Dienstag, 29. September 2020

Kämikopf und Zirbelkopf - einsame Tour unterhalb der Wettersteinwand

Hi! 😀

Am Sonntag, dem 09.08.2020, stellte sich DF und mir die Frage, wohin es gehen sollte. Da wir an diesem Wochentag nicht an die beliebtesten Orte rund um Garmisch-Partenkirchen wollten, entschieden wir uns für eine ruhige und einsame Ecke in der Nähe von Schloss Elmau. 
Der Zirbelkopf im Schatten der Wettersteinwand.
Unsere Ziele lagen nördlich der Wettersteinwand geradezu unscheinbar in deren Schatten: der Kämikopf (1.861 m) und der Zirbelkopf (1.988 m). Wenn ihr wissen wollt, ob der Plan aufging und wir tatsächlich unsere Ruhe hatten, lest einfach weiter. 😉

Unser Start war direkt am Wanderparkplatz bei Schloss Elmau. Da die Straße dorthin in Privatbesitz ist, kostete es 5,- € Maut. Dafür war der Parkplatz kostenlos. 😀 Wir waren dieses Mal übrigens sehr spät dran für unsere Verhältnisse und starteten erst um kurz vor zehn Uhr. 😅
Corona lässt grüßen...
Zuerst folgten wir dem gut beschilderten Fahrweg in Richtung Schachenhaus. Auf diesem ging es in gleißendem Sonnenlicht am Anfang steil nach oben. Da es sich bei diesem Weg um die einfachste Route zur Wettersteinalm, zum Schachenschloss und zur Meilerhütte handelte, fühlten wir uns zwischenzeitlich wie auf einer Autobahn. Von Wanderern bis hin zu Mountainbikern und E-Bikern war alles dabei und es verhielt sich ähnlich chaotisch wie auf der A3 während der Rush Hour. 😕
Der unschwierige Fahrweg und Nebel über dem Bach. 
Schöne Aussichten gab es auch hier schon.
DF und ich waren froh, als wir nach etwa drei Kilometern nach links abbogen. An dieser Stelle deutete ein Schild darauf hin, dass man sich in Richtung Mittenwald bewegte. An einer weiteren Abzweigung knickte der Forstweg leicht nach links ab, DF und ich folgten jedoch dem steileren und unwegsameren Weg geradeaus. 
Schön steil ging es nach oben. 🥵
Wir passierten eine weitere Kreuzung, auf der ein Weg querte, der von Mittenwald zur Wettersteinalm führen sollte. Wir gingen weiter geradeaus. 
Für uns ging es geradeaus (dem Pfeil nach). 
Erst ab Kilometer fünf wurde der Weg schmaler und bestand oft nur aus Trittspuren, bis wir zwischenzeitlich den Wald verließen und auf einer Wiese standen. Am linken Rand der Wiese zogen sich einige Spuren entlang, bis wir wieder auf einen schmalen Trampelpfad stießen. 
Hier muss man den Weg schon suchen...
Auf der Wiese mit traumhafter Aussicht.
An diesem Pfad sahen wir auch das erste, einzige und letzte Schild, das überhaupt auf den Kämikopf und den Zirbelkopf hindeutete. 😲 Wir folgten dem rechten Trampelpfad, der ab diesem Teil des Weges zumindest ab und zu Markierungen aufwies. 
Der einzige Wegweiser zum Zirbelkopf. 🤔
DF und ich marschierten durch eine faszinierende Landschaft aus Felsen, Latschen und Wiese, wobei wir uns dem steilen Wandfuß der Wettersteinwand stetig annäherten. 
Schöne kleine Trampelpfade. 😊
Rückblick ins Tal - mal ganz andere Perspektiven. 😍

Das Gelände wird felsiger.

Eindrucksvoll baut sich die Wettersteinwand vor uns auf. 
In einem größeren Geröllfeld kamen wir auf einen Weg, der nach rechts zur Wettersteinalm und nach links in Richtung Kämikopf führte. Wir bogen nach links ab und wanderten unter einem markanten Baum entlang stetig weiter nach oben.
Einfach an diesem Baum orientieren. 😉
Um etwa 12:30 Uhr hatten wir unser erstes Etappenziel erreicht, wobei wir gar nicht auf den eigentlichen Kämikopf kamen, da dieser von Latschen zu stark zugewuchert war. Dafür standen wir immerhin im angrenzenden Sattel. 
DF versucht näher auf den Kämikopf zu kommen - ohne Erfolg.

Vom Sattel aus ist der Zirbelkopf gut zu sehen. Den Aufstieg habe ich grob eingezeichnet. 😉
Dort begegneten wir auch einer Gruppe einheimischer Wanderern, die DFs Video-Kamera bemerkten und ihn praktisch sofort verbal angingen, ob er hier filmen und das ganze online stellen würde. DF bejahte dies und direkt im Anschluss wurden wir regelrecht mit Vorwürfen übersät. Leute wie wir seien daran Schuld, dass die Berge überrannt würden und Geheimtipps wie der Zirbelkopf sollten  Einheimischen und wirklichen Profis vorbehalten sein. Nur für Prestige und Anerkennung würden wir "ihre Berge" durch unsere Videos zerstören, wobei wir es leicht hätten, da wir schließlich nur einmal und nie wieder hierher kämen. 

