Hindernisse nach oben und führte dabei auch an einigen Überraschungen vorbei. 😊 Und natürlich konnte DF es nicht lassen an einem der größeren Brocken etwas herum zu bouldern. 😂
Einige Leute haben eine Engelsgeduld!!! 😱 |
Um ziemlich genau sieben Uhr hatten wir die Neue Alplhütte erreicht und steuerten direkt weiter auf das Wetterkreuz (etwa 1.920 m) zu. Der kleine Steig war nicht sonderlich schwer, aber ziemlich steil. DF und ich gewannen auf diesem Weg ziemlich schnell an Höhe, so dass wir um 07:50 Uhr bereits auf das "Geheimnis der Gallier" blicken konnten. Ich muss ehrlich zugeben, dass die Route in diesem Augenblick unmöglich schien. 😨
Um 08:15 Uhr hatten wir das Wetterkreuz erreicht und gönnten uns eine Frühstückspause mit einem genialen Ausblick auf das Inntal und die Hohe Munde.
Eine gute Viertelstunde später ging es für uns bereits weiter, da wir ja wortwörtlich das Wetter im Nacken sitzen hatten.
Eine der genialsten Pausenstellen in der Mieminger Kette - im Hintergrund das Inntal und die Hohe Munde. 😍 |
Laut der Beschreibung auf bergsteigen.com sollte man auf dem Schotterfeld, das man auf dem Weiterweg zum Karkopf quert, nach rechts abbiegen und so die überflüssigen Höhenmeter bis zum Beginn der Rinne absteigen.
DF und ich entschieden uns für eine etwas andere Variante, wobei diese nicht zwingend die bessere war. 😅
Wir querten das Schotterfeld, bis wir in eine Rinne auf der anderen Seite kamen, in der wir unseren Weg nach unten suchten. Da die Rinne jedoch im unteren Teil sehr steil wurde und direkt auf einen Mini-Gletscher zu führte, verließen wir sie nach links und traversierten auf dem plattigen, mit Bröseln übersäten Fels weiter. Der winzige Gletscher war übrigens zum Großteil von Schutt und Geröll bedeckt, was wahrscheinlich auch das einzige war, was ihn vor der vollständigen Schmelze schützte.
Um kurz nach neun Uhr hatten wir schließlich den Einstieg zur Kletterroute erreicht. Links und rechts der Hauptroute gab es noch mehrere, kleine Routen, die nach einzelnen Figuren aus der Asterix-Serie benannt waren. 😁 Wir hatten erst überlegt an diesen noch ein wenig herum zu klettern, ließen es aber dann doch lieber sein, bevor uns die Zeit knapp wurde.
DF und ich wechselten am Einstieg auf Kletterschuhe und zogen unsere Gurte mit Rastschlingen an. Im weiteren Verlauf wechselten wir uns immer wieder bei den Seillängen ab, so dass jeder in den Genuss von Vor- und Nachstieg kam. Das mag ohne Seil zwar nicht sooo einen großen Unterschied machen, jedoch hat der Nachsteiger immer den Vorteil, dass er beobachten konnte, wo der andere zuvor Griffe und Tritte gefunden hat.
Ich hatte die Ehre und durfte die erste Seillänge vorsteigen, die mit einer Schwierigkeit bis UIAA 3- aufwartete. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass der Einstieg für mich gefühlt ausschließlich 2-er-Gelände war. Falls es dort eine 3- gegeben hatte, hatte ich sie im Kletterfluss irgendwie verpasst. 😂 Am nächsten Standplatz wartete ich auf DF, der in der nächsten Seillänge vorausging. Die Orientierung gestaltete sich insgesamt sehr leicht, da es unzählige Bohrhaken gab und weil man die Rinne nie verließ.
