Und nein, auch wenn der Titel anderes vermuten lässt: Das hier ist kein Koch- oder Backrezept. 😇
Die Geschichte handelt viel mehr von zwei Stoffeln, die auszogen, um der Hitze zu entkommen - und hat vielleicht winzige Parallelen mit dem "Einen, der auszog, um das Fürchten zu lernen". 😂
Eigentlich hatten DF und ich uns vorgenommen mit den Bergtouren vorerst zu pausieren, damit wir für den noch ausstehenden Sommerurlaub genügend Ziele übrig haben. Wir wollten uns im Rhein-Main-Gebiet ein paar stressfreie Wochenenden machen; ein wenig bouldern, Geocachen oder was auch immer. Wie kam es dazu, dass wir diese guten und vernünftigen Vorsätze über Bord warfen?
Der erste Auslöser war der Wetterbericht. Nachdem ich am Mittwoch (25.07.18) gesehen hatte, dass es in unserer Gegend 35°C und mehr haben sollte, hatte ich aus Jux und Tollerei die Wettervorhersage für Garmisch-Partenkirchen überprüft und eine leiiiiichte Temperaturdifferenz festgestellt. Mehr im Scherz hatte ich dann zu DF gemeint, dass es in Garmisch mit vorhergesagten 24°C deutlich kühler werden sollte.
Am Donnerstag (26.06.18) schickte mir DF im What'sApp die erschreckende Gegenüberstellung der Wettervorhersagen für Garmisch und unsere Region. Da wir beide nicht sonderlich gut mit der Hitze können, begann aus dem anfänglichen Spaß langsam Ernst zu werden (und nein, Ernst wird heute nicht drei Jahre alt!). Die Grundidee vor der Hitze zu fliehen, war also geboren. Nun hatten wir immer noch das Problem, welche Tour wir gehen sollten. Wir beide waren uns einig, dass man auch bei 24°C in den Bergen gut gebacken wird. Ich schlug vor, dass wir uns eine nordseitig gelegene Route suchen sollten. DF's darauf folgender Vorschlag "Eiger Nordwand" musste von mir leider abgelehnt werden. 😅
Schließlich erinnerte ich mich daran, dass der Mauerläufer-Klettersteig in Garmisch zum Großteil nordseitig liegt. Kurz darauf hatte DF eine Tour gebastelt, die den Klettersteig und den unteren Teil des Blassengrats (kompletter Ostgrat des Hohen Gaifs) beinhaltete. Ab diesem Punkt gab es kein Halten mehr.
Kurz zusammengefasst kann man sagen, dass wir einen der schwersten Klettersteige Deutschlands gehen wollten, um auf der Nordseite des Bernadeinkopfs der heimischen Hitze zu entfliehen - vom Rest der Tourplanung mal ganz abgesehen. Wenn das nicht bekloppt ist, weiß ich auch nicht mehr. 😂
Da es im direkten Umfeld der Alpspitzbahn mit Übernachtungs-Parkplätzen eher schlecht aussah, verbrachten wir die Nacht auf einem kleinen Seitenparkplatz unterhalb des Eibsees.
Morgendliche Aussicht vom Parkplatz |
Zu ungewohnt später Stunde klingelte der Wecker um 06:20 Uhr, wobei wir schon vorher durch das Licht und andere Wanderer wach geworden waren. Da ein traumhafter Samstag angekündigt war, verlegten wir nach einem kurzen Frühstück zum Parkplatz der Alpspitzbahn und reihten uns an der dortigen Kasse ein, um direkt die erste Bahn zu erwischen. Das erwies sich als sehr vernünftig, denn die Schlange hinter uns wuchs beinahe sekündlich an...😨
Um 08:00 Uhr schwebten wir schließlich in Richtung Osterfelderkopf und hatten dabei eine sehr angenehme Begegnung. Ein anderer Bergsteiger (Hallo, Oli! Falls du das liest; ich hoffe, dass deine Tour gut gelaufen ist. 😊) erkannte DF und sprach ihn an. So verging die Fahrtzeit für den von Höhenangst geplagten DF etwas schneller.
Am Osterfelderkopf angekommen, unternahmen wir einen Abstecher zum AlpspiX. Die Aussichtsplattform, die über den Rand des Berges hinaus gebaut ist und einen Tiefblick ins Höllental über 1.000 m ermöglicht, ist durchaus reizvoll - vor allem, wenn sie leicht im Wind wackelt. 😅 Einige spektakuläre Fotos und Videoaufnahmen später ging es auf dem bequemen Plateauweg abwärts zum Einstieg des Mauerläufer-Klettersteigs.
Panorama vom Alpspix |
DF auf dem Alpspix |
Zwei Stoffel auf dem Alpspix |
Da der Mauerläufer in einigen Berichten als schwerster Klettersteig Deutschlands zur Zeit seiner Erbauung im Jahr 2009/2010 klassifiziert wurde, hatte ich mich wieder dazu entschlossen Kletterschuhe zu tragen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es für die folgenden 250 Hm die richtige Entscheidung war.
Am Fuß des Bernadeinkopfs - links der Einstieg zum Klettersteig |
Sicht vom Wandfuß in Richtung Estergebirge |
Der Steig schlängelt sich fast senkrecht an der zum Teil überhängenden Wand nach oben. Tritte sucht der geneigte Kletterer meist vergeblich und Tritthilfen wurden eingespart, wo es nur ging. Auch gibt es insgesamt keine wirkliche Pausenstelle und so musste ich aus der Not eine Tugend machen und nutzte häufig meine Rastschlinge. So konnte ich die Arme entspannen, die Lage sondieren und mein Klettersteigset nachholen. Eine Pause mit etwa 100-150 m Nichts unter dem Hintern ist allerdings ziemlich gewöhnungsbedürftig. 😲
DF direkt nach der Einstiegsstelle |
Blick zurück - da ging es hoch |
Spaß am Klettersteig 😅 |
Steil nach oben - mit Leiter |
Steil nach unten |
Eine kleine Pause 😊 |
Insgesamt muss ich sagen, dass der Mauerläufer knallhart ist! Man läuft wirklich direkt an der Mauer nach oben und ist für 2-3 Stunden nonstop gefordert. Der Steig geht brutal auf die Arme, was sich deutlich an meinen Händen zeigte. Etwa nach 2/3 der Strecke hatte ich Blasen an den Fingern, die aufgerissen waren. ...es gibt definitiv günstigere Plätze, um sich die Finger verpflastern zu müssen. 😔 Danke an dieser Stelle an DF, der mir dabei geholfen hat die Pflaster aus meinem Rucksack zu holen, ohne dass mein Gepäck den Abflug machte.
Ein Stück zum Entspannen 😂 |
Ab auf die Drei-Seil-Brücke |
Nach einer ausgiebigen Pause am Bernadeinkopf marschierten wir weiter in Richtung Stuibensee und von dort aus über einen kleinen, aber sehr unangenehmen Steig in Richtung Mauerscharte.
Blick in Richtung Stuiben, Dreitorspitzen, Hoher Gaif und Blassengrat |
Stuibensee und Hoher Gaif |
Wir ließen die Stuibengipfel wortwörtlich links liegen. An einer Felswand war in roter Farbe ein Pfeil mit dem Wort "Schü" aufgezeichnet, um den Beginn des Schützensteiges zu markieren, dem wir ein Stück folgen mussten. Erst nach einer kleinen Biegung fanden wir offizielle Schilder, die den Weg markierten. DF und ich folgten dem Pfad, bis er scharf nach links ins Reintal abbog.
Rückblick zu den Stuiben mit der markanten Abbruchkante |
Ohne den Verhauer hätten wir den Grat vielleicht geschafft. Unter den gegebenen Umständen war uns das Risiko aber zu groß.
Auf dem Grat |
Das hatten wir schon geschafft... |
Blick zurück zum Hohen Gaif und zur Alpspitze mit "ned ganz optimalen" Wolken 😱 |
Wir kehrten um bis zur Mauerscharte, wo wir eine etwas längere Pause einlegten, da uns noch ein ziemlich langwieriger Rückmarsch bevorstand.
Sleeping Beauty DF 😴 |
Blick vom Stuibenkopf (1.924 m) zur Stuibenspitze (1.908 m) |
Gipfelkreuz am Stuibenkopf |
Abbruch an den Stuibengipfeln: Die Stuibenwand |
Ab diesem Punkt kannte ich den Weg ziemlich gut und wir liefen auf dem gemütlichen Bernadeinsteig durch den Stuibenwald hinauf zum Kreuzeck, das wir gegen 20:20 Uhr passierten. Von da an ging es leider meist SEHR unangenehm über steile und schottrige Wege hinab ins Tal.
Das Kreuzeck mag kein sonderlich anspruchsvoller Berg sein, aber es ist trotzdem sehr steil und unangenehm im Abstieg.
Um 21:30 Uhr erreichten wir mit dem letzten Tageslicht eeeendlich das Auto. Der Abstieg hatte noch einmal gut reingezogen und wir waren froh, dass wir es noch im letzten Tageslicht geschafft hatten.
Fazit zur Tour:
Es lief zwar nicht alles wie geplant, aber es war alles in allem abwechslungsreich, anstrengend, spannend und schön. 😊
Der Mauerläufer-Klettersteig ist für Anfänger definitiv nicht zu empfehlen. Ich habe ihn zwar geschafft, musste mich aber gut quälen. Vielleicht wäre es ohne zusätzliche 10 kg auf dem Rücken etwas leichter gewesen... Der Klettersteig ist wirklich fordernd, belohnt aber mit genialen Aussichten und vor allem Tiefblicken.
Der Stuibensee ist auf jeden Fall einen Besuch wert, auch wenn er aktuell etwas weniger Wasser führt.
Genauso sind die Stuibengipfel ein lohnenswertes Ziel, da sie wie eine Aussichtsplattform zwischen Schachenschloss, Dreitorspitze, Grieskarscharte, Alpspitze und noch vielen anderen markanten Punkten in diesem Gebiet liegen. Der lange Zustieg mag auf viele abschreckend wirken, weshalb man dort seine Ruhe von den vielen Touristen hat.
Mit dem Unteren Blassengrat hatten wir uns für diesen Tag wohl etwas übernommen und man kann sagen, dass wir noch eine Rechnung offen haben. Für mich war es zudem mein erster "richtiger" Grat in diesem Ausmaß und auch ohne Höhenangst muss ich sagen, dass es mich einiges an Überwindung gekostet hat über bestimmte Stellen zu gehen. Vielleicht setzt ja ab dem 100.000. Grat eine Art Gewöhnungseffekt ein... Eins steht auf jeden Fall fest: Wir kommen wieder! 😈
Natürlich hat DF unsere Untaten wieder gefilmt und ich werde das Video verlinken, sobald es fertig ist.
Bis zur nächsten Schandtat!
Eure Unlimited
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