Montag, 18. Oktober 2021

Blockiert am Seefelder Panorama-Klettersteig!

Hi! 😀

Ich hatte erst vor Kurzem durch Zufall erfahren, dass bei Seefeld (Tirol) im Juni 2021 ein niegelnagelneuer Klettersteig eröffnet worden war: der Seefelder Panorama-Klettersteig mit Schwierigkeitsgrad C. 
DF am Pausenplatz in der Mitte des Klettersteigs. 
DF und ich wollten uns für unsere große, geplante Unternehmung am 09.09.2021 schonen, gleichzeitig aber auch das gute Wetter nicht ungenutzt lassen und da kam uns der Klettersteig, dessen Zustieg man angenehm mit der Bahn verkürzen konnte, sehr entgegen. Ob wir das Seefelder Panorama genießen konnten? Seht selbst! 😄

Los ging es am 08.09.2021 gegen 09:30 Uhr (ja, wir waren an diesem Tag mal nicht in aller Frühe aus dem Bett gefallen 😅) an der Talstation der Standseilbahn Rosshütte in Seefeld. Dort gibt es ein kostenloses (!) Parkhaus, in dem man sein Auto abstellen kann! Da war ich bereits restlos begeistert!
Wir lösten brav unser Ticket, wobei es sogar ein extra Bergwanderticket gab, das einem ermöglichte, drei mal eine der verschiedenen Bahnen zu nutzen und dazwischen eine beliebige Strecke zu laufen. Diese Ticket-Variante fand ich sehr praktisch und durchdacht! Und um unnötigen Müll zu vermeiden, gab es auf die Tickets aus Hartplastik jeweils 4,- € Pfand. 
Und los geht's! 

Sogar mit Gegenverkehr...! 

Abenteuerlich!
Die ersten 500 Höhenmeter überwanden DF und ich sehr bequem mit der Standseilbahn, die eigentlich aussieht wie ein Zug, nur dass sie an einem Seil die Schräge am Berg nach oben gezogen wird. Damit man trotzdem normal stehen kann und nicht durch die Steigung umfällt, ist die Bahn schräg gebaut, wobei die Standflächen für die Fahrgäste waagrecht sind - ein sehr interessantes Konstrukt. Um kurz vor zehn Uhr hatten wir schließlich die Rosshütte auf 1.751 m erreicht. Bereits um diese Uhrzeit war einiges los, was aber auch an den großzügigen Spielplatzanlagen mit Trampolin und Reifenrutsche gelegen haben dürfte. 😅
Von links nach rechts: Seefelder Spitze, Reither Spitze, Härmelekopf.

Für die ruhigeren Gipfelbesucher! 😇

Und hier was für die Spielkinder! 😆

Die Beschilderung ist top! 
DF und ich folgten der Beschilderung in Richtung Panorama-Klettersteig. Der Fußweg bis zum Einstieg sollte keine knappe Dreiviertelstunde dauern. Steil und gefühlt senkrecht ging es erst auf einem breiten Weg nach oben. An einer kleinen Graskuppe gingen wir aus Versehen etwas zu weit nach oben, bis wir bemerkten, dass wir nach rechts hätten abbiegen müssen. Der "Verhauer" war aber auch zu einladend gewesen, hatte uns jedoch zum Glück praktisch keine Zeit und keine Höhenmeter gekostet.

Schließlich schlängelte sich ein Pfad parallel am Berg entlang und da wir uns auf der Westseite befanden, waren wir die ganze Zeit im Schatten. Bereits ab diesem Weg boten sich traumhafte Ausblicke auf die Reither Spitze, die Hohe Munde und das gesamte Leutascher Tal. 😍
Der Blick auf die Arnspitz-Gruppe - ihr seid auch noch dran!

Links die Hohe Munde und rechts davon das Gaistal und der Wetterstein.

Es gibt nichts schöneres als befestigte Wege! 😂

Rückblick: Da kommen wir her! 😀

Das nenne ich mal eine Aussichtsbank! 😍
Gegen halb elf erreichten wir den Einstieg zum Klettersteig und bereits da waren mir einige Personen im ersten Teil aufgefallen, die offenbar mit einem zusätzlichen Kletterseil unterwegs waren. Da wir uns im allgemeinen Getümmel erst einmal eine Ecke suchen mussten, um in Ruhe unsere Ausrüstung anzuziehen, vergaß ich diese Beobachtung schnell wieder. Aber sie würde später noch von Bedeutung sein...
Die ersten Aufschwünge des Klettersteigs.

