Obwohl DF die Tour bereits zwei Mal gegangen war, war er so nett (ja, das kann er manchmal sein 😇) mit mir ein drittes Mal über das Höllental auf die Zugspitze zu gehen. Für mich stand diese Route schon seit drei bis vier Jahren auf der Agenda, war jedoch jedes Jahr aus einem anderen Grund verschoben worden. 2015 hatte ich noch keine Steigeisen, 2016 gab es mitten im August einen halben Wintereinbruch und Schnee bis auf 1.900 m und 2017 war es ausgerechnet DF, der mir wegen der Gletscherspalten von der Tour abgeraten hat. 😅 Also war die Route diesen Sommer endlich fällig!
Die Bedingungen über das Höllental waren zumindest an einer der Schlüsselstellen "ned ganz optimal" gemeldet. Mehrere Quellen berichteten, dass der Gletscher zum Teil blank und die Randkluft schwer zu passieren sei. Na, wenn das mal keine guten Ausgangsbedingungen waren...😱 Aber ich wollte die Tour auch nicht schon wieder verschieben...
Rückblick ins Höllental - das kannte ich ja alles noch... |
Um den Karawanen zu entgehen, die sich zum Teil über das Höllental gegenseitig in Richtung Zugspitze schieben, beschlossen wir am 23.08.2018 sehr früh zu starten - und damit meine ich wirklich "sehr früh": unser Wecker riss uns um 02:00 Uhr früh aus dem Schlaf und bereits um 02:50 Uhr marschierten wir von einem kleinen Parkplatz unterhalb des Eibsees los.
Über einen Schleichweg ging es durch den finsteren Wald zur Höllentalklamm. Ab und zu hörte man tatsächlich ein Käuzchen, was zu dieser Uhrzeit definitiv Gruselpotential hat. 😅 Wenn man um diese Uhrzeit am Hang quert und auf die Lichter von Garmisch-Partenkirchen hinunter schaut, leuchtet selbst dieses beschauliche Städtchen wie eine Großstadt. Es mag zwar verrückt sein, aber nachts unterwegs zu sein, hat dadurch seinen ganz eigenen Reiz. 😉
Der Weg durch die Höllentalklamm wurde durch die vielen fest installierten Lampen in den dortigen Tunneln deutlich entschärft. Um etwa 05:30 Uhr erreichten wir nach einem entspannten Aufstieg in morgendlicher Kühle schließlich die Höllentalangerhütte. Nach der standesgemäßen Müsli-Riegel-Pause machten wir uns wieder auf den Weg, um den Gruppen zuvor zu kommen, die bereits im Hütteninneren frühstückten.
Dank Leiter und Brett gelangt man gut auf die höher gelagerte Ebene. |
Bei der Leiter und dem darauffolgenden Brett handelt es sich um einen Klettersteig mit dem Schwierigkeitsgrad A/B. Beides war sehr entspannt zu gehen und ich muss zugeben, dass die Bilder, die man sonst vom Brett sieht, deutlich dramatischer aussehen, als es tatsächlich ist. Trotzdem sollte man sich dort keinen Fehltritt erlauben, da dieser einen Freiflugschein ins Nirvana nach sich ziehen dürfte. Für spektakuläre Fotos fehlte uns leider die Zeit, da hinter uns bereits die nächsten Bergsteiger nahten.
Nach dem Brett kam eine angenehme, kurze Kletterei, ehe wir auf dem Hochplateau erst noch vorbei an Wiesen und Latschenfeldern und später nur mehr durch Geröll marschierten. Allein diese Vielfalt der Landschaft auf der Route machte sie schon zu etwas besonderem.
DF beim Klettern nach dem Brett |
Der Blick nach oben - und das Ziel scheint so nahe... |
Der erste Blick auf den Gletscher |
Der Höllentalferner ist erschreckend klein geworden... |
Beruhigend sieht anders aus... |
Kurz vorm Gletscher herrscht rege Betriebsamkeit |
DF auf dem Gletscher |
Ich kann auf Wasser laufen! 😁 |
Die rechte und einfachere Variante war jedoch durch einen Bergführer und seine Kunden blockiert. Der Bergführer selbst stand auf einem Vorsprung etwa fünf Meter oberhalb der Randkluft und hatte seine Kundschaft am Seil. DF und ich waren noch im Anmarsch zur Kluft, da hing eine Frau bereits sichtbar nervös am Seil und kämpfte, um sich überhaupt zu halten.
