Hi! 😄
Pünktlich zum Beginn der Sommer-Bergsaison sind sie wieder da: Tourentipps in Hülle und Fülle und das in allen Medien!
Immer häufiger gibt es auch Ratschläge, um den Massenzielen zu entgehen.
Und pünktlich mit diesen Tipps kommen die Kommentare und "Warnungen" derer, die darauf pochen, dass bestimmte Gegenden allein ihnen vorbehalten bleiben sollten und die sich aufregen, wenn man es wagt davon ein Foto, ein Video oder einen Bericht ins Internet zu stellen.
Was DF und ich von dieser Problematik halten, haben wir hier kurz dargestellt. 😉
Vorab möchte ich sagen, dass es DF und mir schon häufiger so gegangen ist, dass wir für unsere Videos und die Berichte im Blog nicht nur kritisiert, sondern auch verbal angegangen oder angefeindet wurden. Dies ist uns im Internet, aber auch im realen Leben bereits passiert. Meist ereigneten sich diese unschönen Zwischenfälle im Zusammenhang mit Bergzielen abseits der großen Massen. Uns wurde vorgeworfen die letzten, "geheimen" Zufluchtsorte der Einheimischen zu verraten.
Allein diese Vorwürfe warfen in uns mehrere Fragen auf:
Gibt es überhaupt noch "geheime Orte"?
DF und ich sind weit davon entfernt Erstbegeher für Kletterrouten oder Bergtouren zu sein. In dem Bereich der Alpen, in dem wir uns vorwiegend bewegen, wurde definitiv jeder Berg und jeder Weg schon zigmal begangen. Das große "Unbekannte" gibt es somit gar nicht mehr.
Zudem haben wir unsere Tourenideen oft selbst aus Wander- oder Bergführerbüchern, den einschlägigen Foren im Internet oder den guten, alten DAV-Führern. Oft bringen einen sogar Radio und TV auf eine interessante Idee.
Somit verraten wir nichts, was nicht schon längst an anderer Stelle hätte recherchiert werden können. Ein Paradebeispiel hierfür sind Kämi- und Zirbelkopf, die bereits in meiner Kompass-Wanderführer-Auflage von 2010 als schöne Tour beschrieben wurden. Auch zeigte eine kurze Recherche via Google, dass selbst der Bayerische Rundfunk diese ruhige Tour im Jahr 2021 bewarb.
Wer sind die "Einheimischen" oder "Locals?"
Uns stellt sich hier die Frage wo man die Grenze zieht. Zählen hierzu nur die Leute aus der jeweiligen Gemeinde, dem Landkreis, dem Regierungsbezirk oder sogar dem Bundesland? Darf man dann noch in der Nachbargemeinde auf einen Gipfel steigen?
Dass sich aus dem Wohnort ein Anspruch auf bestimmte Touren in der Nähe ableiten lassen soll, finden wir eher fragwürdig.
Wir stellen uns im heimischen Spessart doch auch nicht hin und beschweren uns, dass Auswärtige auf dem Geiersberg oder im Naturschutzgebiet "Wiesbüttmoor" unterwegs sind.
Aufklärung und Information vs. Geheimniskrämerei
Nachvollziehbarerweise wird gefordert, dass man sich vor einer Tour umfassend informiert, um einschätzen zu können, ob man der Route auch gewachsen ist und sich dann entsprechend ausrüstet.
Wenn nun aber aus gewissen Touren ein Staatsgeheimnis gemacht wird, so dass man weder Bilder, noch Beschreibungen findet, erhöht dies aus unserer Sicht eher das Risiko, dass etwas passieren könnte. Der Mensch ist von Natur aus neugierig und wird sich nicht zwingend von fehlenden Beschreibungen abhalten lassen einen Berg oder einen Weg zu erkunden. Jedoch könnten ihm wichtige Informationen vorenthalten werden, die zu einer Gefährdung führen.
Deshalb finden wir es gut und richtig, wenn man realistische Bilder und Beschreibungen findet. Denn diese Daten bedeuten eine gewisse Sicherheit.
DF und ich haben bei einigen unserer Touren auch schon häufiger Kommentare erhalten, in denen gesagt wurde, dass aufgrund unserer Beschreibung von einer Tour komplett abgesehen wird. So hat es durch unsere Videos sogar möglicherweise weniger Besucher gegeben.