Reither Spitze und Härmelekopf. 
Vor uns lagen circa 280 Höhenmeter verteilt auf etwa 450 m Strecke. Der Klettersteig legte direkt mit zwei C-Stücken los, die vor allem eins waren: steil! Doch danach ging es recht entspannt weiter. Immer wieder gab es Absätze, auf denen man stehen konnte oder sogar kleinere Gehpassagen. Die Mischung aus Forderung und Entspannung war genau richtig - und der Blick nach unten nicht zu verachten! 😊
DF kurz nach dem Einstieg. 

Und es geht aufwärts! 
Im nächsten Abschnitt gab es eine längere, schwere Passage, die leicht überhängend war. Aus meiner Sicht hätte sie deshalb durchaus die Schwierigkeit C/D verdient. Bereits in diesen beiden Teilen kam es drei Mal zu Steinschlag und einmal waren es zwei faustgroße Brocken, die nicht weit entfernt von uns nach unten schossen! 😳 Ich hatte zwar gelesen, dass Steinschlaggefahr bestand, aber dass es so schlimm war, hatte ich nicht erwartet...
Das überhängende Stück. 
Wir erreichten schließlich einen kleineren Absatz, an dem wir zwei junge Frauen überholten. Die folgende Querung entlang der glatten, senkrechten Platten war außerordentlich cool! Für diesen Abschnitt ein großes Daumen hoch an die Personen, die den Klettersteig angelegt haben! Das hat richtig Spaß gemacht! 😎
Die coole Plattenquerung.
Nach dieser Querung, die wir nach etwa 30 Minuten erreichten, hatten wir Halbzeit auf dem Klettersteig und es folgte Gehgelände auf einem kurzen Wiesenstück. Dort hat man auch die Chance den Klettersteig über einen Notabstieg zu verlassen. DF und ich nutzten die dort vorhandene Höhle für eine kleine Pause und um uns vor erneutem Steinschlag in Sicherheit zu bringen. So heftig habe ich das noch nie erlebt! 😧
Die Pausenstelle mit Notausstieg.

Auch hier bestens beschildert. 

DF in der Höhle. 
Ab diesem Punkt begann unsere Tortur. Wir hatten noch etwa zehn weitere Klettersteiggeher vor uns, die an sich gut vorwärts kamen. Beide Daumen hoch auch für den Jungen und seinen extrem entspannten Großvater! Ihr wart spitze! Doch vor diesen Leuten befand sich tatsächlich eine Vierer-Seilschaft!!! 
Ja, ihr lest richtig! Vier Leute gingen den Klettersteig nach oben und sicherten sich dabei zusätzlich mittels eines Kletterseils! Da sie immer nur versetzt nacheinander gehen und dem Vorsteiger folgen konnten, kamen sie im absoluten Schneckentempo vorwärts! Außerdem machten sie keinerlei Anstalten jemanden vorbei zu lassen! Selbst an Stellen, an denen das Überholen problemlos möglich gewesen wäre, schneckten sie unbeirrt weiter. 
Dabei hatte im Internet extra gestanden, dass der Seefelder Panorama-Klettersteig nicht für Anfänger geeignet ist! Wobei wir uns gleichzeitig nicht vorstellen konnten, dass ein Bergführer mit einer so großen Gruppe sich so verhalten würde?! 
DF und ich hatten an der Lachenspitze im Herbst 2019 nämlich das komplette Gegenteil erlebt. Da war ein Bergführer auch mit zwei Personen vor uns unterwegs. Doch zum einen hat er uns vorbei gelassen und zum anderen hat er das Kletterseil nur an der schwierigsten Stelle zum Einsatz gebracht. 
Die Gruppe über uns dagegen verwendete das Ziel vollkommen unabhängig von der Schwierigkeit der Passage ganz stur durchgängig weiter. 😑
Und weiter geht's!

Schönste Tiefblicke. 😄
So war etwas eingetreten, was DF und mir noch nie an einem Klettersteig passiert war: Wir waren blockiert! Und es war definitiv nicht unsere Schuld...