Nach diesem sehr feindseligen Aufeinandertreffen waren DF und ich ziemlich geschockt und die entspannte Stimmung vom Vormittag wollte sich auch erst nicht wieder einstellen. Als wir in der Senke zwischen Kämikopf und Zirbelkopf mehrfach eine Gams sichteten und sogar ein paar Boulderfelsen entdeckten, hob sich die Stimmung langsam wieder. 😅
Das sind mal ein paar schöne Boulderfelsen. 😍
Im Schotter ist der Weiterweg gut erkennbar. 
Der Trampelpfad zum Zirbelkopf hatte vom Kämikopf aus so ausgesehen, als würde er schnurstracks dorthin führten. Doch direkt vor Ort sah es an einigen Stellen ganz anders aus. 
In dem grasigen Gelände gab es zwischendurch immer wieder Stellen ohne Markierungen und ohne gut erkennbaren Weg. DF und ich orientierten uns deshalb meist an den besser sichtbaren Trittspuren in den zwei zu querenden Geröllfeldern. Dadurch kamen wir zumindest immer wieder auf die richtige Höhe.
Das ist der "Weg"...
Nach der zweiten Querung erreichten wir die Stelle, an der wir später in eine breite, grasige Rinne absteigen würden. Wir hielten uns erst einmal geradeaus, um dann schließlich in dem steilen Grashang in klar erkennbaren Serpentinen aufzusteigen. Ganz selten fanden wir auch die ein oder andere Farbmarkierung. 
An einigen Stellen war die Erde sehr matschig und rutschig von einer am Hang entspringenden Quelle. Wir erreichten schließlich eine erste Senke, von der aus der Weg nach links weiter hoch in einer zweiten Grasrinne führte. 
Rückblick zum Kämikopf - da kommen wir her. 
Das nenne ich mal Steilgras. 😨
Der höchste Punkt der Grasrinne war eindeutig erkennbar, da es auf der anderen Seite steil nach unten ging. Ein Blick nach links zeigte uns auch einige Markierungen, die den weiteren Weg zum Zirbelkopf deuteten. Ab dieser Stelle erwarteten uns einige leichte Kletterpassagen (I-II), die zum Teil recht ausgesetzt waren. Ausrutschen war definitiv keine Option.😅
Der höchste Punkt der Rinne, danach geht es nach links weg.
Ein Blick zurück - schööön steil. 
Da ging es weiter hoch. Bei dem gelben Kreis ist eine Markierung. 
Über leichtes Klettergelände und durch Latschen erreichten wir schließlich den kleinen Gipfelgrat. An diesem erwartete uns eine beeindruckende Plattenwand unterhalb des Weges, die gefühlt senkrecht nach unten führte. 😲 Da der Weg an dieser Stelle sehr schmal und leicht abschüssig war, empfahl es sich sehr aufmerksam weiter zu gehen. 
DF mitten in der leichten Kletterei.
Warum schaue ich da so ängstlich hin...?
Weil es sooo nach unten geht! 😱
Um 14:45 Uhr hatten wir schließlich unser Tagesziel, den Zirbelkopf, erreicht. Ein Gipfelkreuz gab es dort leider nicht, dafür aber ein Gipfelbuch. Das hatte ich sonst bisher eher umgekehrt erlebt. 
Die Box vom Gipfelbuch.
Mini-Stoffel und im Hintergrund das Estergebirge. 😊
Das Panorama von diesem eigentlich so unscheinbaren Berg war der reine Wahnsinn. Wir hatten perfekten Blick in das nahe Karwendel, das Estergebirge und zu den Ammergauern und dem Wetterstein. Ein grandioses Aussichtsplatzerl. 😍
Leider gab es dort oben auch sooo viele Mücken und Fliegen, die sich förmlich auf uns stürzten, dass wir uns gar nicht lange aufhalten konnten. 
Blick zum Gemsanger und der Oberen Wettersteinspitze.
Die Pfeile von links nach rechts: Alpspitze, Waxensteinkette, Kreuzeck, Kramer und Eckbauer. 😀
Team Stoffel am Zirbelkopf. 
Berg-Yoga am Gipfelgrat. 😂
Zurück ging es über den Aufstiegsweg, bis wir wieder im angrenzenden Schuttfeld standen. Für den Weg nach unten haben wir die Stöcke benutzt, die einiges sehr erleichtert haben. 
DF beim Abstieg am Grat. 
Im Geröllfeld gingen wir nicht in Richtung Kämikopf zurück, sondern bogen nach rechts unten in die bereits erwähnte Grasrinne ab. Nach etwa fünfzig Metern entdeckten wir dort einen kleinen, recht zugewucherten Trampelpfad mit roten Markierungen. 
In dieser Rinne nach rechts geht der Abstieg.
DF beim Abstieg in der Grasrinne. 
Ein paar verblasste Markierungen existieren noch.
Diesem Pfad folgten wir, bis er sich aufteilte. Wir nahmen den linken Weg, der im Anschluss in Bogen und Serpentinen zum Teil am Hang entlang und auch nach unten führte. Auch hier fanden sich ausreichend rote Markierungen. Der folgende Kilometer zog sich wie Kaugummi. Erst verloren wir nicht so recht an Höhe, dann wurde der Weg umso steiler. Da DF und ich nordseitig abstiegen, war der Pfad zum Teil immer noch nass und rutschig. Auf einer der vielen Steinplatten, deren Oberfläche wie Schmierseife war, setzte ich mich trotz Stöcken ziemlich schmerzhaft auf meinen Allerwertesten. 😑 Was ohne die Stöcke passiert wäre, möchte ich mir im Nachhinein nicht ausmalen.
Der Abstiegsweg.
Rückblick zum Zirbelkopf. Aus dieser Perspektive wirkte er ziemlich imposant.
Schließlich wurde das Gelände wieder waldiger und wir standen vor einem Weidezaun. Der Weg führte direkt auf die Weide, von der aus wir auch schon Glocken bimmeln hören konnten. Uns beiden wurde bei der Vorstellung, dass wir eventuell in einer Kuhherde landen würden, ein wenig mulmig. Da hatten wir ja bereits so unsere Erfahrungen...
Keine fünf Minuten später sahen wir uns einer kleinen Pferdeherde gegenüber, die neugierig zu uns kam. Nachdem sie bemerkt hatten, dass wir nichts zu fressen für sie hatten, zogen sie friedlich wieder ab. 😊
Pferde mit Glocken. 😊
In etwa der Mitte der Weide fanden DF und ich die ersten Markierungen zum Steig, der Mittenwald und die Wettersteinalm miteinander verband. Wir marschierten nach links in Richtung Wettersteinalm über einen traumhaften Waldpfad, der der nur einen kleinen Nachteil hatte - er ging an einigen Stellen wieder nach oben! 😵
Märchenhafte Waldpfade.
Schließlich erreichten wir die Kreuzung, die wir bereits am Morgen passiert hatten und gingen nach rechts auf den bekannten, steilen Weg, der uns schließlich zurück auf den großen Fahrweg nach Schloss Elmau führte. Ab dieser Kreuzung erfolgte der restliche Abstieg über die Aufstiegsroute und war dank des einfachen Geländes keine große Herausforderung mehr, so dass wir um kurz nach 18 Uhr wieder den Parkplatz erreicht hatten. 😉