Der "blockierte" Einstieg |
Blick auf den Gletscher vom Einstieg - die Spalten sehen ziemlich böse aus... |
Zwei Stoffel auf dem Gletscher |
Endlich war es soweit und ich konnte auf die Schneebrücke in die Randkluft klettern. Das gestaltete sich gar nicht so leicht, da der Gletscher an der Außenkante durch Schneeverwehungen nach oben ging und ich am und im Schnee knappe 1,5 m abklettern musste, um wieder einen Stand zu haben. Ein anderer Bergsteiger kletterte noch vor mir und schaffte es gerade mal fünf Meter hoch, ehe er am Seil nach unten und fast auf mich drauf rutschte. 😩
Warten in der Randkluft - ich hab mich schon mal besser gefühlt... 😱 |
Und da sollte es hoch gehen! 😰 |
Und vorab: Ja, ich habe es geschafft! Das kniffligste waren dabei erstens die nassen Schuhe, mit denen es schwer war Grip zu finden - und ich hatte leider nicht meine üblichen Wanderschuhe an, da die nicht kompatibel mit meinen Steigeisen waren. Und zweitens waren meine Hände vom Ausziehen der Steigeisen so kalt, dass das Seil schmerzhaft einschnitt und ich zwischenzeitlich das Gefühl hatte, es aus Schmerzen nicht mehr halten zu können. Ich war jedenfalls heilfroh, als ich eeendlich oben war und mich einklinken konnte!
Was DF direkt hinter mir veranstaltete, spottete jeder Beschreibung. Wie wir alle wissen, ist seine Armkraft nicht mit der eines Normalsterblichen vergleichbar und so spazierte er am Seil nach oben als wäre es nichts - und machte noch seine Witzchen. Zur einen Hälfte war ich stolz auf ihn und hab mich gefreut, aber die andere Hälfte hätte gerne einen Schneeball nach ihm geworfen. 😅
Ein sehr zufriedener DF 😉 |
Blick von oben auf die Randkluft - Runterfallen käme hier nicht so gut... |
Endlich was zum Einklinken... |
"Nur" A/B kann auch gut steil sein. |
DF in seinem Element |
Der Blick auf den zweiten Abseilstand |
Da lugt wer raus. 😃 |
Dort erkannten uns ein paar Bergsteiger wieder, die direkt hinter uns an der Randkluft gewartet hatten und begrüßten DF mit den Worten "Der Flitzer!"! 😂😂😂 Das nächste Mal bitte stilecht - ohne Klamotten...😁
Rückblick ins Höllental |
Die Beweisaufnahme der Zugspitzkamera; wir waren oben! 😆 |
Und damit hatten wir alles richtig gemacht, denn bereits während unserer Fahrt nach unten musste die Gondel zwei Mal anhalten, da durch das immer stärker werdende Gewitter Starkstrom (!) auf der Leitung war. ...der arme Gondelführer hat beim ersten Halt noch versucht, es uns als einen gut gemeinten Foto-Stop zu verkaufen. 😕 Nach etwas mehr als den üblichen zehn Minuten erreichten wir schließlich die Talstation und praktisch genau in dem Moment, in dem wir ausstiegen, tat es einen Schlag und der komplette Strom fiel aus! Die gesamte Talstation lag im Dunkeln, am Parkplatz ging kein einziger Kassenautomat mehr und auch die Bahn fuhr nicht - die komplette Zugspitzbahn war ausgeknockt worden. Während wir darauf warteten, dass der Starkregen nachließ, erfuhren wir, dass der Blitz direkt in die Fahrleitung eingeschlagen hatte und deswegen gar nichts mehr ging. Wir hätten wirklich keine Bahn später nehmen dürfen...
