Hi! 😀
Auf die Zugspitze führen bekanntlich viele Wege. DF und ich hatten es uns bereits seit langem als Ziel gesetzt, dass wir alle Wege kennen und gegangen sein wollten. Und dazu fehlte uns noch der Grat zwischen Zugspitzeck und Schneefernerkopf, der Zugspitze-Westgrat.
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Der kurze, aber imposante Westgrat zur Zugspitze.
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Wirkliche Tourenbeschreibungen oder Videos gab es zu diesem "Weg" nicht, weshalb wir lediglich in alten DAV-Führern eine grobe Vorstellung bekamen, was uns erwartete. Man sollte sich die meiste Zeit am Grat halten und die Kletterei sollte angeblich nicht schwerer als UIAA II werden. Gleichzeitig stand jedoch überall, dass die Strecke sehr brüchig wäre. 😰 Ob unser Vorhaben geklappt hat? Seht selbst! 😉
Vorab ein paar Worte zum Westgrat: Er erstreckt sich vom Zugspitzeck (2.815 m) bis zum Gipfel der Zugspitze. Direkt vom Schneeferner ist er aufgrund der steilen Wände nicht erreichbar, weshalb man zuerst von der Schneefernerscharte zum Zugspitzeck und dann weiter zum Gipfel geht.
Beim Westgrat handelt es sich zudem um die Route, welche die Erstbesteiger vor ziemlich genau 200 Jahren gewählt haben, um Deutschlands höchsten Gipfel zu erreichen. 😃
DF und ich erleichterten uns an diesem Tag die Tour ein wenig, indem wir mit der Gondel der Zugspitzbahn vom Eibsee zum Gipfel und mit der Gletscherbahn zum Sonnalpin fuhren. Hier waren wir seit unserer Hochzeit im September 2018 nicht mehr gewesen. 😊
An dieser Stelle ganz viele Grüße an den netten Schaffner der Seilbahn, Max, der uns (trotz Maske) erkannte. Wir wünschen dir noch ganz viel Spaß bei deinem Hammerjob. 😄
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Fahrt mit der Gletscherbahn.
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Die spärlichen Reste des Schneeferners. |
Unser Weg führte uns zuerst auf einer regelrechten Fahrstraße in Richtung Schneefernerkopf, wo wir auf dem Schneeferner nach rechts abbogen, um in Richtung der Scharte zu laufen.
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Unterwegs zum Schneeferner.
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Und da wollen dir drüber?! 😱
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Die armseligen Reste des Gletschers konnten wir problemlos ohne Grödeln oder Steigeisen überqueren. Um 09:40 Uhr hatten wir die Schneefernerscharte mit (2.699 m) erreicht. |
Blick zum Sonn-Alpin.
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Auf dem Gletscher und im Hintergrund die Hohe Munde. |
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Da soll es später hoch gehen. Sieht ziemlich bröselig aus...
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Die Scharte rückt näher.
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Die eigentliche Scharte war sogar mit einem Geländer abgesichert und als wir auf der anderen Seite einen Blick nach unten wagten, wussten wir auch warum. Zumal bis zu diesem Punkt auch problemlos sämtliche Touristen gelangen konnten, die keinerlei Bergerfahrung haben. |
Hui, da geht es aber runter...
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DF und ich gingen an der Scharte jedoch nicht direkt in Richtung Westgrat, sondern wandten uns nach links zum Schneefernerkopf (2.875 m). Durch die Bahnfahrt hatten wir mehr als ausreichend Zeit und wollten uns diesen Gipfel nicht entgehen lassen. 😀 |
Der Blick in Richtung Schneefernerkopf. |
Aus verschiedenen Beschreibungen wussten wir, dass auf den Schneefernerkopf ein leichter Klettersteig (A/B) führte. Diesen nahmen wir direkt ab der Scharte in Angriff. Die mit einem Stahlseil versicherten Stellen waren nicht sonderlich wild, jedoch waren einige Abschnitte sehr schottrig. 😓 Auf diesem Abschnitt bekamen wir bereits ganz neue Perspektiven auf den Eibsee und Ehrwald geboten. |
Beeindruckende Tiefblicke.
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Ein Felsenfenster (das sog. "Wetterloch") in Richtung Ehrwald.
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Da sich unten auf dem Schneeferner bereits die Touristenmassen tummelten, sputeten wir uns ein wenig, um am Gipfel wenigstens noch kurz ungestört zu sein. |
DF auf einem der schottrigen Abschnitte.
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Entspanntes Treppensteigen.
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Das ist mal ein Panorama! 😊
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Wir passierten eine Messstation des Schneefernerhauses und gelangten zum vorgelagerten Gipfelkreuz, das extra so positioniert worden war, damit man es von Ehrwald aus noch sehen kann. |
Das vorgelagerte Gipfelkreuz.
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Ein Traumblick auf die Mieminger Kette.
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Der obligatorische Gipfelbuch-Eintrag. 😄 |
Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen auch noch auf den tatsächlichen Gipfel zu gehen, der keine zehn Minuten entfernt lag. Dort oben sah es allerdings eher aus wie "Klein-Tibet". 😅 |
Der Blick vom Gipfelkreuz zum eigentlichen Gipfel.
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Nun die umgekehrte Perspektive. |
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Klein-Tibet auf dem Schneefernerkopf. |
DF und ich machten uns wieder an den Abstieg und wunderten uns inzwischen, dass wir immer noch alleine hier oben waren, zumal sich auf dem Zugspitzplatt inzwischen wirklich die Massen tummelten.
Den gesamten Abstieg über blieben wir auch unter uns. Von der Unzahl der Touristen, die sich über den Schneeferner zur Scharte wagten, hatte kein einziger den Aufstieg zum Schneefernerkopf gewagt. Pech für die Touris, Glück für uns. 😁
Nun begann das eigentliche Abenteuer für uns beide. Zwar verlief noch ein Stahlseil ab der Scharte in Richtung des Zugspitzecks, doch auf dem weiteren Weg merkten wir recht schnell, dass man diesem nicht blind folgen sollte. 😅
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Das Stahlseil verläuft manchmal etwas zu direkt...
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Das Gelände an sich war klettertechnisch nicht allzu schwer, jedoch in Richtung Ehrwald verflucht ausgesetzt, da es tatsächlich beinahe senkrecht nach unten ging. Hinzu kam eine "traumhafte" Auflage von feinstem Rollsplitt, die uns praktisch die gesamte Tour über begleiten sollte.
Auch in Richtung des Schneeferners wurde die Wand sehr bald immer steiler, so dass ein Rutscher gar nicht gut gekommen wäre.
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Der nächste Felssturz...? 😨
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Entweder direkt am Grat oder rechts davon, wie hier im Bild.
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An vielen Stellen bis zum Zugspitzeck sahen wir WIE brüchig das Gelände war. Speziell an einer Ecke sah es so aus, als würde es dort in den nächsten Jahren einen Felssturz geben. 😨
Wir orientierten uns die meiste Zeit direkt am Grat oder umgingen auf der rechten Seite kleinere Stücke, bis wir schließlich das Zugspitzeck erreicht hatten.
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Feinstes Kraxel-Gelände.
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Das nenne ich mal heftige Platten! 😅 Und ja, das ist mein Schuh! 😂 |
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Fast haben wir den Westgrat erreicht. |
Von dort aus bot sich für uns eine vollkommen neue Perspektive auf den Zugspitzgipfel, die Wiener Neustädter Hütte, den Stopselzieher-Klettersteig und das gesamte Umland. Zudem war es vollkommen verrückt, dass wir nur einen knappen Kilometer Luftlinie vom "Top of Germany" waren - und das vollkommen allein! Von unten hörten wir den Lärm der Touristenmassen und wir sahen auch die Scharen, die sich vom Sonn-Alpin nach oben wälzten, aber DF und ich hatten unsere Ruhe. 😁
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Blick auf die Wiener Neustädter Hütte (gelber Kreis) und den Eibsee.
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Ein imposanter Steinmann.
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Der weitere Weg. Das Ziel sieht so nah aus.