Neben diesen Hauptpunkten fielen uns noch weitere Dinge ein, die dagegen sprächen gewisse Bereiche nur für einen ausgewählten Personenkreis zugänglich zu machen. In Bayern gibt es rein rechtlich grundsätzlich das Betretungsrecht für die freie Natur. Allein das würde schon dagegen sprechen Teile der Bevölkerung aufgrund ihres Wohnorts oder anderer Merkmale von gewissen Gegenden auszuschließen.
Auch die Vorschläge, dass nur noch Profis gewisse Gebiete begehen dürften, sehen wir schwierig. Zumal dieser Vorschlag bereits für einsame Wandertouren gemacht wurde. Ab wann zählt man als Profi? Muss ich dann einen Führerschein machen? Wer kontrolliert das? Gibt es dann Einlasspunkte? Und wie soll man sich selbst Schritt für Schritt beim Wandern und Bergsteigen weiterentwickeln, wenn einem solche Hürden in den Weg gelegt werden? Wie soll man Profi werden, wenn man als Anfänger gar nicht in die Berge darf und sich langsam entwickeln kann?
Natürlich ist es schön, wenn es am Berg ruhig und friedlich ist. Das sieht wahrscheinlich jeder Bergsteiger so. Und wenn man abseits der MTB-Strecken, bewirtschafteten Hütten und Fahrwege seine Ziele sucht, ist diese Bergidylle meistens sogar garantiert. Denn die Besucher der Berge, denen es um ein kühles Bier, einen ordentlichen Kaiserschmarrn oder um den guten Kuchen geht und die dabei ein wenig die Aussicht genießen wollen, werden sich auch durch ein paar Bilder und Videos nicht auf diese einsamen und ruhigen Routen "verlaufen".
Aber ab welcher Frequentierung gilt eine Route noch als ruhig? Ab einem Menschen pro Tag, zehn oder hundert? Und wie passt dieses Denken dazu, dass man die Massen entzerren will, um die Besuchermagnete zu entlasten? Da wären wir irgendwie beim Henne-Ei-Problem.
Die Reichweite von DF und mir ist jedenfalls viel zu gering, um wirklich viel zu bewegen. Aber es ist natürlich einfacher uns persönlich anzugiften, als gegen die großen TV-Sender, Tourismus-Abteilungen und Buchverlage zu meckern.
Eine differenziertere Sicht der Dinge, anstelle der bloßen Unterstellung von "Selbstdarstellung" und "Reich werden mit Youtube" wäre der Sache sicher zuträglicher. Und wenn wir uns alle am Berg freundlich benehmen und Rücksicht auf die Natur nehmen, dann ist doch sicher genug für alle da. 😉
Was ist eure Meinung zu dieser Problematik? Die würde uns sehr interessieren, also haut in die Tasten und schreibt uns gerne einen Kommentar - gerne auch auf unserem Youtube-Kanal! 😄
Bis zur nächsten Schandtat! 😉
Eure Katharina & DF
"Zudem haben wir unsere Tourenideen oft selbst aus Wander- oder Bergführerbüchern, den einschlägigen Foren im Internet oder den guten, alten DAV-Führern." Und hier besteht ein erheblicher Unterschied, da ein Youtube Video sehr viel zugänglicher ist, als die Führerliteratur, welche völligen Anfängern gar nicht erst bekannt ist und die man außerdem noch lesen können muss. Da wird eine, meiner Meinung nach, sinnvolle Hürde geschaffen, die es notwendig macht, tiefere Recherche zu betreiben und eventuell auch recht technische und trockene Tourenberichte richtig lesen und interpretieren zu können. Dadurch werden völlige Anfänger "ausgesiebt", während Erfahrenere, unabhängig von deren Herkunft, weiterhin alle Informationen finden können. Na ja, ist ein schwieriges Thema, auf der einen Seite freut ihr euch ja auch, wenn auf der Tour nichts los, auf der anderen Seite sind irgendwelche Verbote auch total daneben.
AntwortenLöschenHallo,
Löschendanke für deinen Kommentar. Natürlich ist man froh, wenn man nicht von Massen überrannt wird, aber bei einigen Zielen ist einem das natürlich auch im Voraus klar.
Das "Aussieben" von Anfängern sehe ich kritisch, da irgendwann jeder mal ein Anfänger war. Youtube-Videos sind dann sogar eine leicht zugängliche Quelle, um überhaupt mal ein Bild zu bekommen. Etliche haben ja auch schon gesagt, dass sie Touren nicht gemacht haben, nachdem sie unsere Berichte gesehen haben. Die DAV-Führer sind zudem auch kaum noch zu bekommen, da sind leichter zugängliche Informationsquellen wie Youtube doch oft die einzige Alternative. Solange man sich überhaupt informiert und sich grundsätzlich Gedanken macht über die Tour, ist die Quelle doch erst einmal zweitrangig.