Und obwohl wir in der glücklichen Lage waren, dass unser Auto nicht auf dem Parkplatz mit den Schranken stand, wagten wir uns aufgrund des heftigen Regens nicht aus unserem Unterstand. Über eine Stunde, in der es ordentlich gewitterte (nicht mein Wetter...!), dauerte es noch, bis der Regen soweit nachließ, dass wir daran denken konnten, in Richtung Auto zu laufen.
Fazit zur Tour:
Wow! Einfach nur WOW! Ich kann verstehen, warum der Aufstieg über das Höllental der beliebteste Weg auf die Zugspitze ist. Die pure Vielfalt der Landschaft ist überwältigend. 😶
Hinzu kamen bei uns noch die Unwägbarkeiten, ob wir es überhaupt zum Klettersteig schaffen würden oder nicht - das war schon ein ziemlicher Nervenkitzel.
Es war für mich auch das erste Mal auf Steigeisen und auf einem Gletscher - und es war ein faszinierendes Gefühl so ohne Probleme über das Blankeis zu laufen.
Und dann noch das dicke Ende mit dem Gewitter, dass uns klar machte, dass unsere Zeitplanung nicht besser hätte sein können.
Ich würde es auf jeden Fall als rundum gelungene Tour bezeichnen. 😊
Obwohl DF das Höllental schon einmal in einem Video gefilmt hat, war er so lieb und hat die Tour noch einmal mit der Kamera festgehalten - zumindest die spannendsten Momente. Ihr könnt euch also freuen. 😉
Bis zur nächsten Schandtat!
Eure Unlimited
P.S.: Die Einstiegstelle zum Höllentalklettersteig wurde inzwischen erheblich entschärft. Es befinden sich nun nicht nur mehr Zwischensicherungen im Seil, sondern auch eine Vielzahl an Trittklammern, so dass man wie an einer Leiter aufsteigen kann (siehe Homepage des DAV München & Oberland).
Es mag damit leichter sein über das Höllental auf die Zugspitze zu kommen und die Strecke mag nun auch viel mehr Leuten offen stehen - für mich hat sie jedoch ihren Reiz verloren, da gerade die Unwägbarkeiten an der Randkluft den Nervenkitzel mit sich brachten. Ich persönlich finde es auch nicht richtig, dass man die Berge an die Wanderer/Bergsteiger anpasst. Entweder ein Bergsteiger ist fit genug für den Berg oder er sollte ihn bleiben lassen. Am Watzmann hat man erst vor kurzer Zeit Sicherungen abmontiert, da man genau diese Ansicht vertrat. Welche Konsequenzen der leichtere Einstieg auf die eh schon stark frequentierte Route über das Höllental haben wird, wird die nahe Zukunft zeigen.
Super Blog, da bekommt man direkt Lust auch selbst wieder durchs Hölle Tal zu steigen. Das mit der Entschärfung des Einstiegs sehe ich wie du, ganz nach Paul-Press: "Das Können ist des Dürfens Maß", sollte man so etwas nicht machen. Gerade die Zugspitze bietet ja wirklich für jeden einen machbar Aufstieg, da braucht es nicht noch eine "Autobahn".
AntwortenLöschenVielen Dank für deinen Kommentar. :)
LöschenUnd ja, ich finde es traurig, dass das Höllental nun dermaßen "ausgebaut" wurde. Es hat schon zuvor genug Stau an den Nadelöhren gegeben und das dürfte durch diesen Umbau nicht besser werden. :(
VG, Katharina
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AntwortenLöschenWer den Seileinstieg nicht schafft hat auf dem Klettersteig nichts zu suchen. Es gehen viele Leute ohne jeglicher Sicherheitsausrüstung den Steig . Es ist ein Wunder daß noch nicht mehr passiert ist.
AntwortenLöschenDa stimme ich dir voll und ganz zu. Die "Sicherheitsvorkehrung", dass die schwersten Stellen meist zu Beginn der Klettersteige kommen, um abzuschrecken, haben durchaus ihren Sinn. Und ich habe schon genug Leute gesehen, die sich bereits auf A/B-Klettersteigen schwer getan haben.
LöschenVG Katharina