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Die folgende Strecke war definitiv etwas für "Bröselfreaks". 😂 Wir konnten uns teilweise nur darüber wundern, dass das gesamte Zugspitzmassiv überhaupt noch hielt, so brüchig war der folgende Grat. |
Aussicht auf den Einstieg des Stopselzieher-Klettersteigs. |
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Gehgelände am Grat. |
Die klettertechnischen Schwierigkeiten gingen maximal in den oberen II-er Bereich (UIAA), waren durch die enorme Brüchigkeit jedoch gar nicht ohne und die Ausgesetztheit sorgte für den notwendigen DF-Bonus. Die meiste Zeit hielten wir uns auch hier direkt am Grat. Die Steilheilt links und rechts verbot ein Ausweichen teilweise komplett. An einigen Stellen mussten wir uns dann doch seitlich herantasten, wobei dies meist auf der rechten Seite erfolgte. Links war die Wand so steil und abfallend, dass wir innerhalb von zwei Sekunden in der Wiener Neustädter Hütte gelandet wären. 😅
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Mitten auf dem Westgrat. |
Etwa auf der Hälfte der Strecke bemerkten DF und ich die dicken Wolken, die sich um das Wettersteinmassiv immer mehr auftürmten. Es waren zwar Gewitter vorhergesagt gewesen, aber erst ab dem Nachmittag und wir hatten gerade mal 13:00 Uhr. 😱 Um auf dem unwegsamen Westgrat nicht in die Bredouille zu geraten, gaben wir ab diesem Punkt etwas mehr Gas...! |
Diese Wolken sehen so gar nicht freundlich aus...
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Als wir etwa auf der Höhe der Forschungsstation Schneefernerhaus waren, hatten wir die meisten Schwierigkeiten geschafft. Am Grat selbst befand sich eine kleine Messstation, die offenbar auch häufiger kontrolliert wurde, denn an einem darauffolgenden, kniffligen Stück war tatsächlich ein Fixseil gelegt. Dieses Seil war an einer Stelle zwar mehr im Weg, als dass es half, aber ohne Seil hätte ich dort auch nur begrenzt hochgehen wollen. 😅 |
Eine ganz andere Perspektive auf das Schneefernerhaus.
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Man beachte dieses wunderbare Geschottere...
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Und schließlich war es geschafft: Wir hatten den Weg, der vom Sonn-Alpin heraufführte, erreicht - und erhielten ziemlich ungläubige Blicke von den vielen Bergsteigern, an denen wir recht locker vorbeizogen. 😁
Um kurz vor zwei Uhr hatten wir unser Ziel erreicht und befanden uns auf dem Gipfel der Zugspitze. Aufgrund des Massenandrangs verzichteten wir dieses Mal jedoch auf den Besuch am Gipfelkreuz. Stattdessen sahen wir lieber zu, dass wir die nächste Bahn bekamen...😅
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Die Webcam der Zugspitze. Ganz rechts in dem grünen Kästchen stehen DF und ich. |
Als wir etwas später unten am Parkplatz ankamen, bekamen wir die Bestätigung, dass wir alles richtig gemacht hatten. Wir hatten die Seilbahnstation kaum verlassen, als es kräftig zu regnen begann! 😀
Fazit zur Tour:
Wow, was für ein verrücktes Abenteuer! Und es war sogar recht bequem erreichbar. 😂
Der Ausflug zum Schneefernerkopf ist für jeden trittsicheren Bergsteiger überhaupt gar kein Problem und absolut lohnenswert. Eine selbstständige Tour vom Tal führt leider nicht auf diesen schönen Gipfel, da ist bei der Planung also Kreativität gefordert. 😉
Und was soll ich zum Grat sagen? Boah, war das irre! Vom Sonn-Alpin aus hatte es einfach unmöglich ausgesehen über diesen scharfen Grat zu gehen - und zwischenzeitlich sind DF und ich dort sogar fast gerannt. 😅
Wer noch einmal richtigen, puren Alpinismus ohne Schnickschnack, Markierungen oder irgendwelche Hilfsmittel erleben möchte, kann sich auf dieser Strecke gut ausprobieren. Die Tiefblicke sind fantastisch, die Aussichten wunderbar und die Kletterei ist fordernd, aber immer anregend.
Alles in allem war es eine echt klasse Tour, die als gutes Halbtagesprogramm durchgeht und eine wirklich schöne Abwechslung war! 😄
Bis zur nächsten Schandtat!
Eure Katharina
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