Das Video zur Tour findet ihr hier: Einsame Idylle: Oberer Kämikopf und Zirbelkopf . 😊

Fazit zur Tour:
Die Runde hatte etwa 15 km und knappe 1.700 Höhenmeter. Damit war sie garantiert nicht zu anspruchsvoll, benötigte aber doch ihre Zeit. 
Die ersten und letzten vier Kilometer dieser Tour laufen entlang einer regelrechten Autobahn, aber sobald man die großen Forstwege verlässt, findet man sich inmitten unberührter Natur mit kleinen Pfaden und fantastischen Aussichten. 
Der Kämikopf ist auch für Personen ohne jegliche Kletterkenntnisse problemlos zur erreichen. 
Für den Zirbelkopf sind Trittsicherheit, Schwindelfreit und zumindest Basis-Wissen im Klettern ein großer Vorteil. Als netter Einstieg für eine kleine Kraxel-Einlage ist dieser Gipfel durchaus geeignet. 
Am schwierigsten verhielt es sich bei dieser Tour mit der Orientierung, da nicht durchgängig Markierungen und erkennbare Wege vorhanden waren. Wenn man mit offenen Augen unterwegs ist, sollte man keine Probleme bekommen. 😉
Dafür, dass beide Gipfel ein regelrechtes Schatten-Dasein auf der Nordseite der Wettersteinwand fristen, haben sie jede Menge zu bieten, vor allem wunderschöne Aussichten. 😍
DF und ich können die Tour mit gutem Gewissen weiterempfehlen, da sie eine schöne Abwechslung abseits des großen Trubels bietet und zeigt, dass auch unbekanntere Gipfel durchaus einen Besuch lohnen. 😉 Wir sind übrigens abseits des großen Fahrwegs insgesamt nur acht Personen begegnet, was für einen Sonntag durchaus wenig war. 😁
 
Bis zur nächsten Schandtat!

Eure Katharina 

2 Kommentare:

  1. Top geschrieben , mir fehlen immer die Ideen
    für eigene Touren aber dafür gibt es ja euch .

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