Die nächsten, beiden Seillängen gingen nicht über eine 2+ hinaus und danach war sogar für etwa 65 m Gehgelände angesagt. So kam es, dass DF und ich das Geheimnis der Gallier förmlich nach oben rannten. Dabei hatten wir noch Spaß für allerlei Blödsinn, den es im Video zu sehen geben wird. 😆
Und noch einmal ein Rückblick zu DF. |
Der Weiterweg ist deutlich erkennbar. |
DF im Gehgelände. |
Rückblick zum Wetterkreuz - im Hintergrund die Judenköpfe. |
In den nächsten Seillängen zogen die Schwierigkeiten etwas an. Die fünfte Seillänge war ausschließlich im Schwierigkeitsgrad 2+, aber sehr entspannt machbar. Die sechste Seillänge (bis zu UIAA 3) war dagegen schon ein wenig kniffliger. Der Fels war zwar geneigt, aber gleichzeitig dermaßen glatt und ausgewaschen, so dass wir dort doch zum ersten Mal ein wenig knobeln und suchen mussten, um Tritte und Griffe zu finden.
Damit hatten wir beinahe das Ende der Kletterroute erreicht. Eigentlich trennte uns nur noch die Schlüsselstelle vom Ausstieg.
DF ging an dieser Stelle voraus. Die Krux bestand darin, dass es an einem Stück von etwa zwei bis drei Metern fast keine Griffe und Tritte gab oder wenn, waren diese sehr glatt und abschüssig. Glücklicherweise war die Wand immer noch geneigt, aber es war trotzdem nicht ganz ohne. Mit der üblichen Technik, die vor allem "Ruhe bewahren" beinhaltete, war es aber gut möglich, dort hoch zu kommen.
Die Schlüsselstelle - man sieht, wie glatt der Fels zum Teil ist. |
Rückblick von der Plattform direkt oberhalb der Schlüsselstelle. |
Um 10:30 Uhr war die Kletterei im Großen und Ganzen geschafft! 😄In unschwierigem Gelände stiegen wir in der Rinne weiter bis knapp 2.100 m auf, bis wir linker Hand auf den Normalweg zum Karkopf stießen.
Für den Abstieg wählten wir den Normalweg bis zum Wetterkreuz, das wir gegen 11:50 Uhr erreichten. Da das Wetter bislang keine Zicken gemacht hatte, nahmen wir uns an diesem wunderbaren Aussichtsplatz noch einmal die Zeit für eine ausgiebige Mittagspause.
Danach ging es über unsere Aufstiegsroute vom Morgen zurück zur Neuen Alplhütte. Um den Rückweg zu beschleunigen, nahmen wir anschließend den Fahrweg zurück zum Straßberghaus.
Gegen 13:30 Uhr hatten wir unser Auto am Parkplatz erreicht - und waren immer noch trocken! 😁
Der Regen hat übrigens erst nach 17:00 Uhr in unserer Ecke eingesetzt, so dass wir uns gar nicht so sehr hätten beeilen müssen. Aber lieber Vorsicht, als Nachsicht...😶
Hier findet ihr das Video von DF: Das Geheimnis der Gallier!. 😊
Fazit zur Tour:
Das war eine megaklasse Kletterei! Das "Geheimnis der Gallier" hat unglaublichen Spaß gemacht und war gleichzeitig nicht zu schwer [Anm. von DF: Hätte ruhig länger sein dürfen! 😉 ]. Durch die Rinne war man nie sonderlich ausgesetzt und durch die vielen Stufen hatte man auch immer die Möglichkeit einen guten Stand zwischen den einzelnen Kletterpassagen einzunehmen. Spätestens nach dieser Route habe ich Plattenklettern für mich entdeckt! 😁
Der Zustieg über die beiden Hütten ist sehr gut machbar und das Wetterkreuz beeindruckt jedes Mal wieder mit seinen wunderbaren Aussichten.
Das ekligste an der ganzen Aktion war aus meiner Sicht der Zustieg zum Einstieg der Kletterroute, der auch über das Schotterfeld sicher nicht ganz ohne ist. 😖
Für Anfänger ist die Rinne mit Seilsicherung garantiert ein lohnendes Unterfangen und ein gutes Gelände, um den Umgang mit den Materialien zu lernen, da es kein ständiges Arbeiten am Abgrund gibt. Und auch für erfahrene Bergsteiger und Kletterer bietet das Geheimnis der Gallier eine Menge Spaß! Wir hatten diesen Spaß jedenfalls die gesamte Tour über! 😄
Bis zur nächsten Schandtat! 😀
Eure Katharina
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen