Montag, 2. September 2019

Auf das Oberammergauer Matterhorn - Kofel über Linke Achsel (Mehrseillängentour)

Hi! 😀

Für den 15. August war die Wettervorhersage leider alles andere als rosig. Bereits ab der Mittagszeit war Regen gemeldet - und davon eine ordentliche Menge. DF und ich rätselten also fleißig, welchen Unfug wir noch am Vormittag anstellen konnten. 
Der Kofel vom Auto aus - freundlich schaut er nicht aus.
Unsere Wahl fiel schließlich auf das Oberammergauer Matterhorn - den Kofel. Auf den Kofel führen viele verschiedene Wege und wir entschieden uns für die kurze Mehrseillängen-Tour über die Linke Achsel (Schwierigkeitsgrad laut UIAA IV-). Da DF und ich noch nie gemeinsam eine derartige Tour gemacht hatten und die Linke Achsel aus lediglich vier Seillängen, verteilt auf etwa 230 Hm bestand, wurde der Kofel von uns somit zum Übungsgelände auserkoren. 😁

Wir starteten gegen elf Uhr in Oberammergau. Die Stadt hat inzwischen die Parkregeln deutlich verschärft. Früher gab es noch einige freie Parkplätze in Waldnähe, die inzwischen für den regulären Verkehr komplett gesperrt wurden. Dafür wurde eine Vielzahl gebührenpflichtiger Parkplätze geschaffen, die mit 3,- pro Tag nicht gerade günstig sind und zu allem Überfluss ausschließlich Münzgeld annehmen. 😑

DF und ich parkten etwas mehr im Ortsinneren. Dafür hatten wir es zwar weiter zu laufen, mussten aber auch nichts für den Parkplatz bezahlen.
Einige eingedeutschte Begriffe tun nur noch weh...
Über den Königsteig begannen wir in steilen Serpentinen den Aufstieg - gemeinsam mit einer ganzen Flut an Wanderern. Durch unsere Beladung mit Seil zogen wir einige schräge Blicke auf uns. 😆
Der Kofel aus der Nähe.
Der Einstieg zur Kletterroute war auf bergsteigen.com gut beschrieben und unschwer zu finden. Wir stiegen immer weiter auf, bis wir einmal ein Geröllfeld querten, so dass es danach linksseitig von diesem im Zick-Zack weiter nach oben ging. Erst wenn dieser Pfad unterhalb einer glatten Felswand wieder einen Knick nach links machte, gingen wir auf deutlich erkennbaren Trittspuren weiter geradeaus. 

DF und ich querten das Schotterfeld ein weiteres Mal, nur um dann direkt unterhalb des Einstiegs zur Kletterroute zu stehen.
Das zu querende Geröllfeld. 


Der Einstieg zur Kletterroute.
Bereits der Beginn wartete mit einem schrofigen Stück im II. Schwierigkeitsgrad auf, an dem man sich nicht sichern konnte. Danach musste man noch ein gutes Stück um eine Ecke herumlaufen, bis sich die nächste Kletterstelle mit Schwierigkeit II- vor einem auftat. Dieses Stück war recht unangenehm, da es total erdig und mit Wurzeln von Latschen verwuchert war.
DF im weiteren Aufstieg zum ersten Standplatz.
Ich unterhalb vom ersten Standplatz (gelber Pfeil). 
Schließlich erreichten wir den Einstieg zur Kletterroute, der mit einer winzigen Metallplatte gekennzeichnet war.
Der offizielle Einstieg zur Kletterei.
DF und ich legten unsere Klettersachen an, schlüpften in die Kletterschuhe und bereiteten die Seile vor. Das "formschöne" Auswerfen der Seile wurde durch unsere Umgebung leider ein wenig erschwert - ständig verhedderten sich die Seile an Ästen und Wurzeln. 😐
DF mit seinem noch ordentlichen Seil. 😉


Wurzeln sind was tolles...
DF machte den Vorstieg, der aufgrund der zum Teil sehr interessanten Routenführung nicht gerade leicht war. Der Untergrund war erdig, grasig und man wusste nie so ganz, ob er einen hält oder nicht. Wir nutzten einen der Bohrhaken für einen Zwischenstand, so dass ich nachkommen konnte. Als wäre der unangenehme Untergrund nicht genug, waren die Latschen an vielen Stellen in den Weg gewachsen, so dass man diese umgehen oder sich geradezu um sie herum schlängeln musste. Latschenkampf mal anders... Hinzu kam noch das Problem, dass wir uns aufgrund der Entfernung zum Teil nur noch schreiend verständigen konnten.

Der erste richtige Stand war schnell erreicht. Und dafür, dass der Weg bis dahin maximal UIAA III entsprechen sollte, fand ich es mindestens einen Grad schwieriger. Ein wenig Angst hatte ich schon, da die Schlüsselstelle mit IV- erst in der letzten Seillänge kommen sollte. Was sollte das noch geben?! 😱
Ideales Gelände für die Seilführung - verheddern konnte es sich praktisch überall.
Die folgende Seillänge war klettertechnisch zwar unangenehm, aber das eigentliche Problem ergab sich für mich bereits beim Sichern von DF. Durch den starken Bewuchs und die Geneigtheit des Hangs verfingen sich die Seile an allen Ecken und Enden. Ich war die meiste Zeit damit beschäftigt, dass ich das Seil irgendwie von Wurzeln und Ästen wegschnickte, damit es überhaupt weitergehen konnte. Als dann noch die Seile sich miteinander verhedderten und dadurch in den Exen hakten, hatte ich erstmal die Nase gestrichen voll.
Ich war nur froh, als ich kurz darauf bei DF - und am Wandbuch ankam.

Wir nahmen uns Zeit für eine kurze Pause, trugen uns ins Wandbuch ein und entwirrten die Seile. Weiterhin verständigten DF und ich uns darauf, dass wir für die nächste Seillänge von 45 m per What'sApp kommunizieren und nicht brüllen würden. Ich hatte zuvor zwar gehört, dass er etwas geschrien hatte, aber nicht den eigentlichen Inhalt verstanden.

Die Absicherung des nächsten Abschnitts war deutlich angenehmer und meinem Empfinden nach war DF ruckzuck am nächsten Stand angekommen. Die Kommunikation über What'sApp-Chat verlief auch reibungslos. Ich habe euch einen Screenshot unseres "hochprofessionellen" Chats hier eingestellt. 😂
Unser Chat.
Danach hieß es für mich in die letzte Seillänge inklusive Schlüsselstelle einsteigen. Und ganz ehrlich: Das war die angenehmste Seillänge. Es war griffiger Fels, keine rutschige und viel zu weiche Erde und es ließ sich alles sehr gut klettern. Nur an der Schlüsselstelle meinte ich kurz, dass es alles interessanter machen würde, wenn ich mir das Knie anhaue...😫😬 Man gönnt sich ja sonst nichts!

Am letzten Stand konnten wir das Gipfelkreuz sehen und merkten auch die ersten Regentropfen, die allmählich ihren Weg nach unten fanden. Also nichts wie hoch zum vollkommen überlaufenen Gipfel!
Dort gönnten wir uns eine kurze Verschnaufpause, ehe wir zusahen, dass wir unsere Sachen zusammenpackten.
Das Wetter sieht irgendwie suboptimal aus.
Den Abstieg gingen wir über die seilversicherte Route, die teilweise auch als A/B-Klettersteig angegeben wird. Sie war insgesamt keine wirkliche Herausforderung, zumal wir noch ein Pärchen ohne Probleme überholten. Das einzige, was an diesem Tag alles etwas schwieriger machte, war die Nässe. Keine zehn Minuten später standen wir bereits wieder am Königsteig.
Ein Stück des seilversicherten Abstiegs.
Ab diesem Zeitpunkt öffnete der Himmel seine Schleusen! Ich war froh, dass ich meine Regenjacke mitgenommen hatte und DF behalf sich mit einer Mülltüte, die er sich im Festival-Style umwarf. Das wird garantiert die neue Mode im Bergsport! 😁

Der neue, trendige Regenschutz für die Bergmode 2020! 
Als wir eine knappe Stunde später das Auto erreichten, schien die Sonne wieder und wir konnten noch einmal einen guten Blick auf den Kofel erhaschen, der von Weitem praktisch unbezwingbar wirkte.

Fazit zur Tour:
Es war definitiv eine Erfahrung wert, dass wir eine Mehrseillängentour gemacht haben. Insgesamt kann ich aber sagen, dass mich das ganze Gewurschtel mit dem Seil tierisch genervt hat.
Zudem konnten wir nach dieser Tour für uns sagen, dass wir keine Mehrseillängentour mehr unterhalb der Baumgrenze klettern. Überall verhedderten und verklemmten sich die Seile bei Ästen und Wurzeln oder wickelten sich um die Baumstämme. Zwischenzeitlich war es so weit, dass ich dachte, dass ich nur noch mit einer guten Schere die Seile losbekomme. 😐
Für Anfänger würde ich die Tour über die Linke Achsel wegen der geländebedingten Schwierigkeiten deshalb nicht empfehlen. Ein schöner III-er bzw. IV-er zum Klettern, fühlt sich anders an.

Hier findet ihr das Video von DF: Kofel (Oberammergau) über Linke Achsel

Bis zur nächsten Schandtat!

Eure Katharina 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen