Hi! 😊
Als wären die letzten beiden Wochenenden nicht aufregend/anstrengend genug gewesen, lockte es uns am 25./26. Mai 2018 schon wieder in die Berge.
Ich möchte hier anmerken, dass ich eine dicke Erkältung und eine Nase im Dauerlaufbetrieb hatte, aber nicht daheim bleiben wollte. Dieses Verhalten ist definitiv nicht zur Nachahmung empfohlen!
Falls ich auf einigen Fotos also etwas gequält aussehe, liegt es nicht an meiner Begleitung in Form von DF, sondern an meinem Gesundheitszustand.
Unser Ziel war dieses Mal die Große Gehrenspitze in den Tannheimer Bergen und unser Weg sollte uns über den Ostgrat über vier weitere Gipfel dorthin führen. Man beachte das "sollte", das im weiteren Verlauf durchaus noch von Bedeutung sein wird. 😅
Die Anfahrt am Freitag lief bis auf einen kurzen Stau bei Würzburg (wo sonst?) ganz entspannt. Der Parkplatz in der Nähe von Wängle lag direkt am Waldrand und augenscheinlich abgeschieden und ruhig - aber dazu später mehr.
Sicht vom Parkplatz |
Zuallererst wollten wir unsere Schlafstätte vorbereiten und machten dabei eine ernüchternde Feststellung: Wir hatten unsere Matratzen zum Unterlegen vergessen! 😱 ...noch am Vormittag waren wir durch die Baumärkte geirrt und hatten nach einer Lösung gesucht, um die Kante in meinem Kofferraum, die beim Schlafen unbequem in den Allerwertesten drückte, zu überbrücken. Diese Lösung hatten wir in Form von Bierzeltgarnituren (Ja, ihr lest richtig! Das Patent passt perfekt!) gefunden, aber über die Freude darüber die eigentlichen Matratzen vergessen. *ähem*
Auto ohne Matratzen... |
Glücklicherweise hatten wir ein paar Decken mehr eingepackt als bei den Touren zuvor, so dass wir uns behelfen konnten. Auch wenn ich mich schon darauf freue beim nächsten Mal im Rücken wieder etwas weicher zu liegen. 😛
Und dann kam die Nacht und mit der Nacht kamen...die Checker! Wie gesagt: unser Parkplatz lag im Nichts irgendwo am Wald und ausgerechnet dort fährt um Mitternacht eine totale Proletenkarre vor. Es wird ein Fahrrad ausgeladen, sich unterhalten und die ganze Zeit der Motor laufen gelassen. Erst gegen drei Uhr ist/sind der/die/das von dannen gezogen. Das waren natürlich himmlische Schlafbedingungen...
Pünktlich um 05:30 Uhr sind wir trotzdem am nächsten Morgen gestartet. Unser erstes Ziel war das Feuerköpfle, auf das kein offizieller Weg führt. Die meisten Tourenbeschreibungen liefen über die Castorieskapelle, doch unser Kartenprogramm hatte einen etwas kürzen Weg vorgegeben, für den wir uns entschieden hatten.
Steil und weglos ging es nach oben |
Laut GPS verließen wir den Normalweg genau dort, wo es angedacht war. Es ging eine steile Rinne nach oben, in deren Mitte ein kleiner Bach floss. Ab einer gewissen Höhe lotste uns das GPS nach rechts und einige Schritte später standen wir mehr oder weniger irgendwo im Nirgendwo im Wald! Ein erneuter Blick aufs Kartenprogramm zeigte auf einmal an, dass wir etwa 200 Meter zu weit links waren!
Im steilen, rutschigen Gelände hatte ich auf unserer Suche nach dem richtigen Weg zudem nichts Besseres zu tun, als einen richtigen Abflug zu machen. Zwei blutige Knie und ein halb amputierter Daumennagel waren das glorreiche Ergebnis. 😓 Zum Glück konnte es nach einer gehörigen Ladung Desinfektionsgel und Pflaster weitergehen.
Zurückgehen war keine wirkliche Alternative und so entschlossen wir uns dazu am sich vor uns auftürmenden Fels nach einer Möglichkeit zu suchen, um auf den Grat zu gelangen. Inzwischen hatte sich das GPS nämlich wieder gefangen und zeigte an, dass wir nur noch knappe 30 m Luftlinie von unserem eigentlichen Weg entfernt waren.
Zwei Fehlschläge später hatten wir endlich eine Stelle gefunden, an der wir nach oben klettern konnten. Das ausführliche Drama mit Mimik, Panik, Fluchen etc. wird es selbstverständlich im Video von DF geben. Der ganze Spaß hat uns etwa 1-1 1/2 Stunden in unserer Zeitplanung zurückgeworfen...
Endlich zurück auf unserer Route mussten wir noch einmal gute 300 m zurückgehen, um gegen 09:00 Uhr den Aussichtspunkt am Feuerköpfle (1.494 m) zu erreichen. Die Aussicht hat für einen Großteil der Tortur zuvor entschädigt. 😉
Aussicht Feuerköpfle |
Von da an ging es weiter zum Turejöchle (1.746 m). Zum Teil sehr dürftige Trittspuren wiesen den Weg und nicht selten war ein regelrechter Kampf gegen die überall wuchernden Latschen notwendig, um vom Fleck zu kommen.
Ab durch die Latschen! |
Das Gipfelkreuz vom Turejöchle gleicht allerdings eher einem falsch aufgestellten, veralteten Verkehrsschild...warum auch immer?!