Schwieriges Thema, Also zuerst sind Berge öffentliches Terrain, das jeden Menschen offensteht, und nicht nur Einheimischen. Solchen Typen, die denken, sie hätten ein Geburtsrecht auf die Berge, erkläre ich mit Nachdruck, was ich von solchen Spinnereien halte. Ich habe nämlich meinen Traum wahr gemacht und bin in die Berge gezogen, in denen ich vorher nur Urlaub gemacht habe. Also ein böser zugezogener Flachlandtiroler.🤣 Nun hast du und dein Mann im Spessart ja immer noch eine Berglandschaft vor Ort. Ich wohnte im ultimativen Flachland, nämlich Berlin.😣 Nachdem ich deinen Blog von vorn durchgelesen habe, stellte ich mehrere Gemeinsamkeiten fest: Ihr wollt es ruhig und nicht überlaufen und schwimmt gern gegen den Strom. Genau dieser Typ bin ich. Ich bin den Mittenwalder Höhenweg genauso wie ihr umgekehrt begangen, also antizyklisch. Nun bin ich ein geborener Frühaufsteher und beginne meine Touren teilweise um 01:00 Uhr, damit ich den Sonnenaufgang in den Bergen erleben und fotografieren kann. Also bin ich längst zu Hause, wenn die Scharen die Berge stürmen. Zu Veröffentlichungen außerhalb von Papierführern: Ich kann den Vorkommentar nicht zustimmen. Ich habe nämlich aus Videos von Euch und anderen Alpinisten besser abschätzen können, ob eine Tour für mich komplex aussieht oder nicht. In Büchern widersprechen sich die Autoren gern. Mal ist ein un die selbe Kletterstelle eine II, mal eine III. Ja was denn nun? Die Bewertung ist nun mal subjetiv. Also schaue ich mir das Video dazu an und entscheide selbst. Außerdem sind doch die Verantwortlichen in den Tourismusverbänden zusammen mit dem DAV zum Teil selbst Schuld daran, dass es an bestimmten Stellen in den Bergen zugeht wie auf dem Kudamm oder Stachus. Bestes Beispiel ist die Zugspitze: Warum dürfen "Turnschuhtouristen" auf den Gipfel? Wenn es nach mir ginge, ist der Gipfel nur den Alpinisten vorbehalten und die anderen bleiben auf der Kanzel. Aber dann jammern, wenn Leute in Straßensachen und Stöckelschuhen sich die Hacksen brechen und die Bergwacht ausrücken muss. Tja, wenn der Profit wichtiger ist als die Vernunft, dann muss die Bergwacht damit leider leben, Turnschuhtouristen zu bergen.
LöschenGruß aus Mittenwald
Lars
Hallo Lars,
Löschenvielen lieben Dank für deinen Kommentar! :) Und erst einmal Glückwunsch zum neuen Wohnort in Mittenwald und dass du dir deinen Traum erfüllen konntest. :) Den Spessart als "Berge" zu bezeichnen, ist schon sehr groß gedacht, da wir ja nicht einmal die 600 Höhenmeter erreichen, dafür aber immer mit Auf und Ab. :D Aber ich weiß schon, was du meinst. ;)
Es ist schön zu hören, dass du auch gerne entgegen dem Strom unterwegs bist und früh startest. Sonnenaufgänge in den Bergen sind einfach etwas ganz besonderes. :)
Deine Argumentation mit dem "Geburtsrecht" für die Berge folge ich auch voll und ganz - ich müsste sonst ja auch den Geiersberg im Spessart gegen jeden "Auswärtigen" mit Händen und Füßen verteidigen und das macht einfach keinen Sinn.
Freut mich auch zu lesen, dass dir die Videos so viel bringen. Wir nutzen da auch lieber alle Kanäle. Den Hohen Gaif haben wir uns deshalb auch für alle Zeiten abgeschminkt, weil die Ausgesetztheit hat man erst in Videos wirklich gesehen. Das kann keine Beschreibung der Welt von jemandem, der am besten nicht einmal Höhenangst hat, leisten...
Viele Grüße aus dem Spessart!
Katharina & Stephan