Die zweite Hälfte des Klettersteigs habe ich nur noch bruchstückhaft in Erinnerung, zumal wir über eine Stunde brauchten. Es gab ein paar schöne Aufschwünge, aber wir kamen nicht richtig in den "Flow", weil wir nach spätestens fünf Zügen schon wieder ausgebremst wurden, so wie auch alle anderen vor uns. Es ging sogar soweit, dass eine Frau vor uns und ich so stark zu frieren anfingen, dass wir an einer geeigneten Stelle die Rucksäcke auszogen und uns warme Pullover überzogen! Wer rechnet denn auch damit, dass man am Klettersteig für zehn Minuten und mehr vollkommen zum Stillstand kommt?! 
Für meinen relativ frisch verheilten Fuß war die ganze Aktion auch nicht sonderlich förderlich. Ich wurde an Stellen und in Positionen zum Halten gezwungen, an denen ich den Fuß nicht gut ausbalancieren konnte, so dass schließlich die Außenbänder wieder schmerzten. 😑
Das Gipfelkreuz wird langsam sichtbar.
Eeendlich standen wir vor dem letzten Aufschwung und konnten bereits das Gipfelkreuz sehen. Ich ließ mir die Gelegenheit nicht entgehen, uns ins Steigbuch einzutragen, dabei fiel mir ein Eintrag direkt vor uns auf. Dort stand etwas von dem Ausbildungskurs eines Vereins und dass es "easy" gewesen wäre. DF und ich waren beide für einen Augenblick in Schockstarre. Wir wussten nämlich, dass eine Bekannte von ihm mit eben jenem Verein (nur so viel: Es war nicht der DAV!) aktuell einen Kurs mit Bezug zu Klettersteigen in der Nähe absolvierte. Konnte die Welt so klein sein!? 😱
Das Wandbuch.
Es war bereits 13 Uhr vorbei, als wir schließlich am Gipfelkreuz der Seefelder Spitze auf 2.221 m standen. So richtig freuen konnten wir uns aber irgendwie nicht, da wir viel zu genervt waren von dem unnötigen Stau zuvor. Wir sahen uns kurz um und tatsächlich entdeckten wir DFs Bekannte, die mit einer größeren Gruppe und Kletterseil in unmittelbarer Nähe auf einer Bank saß. Die Welt ist manchmal wirklich ein Dorf...😒

Wir gingen beide zu ihr, um sie zu begrüßen und wurden direkt empfangen mit den Worten "Oh, habt ihr uns den Rücken frei gehalten?". Ich bin ehrlich: Mir ist in diesem Moment fast der Kragen geplatzt. 😑 Ich konnte auch nicht an mich halten und habe geantwortet, dass wir in der Schlange hinter ihnen, zu denen gehörten, die am lautesten geschimpft hätten. 😬 Danach erntete ich nur ungläubige Blicke. DF versuchte deutlich diplomatischer sein Glück und meinte, dass es für diese Übungstouren mit Seil extra Übungsklettersteige geben würde, wo man niemand anderen ausbremst. Doch einer aus der Gruppe fuhr ihm sofort über den Mund: "Das haben wir nicht nötig! Wir können es ja!!!" Was soll man dazu sagen?! 
Mir rutschte noch raus, dass sie mit Seil trotzdem so langsam waren, dass sich hinter ihnen alles gestaut hätte und wir am Klettersteig gefroren (!) hätten, weil es nicht weiter gegangen war. Ihr braucht nicht denken, dass so etwas wie Einsicht oder gar eine Entschuldigung von dieser Gruppe kam. Die einzige Reaktion war ein abschätziges Rümpfen der Nase und die Aussage "Dann müsst ihr halt früher aufstehen!". Was auch immer das damit zu tun hatte!? DF und ich verabschiedeten uns so höflich wie möglich, ehe wir zurück zum Gipfel gingen, um das obligatorische Foto nachzuholen.
Das gut besuchte Gipfelkreuz...

...mit einer ganzen Hundemeute. 😂
Nach diesem (alb)traumhaften Aufeinandertreffen war DFs und meine Laune ziemlich am Tiefpunkt, obwohl wir ganz oben waren. Uns schockierte diese Uneinsichtigkeit und die Überheblichkeit, mit der uns begegnet worden war. Diese Gruppe hatte sich verhalten, als hätte der Klettersteig ihnen allein gehört! Solch ein rücksichtloses Verhalten von einem international agierenden Verein im Rahmen seiner Ausbildungsprogramme fand ich mehr als nur befremdlich! 😠 Dank ihrem egoistischen Verhalten hat es uns nicht nur den Spaß am Klettersteig verhagelt, sondern unsere ursprüngliche Tourplanung wurde so zeitkritisch, dass wir alles umwerfen mussten. Eigentlich hatten DF und ich vorgehabt, der Reither Spitze und dem Härmelekopf einen Besuch abzustatten, um dann mit der Härmelebahn zur Rosshütte zurück zu fahren. Das war nun zeitlich nicht mehr drin! 😑