Panorama vom Turejöchle mit Blick auf Füssen, Säuling und Reutte |
Unser nächstes Ziel war die Blachenspitze oder der Blachenspitz (im Internet finden sich beide Formulierungen) mit 1.965 m. Ab diesem Punkt ging die eigentliche Gratwanderung und die selbstständige Wegfindung richtig los.
Blachenspitze |
Doch auch nach der Umgehung wurde der Weg nicht leichter und wir waren froh, dass wir die Wanderstöcke mitgenommen hatten.
DF beim Aufstieg zur Blachenspitze |
Es waren zwar "nur" Grashänge, die uns nach oben führten, aber die hatten es in sich. Es braucht definitiv keinen Fels, um einem das Leben schwer zu machen.
Die steilen Grashänge der Blachenspitze |
Um 11:30 Uhr hatten wir endlich die Blachenspitze erreicht und gönnten uns dort eine Pause für eine ordentliche Brotzeit. Allzu lange war unsere Auszeit leider nicht, da die Sonne inzwischen heftig auf uns herunterknallte und wir das Gefühl bekamen, gebraten zu werden.
Am Gipfel der Blachenspitze |
DF auf dem Grat mit Blick zu den Gehrenspitzen |
Der Weg bis zur Kleinen Gehrenspitze (2.105 m) war sehr ausgesetzt und durch das steile Gras nicht unbedingt immer einfach.
Stolpern unerwünscht! |
Gegen 13:30 Uhr waren wir endlich am Gipfel der Kleinen Gehrenspitze angelangt. Das letzte Stück mit einer Grasquerung und/oder etwas steilerer Kletterei war ebenfalls nicht ohne gewesen und wir waren froh, dass wir kurz pausieren konnten.
Unser Ziel, die Große Gehrenspitze (2.163 m), lag schon in greifbarer Nähe.
Ziel in Sicht |
Doch die Schlüsselstelle der Tour stand noch zwischen uns und unserem Tagesziel und sie begann direkt an der Kleinen Gehrenspitze. Einige Berichte hatten gesagt, dass man über den sehr ausgesetzten Grat gehen oder durch eine grasige Scharte absteigen kann. Nach einem kurzen Blick auf den Grat entschieden wir uns für die Scharte.
An sich war der Abstieg nicht sooo schwer, doch war der Boden mehr Gras und Erde als fester Fels und hinter einem gähnte ein tiiiiiefer Abgrund - so dass dauernde Konzentration und mentale Ruhe notwendig waren. Bei nasser Witterung ist dieser Weg absolut nicht zu empfehlen!
Die Abstiegsroute |
Am Abgrund... |
Der Rest des Weges war zwar anstrengend, aber lange nicht mehr so nervenaufreibend wie davor. Und so erreichten wir um 14:30 Uhr die Große Gehrenspitze.
Meine Erkältung meinte mich genau zu diesem Zeitpunkt richtig terrorisieren zu müssen, so dass ich das Gipfelglück gar nicht richtig genießen konnte...
Drei Stoffel auf der Großen Gehrenspitze |
Rückblick auf den Ostgrat zur Großen Gehrenspitze |
Nach einer kurzen Keks-Pause machten wir uns an den Abstieg über den Normalweg. Allerdings hatten wir das Wort "Normalweg" etwas zu locker ausgelegt und bereits unsere Wanderstöcke ausgepackt, die in dem teils steilen Fels mehr hinderlich, als hilfreich waren.
Nachdem wir einige Kletterei hinter uns hatten, erreichten wir endlich die bekannte Scharte, in der man weiter absteigen sollte. Auch diese war relativ steil, schottrig und alles andere als angenehm zu gehen.
Abstieg durch die steile Scharte |
Der Weg schlängelte sich im Folgenden zum Teil recht steil am Berg entlang, bis zum Gehrenjoch. Ab dort wurden die Wege deutlich einfacher und wir konnten ganz locker zur Gehrenalpe auf der Gehrenalm laufen.
Den gut getimten Regenschauer warteten wir bei einer gemütlichen Einkehr mit Holunderschorle, Tiramisu und Apfelstrudel ab. 😀
Blick zurück zu den Gehrenspitzen |
Fazit zur Tour: WOW! und MIEP!
Durch das GPS genarrt und fehlgeleitet, hatten wir schon mal keinen guten Start. Zum Glück hat sich danach alles zum Besseren gewendet. Ordentlich Nerven und Kraft hat dieser Anfang allerdings doch gekostet.
Der Ostgrat ist definitiv kein Spaziergang und erfordert absolute Trittsicherheit und Orientierung. Wer lernen möchte in Gras zu klettern (!), ist hier richtig.
Der Fels ist an den meisten Stellen griffig, nur ausgerechnet an der Schlüsselstelle bröselig.
Insgesamt eine atemberaubende Tour mit Blick über die Tannheimerberge, Reutte und Umgebung und Füssen samt der Königssschlösser. 😊
Mir hat es jedenfalls einen Riesenspaß gemacht - trotz laufender Nase!
Also dann bis zur nächsten Schandtat!
Eure Unlimited
WOW was für eine Tour, mach Spaß mit euch zu wandern.
AntwortenLöschenGruß cbstefan
Hallo Stefan,
Löschenvielen Dank für deinen Kommentar. Wir haben noch viele andere schöne Touren in Planung. :)