Ich habe im Nachhinein im Internet recherchiert und dabei ziemlich eindeutige Meinungen zum Thema zusätzliche Seilsicherung am Klettersteig gefunden. Sie sollte eigentlich nur bei Kindern oder totalen Anfängern zum Einsatz kommen. Der Österreichische Alpenverein weist sogar extra daraufhin, dass man sich im Klaren sein sollte, dass man a) durch das zusätzliche Seil langsamer ist und Stau verursacht und b) durch das Seil zusätzlichen Steinschlag auslösen kann. Da wir wussten, dass DFs Bekannte und auch der Rest der Gruppe durchaus in der Lage sind, einen Klettersteig zu gehen, ging es bei ihnen offenbar nur darum, das Gehen/Führen am Seil zu üben. Ob man sich dafür einen stark frequentierten Klettersteig aussuchen muss, zweifle ich ernsthaft an, zumal nun auch klar sein dürfte, woher der häufige Steinschlag kam, vor dem wir uns beim Aufstieg ducken mussten.  

Also schlugen wir ziemlich gefrustet und genervt den Weg zum Seefelder Joch ein, was der direkte Rückweg war. Der Weg dorthin verlief am breiten Gratrücken der Seefelder Spitze und war sehr angenehm zu laufen, zumal er wunderbare Aussichten ins Karwendel bot. 
Das allergrößte Highlight auf diesem Abschnitt bot sich aber direkt vor unseren Füßen, als sich eine Teufelsotter (eine schwarze Kreuzotter) vorbeischlängelte. So nah hatten DF und ich noch nie eine Kreuzotter vor uns gehabt! Und wer von euch hätte in 2.000 m Höhe mit einer Schlange gerechnet? 
Der angenehme Weg zum Seefelder Joch.

Die Teufelsotter! 😆
Schließlich hatten wir das Seefelder Joch erreicht und gondelten im Anschluss gemütlich zur Rosshütte, wo wir in die Standseilbahn umstiegen, die uns ins Tal brachte. Die Rückgabe der Tickets gegen das Pfand lief vollkommen problemlos. Es macht nur Sinn, dass man ein wenig Fersengeld gibt, wenn man aus der Bahn kommt, da man ansonsten etwas ansteht. 😅
Von oben hat das irgendwie was von einer Achterbahn. 😅

Hier findet ihr das Video von DF: BLOCKIERT am Seefelder Panorama Klettersteig 😀

Fazit zur Tour:
Was die Erreichbarkeit und die Parkmöglichkeiten vor Ort angeht, ist die Bahn zur Rosshütte unschlagbar! Da können viele Regionen noch von lernen! 👍
Durch die Bahnanbindung ist der Klettersteig sehr komfortabel und leicht zu erreichen. Dies ist Vor- und Nachteil zugleich, so hat man keinen langen Zustieg, aber den haben die vielen anderen Klettersteiggeher auch nicht. 😅
Der Seefelder Panorama Klettersteig hat seinen Namen zurecht bekommen! Die Aus- und Tiefblicke sind wirklich wunderschön! Und die ganze Zeit hat man die wuchtige Hohe Munde im Blick, die das gesamte Tal über Leutasch zu beherrschen scheint. Für blutige Anfänger ist der Klettersteig meiner Meinung nach nicht geeignet, da er schon etliche C-Passagen und sogar leichte Überhänge hat und einiges an Kraft-Ausdauer verlangt. Wer aber etwas Ahnung hat, dürfte dort nicht an seine Grenzen stoßen und viel Spaß an der luftigen Route haben. Und hätten wir keine Gruppe mit Blockadehaltung vor uns gehabt, hätten wir den Klettersteig sicher auch mehr genießen können. 😕
Alles in allem war es eine schöne Tour, auch wenn wir persönlich einfach Pech hatten. 

Bis zur nächsten Schandtat! 😄

Eure Katharina 

2 Kommentare:

  1. Liebe Katharina, vielen Dank für den tollen Bericht. Eines muss ich jetzt aber los werden: es ist eine Schande, wenn ein großer Verein sich derart rücksichtslos und einsichtig verhält!!!! Das macht mich richtig wütend! Eine zusätzliche Seilsicherung kann bei Kindern in Ordnung sein oder allenfalls bei Ungeübten an schwierigen Passagen des Steigs. Ansonsten sind Stau- und Steinschlaggefahr! Zu groß. Wie kann man so rücksichtslos agieren!? Und das als Verein???
    Da fehlen mir die Worte...
    Euch beiden alles Gute und liebe Grüße! Sonja

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  2. Liebe Sonja,
    vielen Dank für deine lieben Worte und deine Unterstützung. :) Wir waren auch sprachlos, zumal dieser spezielle Verein sonst auf "ober-sozial" und gesellig macht, aber das zählt wohl nur innerhalb des erlauchten Kreises. =/
    Dir auch alles Gute und viele Grüße,
    Katharina

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