Samstag, 13. Oktober 2018

In memoriam Alex: Tegelberg - über zwei Klettersteige an einem Tag

Hi! 😁

Diese Tour vom 10.09.2018 widmen DF und ich unserem guten Freund Alex von Wusaa. Nur für ihn haben wir die Unwägbarkeiten des Tegelbergs und seiner Klettersteige auf uns genommen. Alex hat uns schon mehrfach von dem ausgesprochen harten Klettersteig erzählt und ihn als sein "persönliches Trauma" bezeichnet. So hat er DF und mich auf der einen Seite neugierig gemacht und auf der anderen Seite wollten wir ihm bei der Traumabewältigung unter die Arme greifen. Wozu hat man schließlich Freunde? 😋
Noch einmal ein extra lautes "Hallo Alex!" an dieser Stelle! Dieser Blog-Eintrag ist dir gewidmet. 😃


Neuschwanstein vor dem markantem Säuling


Vorab möchte ich ein paar Worte zur Tour los werden: Der Tegelbergsteig liegt - oh Wunder - am Tegelberg direkt im Blickfeld des Märchenschlosses Neuschwanstein. Insgesamt befinden sich unterhalb des Tegelberghauses (1.707 m) drei Klettersteige, über die man die Bergstation der Tegelbergbahn erreichen kann. 
Der leichteste Weg führt über den Gelbe-Wand-Klettersteig (A/B), bei dem es sich zugleich um einen Naturlehrpfad mit viel Gehgelände handelt. Die Steigerung davon ist der Tegelbergsteig (C), der mit einer Höhendifferenz von 350 hm und einer Länge von 1.000 m schon einiges von seinen Begehern abverlangt. Wem dieser Klettersteig noch nicht ausreicht, kann entweder direkt oder mit Umweg über den Tegelbergsteig zum Fingersteig (D) mit seinen 240 Hm verteilt auf 400 m Länge gehen und sich an diesem in Richtung Gipfel schwingen.

DF und ich hatten uns in unserem Wahn zu folgender Variante entschlossen: Den Zustieg bis zum Tegelbergsteig wollten wir über den Gelbe-Wand-Steig machen, im Anschluss wollten wir über den Tegelbergsteig bis zum Sattel unterhalb der Tegelbergbahn aufsteigen, von dort wieder absteigen zum Einstieg des Fingersteigs und über diesen dann zum Tegelberghaus. 

Hinzu kam noch, dass wir diese Tour praktisch "im Vorbeifahren" unternahmen, da sie auf unserem Weg nach Garmisch-Partenkirchen lag. Wir hatten uns da für einen etwa sechsstündigen und üüüberhaupt nicht anstrengenden Zwischenstopp entschieden. 😅
Da wir die Tour in unsere Anfahrt integriert hatten, übernachteten wir nicht wie sonst im Auto, sondern fuhren morgens zeitig daheim los, so dass wir am frühen Vormittag die Talstation der Tegelbergbahn erreichten. Es war mal was anderes, eine Tour im Hellen zu starten. 😂

Vom kostenpflichtigen Parkplatz (Hinweis: man bekommt nur bei einem Tagesticket und nicht bei den anderen Ticketvarianten die Hälfte des Preises an der Kasse der Bahn erstattet, wenn man denn mit der Tegelbergbahn fährt.) starteten wir über zunächst ziemlich laaangweilige und breite Wege, die schön steil waren. 😖


Ein zu querendes Bachbett beim Aufstieg.
Die Wege wurden mit der Zeit schmaler und waren durch die nordseitige Lage in Teilen sehr rutschig. Nach einer knappen Stunde erreichten wir den "Anseilplatz", der kurz vor dem Einstieg in den Gelbe Wand Steig war. Da im gesamten Gebiet eine Warnung vor Steinschlag bestand, warfen DF und ich uns in Schale.
Am Anseilplatz fiel uns ein Rucksack auf, der herrenlos herumstand. Noch während wir dabei waren unsere Klettersachen anzulegen, kam ein junger Mann den Pfad geradezu hoch gejoggt. Hierbei fiel uns auf, dass der gleiche Mann uns kurz zuvor erst joggend entgegen gekommen war, als er ins Tal gelaufen war?! Zielstrebig ging er auf den einsamen Rucksack zu und neugierig fragten wir ihn, warum er erst nach unten und nun wieder nach oben gerannt war. Mit einem Grinsen erklärte er uns, dass er das Klettersteigset im Auto vergessen, dafür aber seine Steigeisen eingepackt hatte. 😂😂😂 Dann musste er sich auch schon sputen, um seine Gruppe einzuholen. Wir hoffen, dass alles geklappt hat und du dann entspannter unterwegs sein konntest! 😉


DF kurz nach dem Anseilplatz.
DF und ich machten uns auf den Weg und durften bereits beim Gelbe-Wand-Klettersteig feststellen, dass eine im Internet kursierende Warnung bezüglich des Tegelbergs durchaus berechtigt war. In vielen Beiträgen hatte ich gelesen, dass die Klettersteige dort bei Nässe mindestens einen Grad schwerer einzustufen seien. Uns fiel bereits am Einstieg auf, dass der Fels häufig geradezu glatt poliert war und entsprechend wenig Halt für die Füße bot, dabei hatten wir trockene Verhältnisse erwischt. Bei Nässe wollten wir uns das Ganze gar nicht vorstellen...😕


Querung auf speckigen Platten - bei Nässe sicher widerlich! 
Die ersten paar Meter des Gelbe-Wand-Klettersteigs waren ausschließlich im Schwierigkeitsgrad A angesiedelt und daher zum warm werden sehr angenehm. 


Grandiose Aussicht in Richtung Forggensee. 

Eine der vielen Info-Tafeln am Weg - wichtig für "Kind DF". 😂
Schließlich erreichten wir den Einstieg des eigentlichen ersten Ziels, den Tegelbergklettersteig. Direkt am Einstieg neben der Leiter war eine Tafel angebracht, auf der eindrücklich vor dem Klettersteig gemahnt wurde und dass man besser umkehren solle, wenn man schon zu Beginn Probleme hatte. Na, wenn das nicht beruhigend klang...😨

Der Klettersteig führte zu Beginn steil an einer Leiter empor, ehe man an ziemlich glatt polierten, senkrechten Wänden traversieren durfte. Diese Stellen wirkte tatsächlich etwas abschreckend, da man kurzzeitig mit den Armen voll am Stahlseil hing und mit den Füßen nur kurze Reibungstritte machen konnte. 


Das steile und ausgesetzte Einstiegsstück.
Sportlich geht's nach oben. 
Insgesamt gestaltete sich der Großteil des Klettersteigs wie eine Traverse und erinnerte mich stark an den Höhenglücksteig in der Fränkischen Schweiz. Da man trotz allem 350 Höhenmeter zurück zu legen hatte, gab es zwischendurch immer wieder steile Passagen, die ziemlich senkrecht nach oben führten. Gemein waren allerdings einige Stellen, an denen man doch tatsächlich nach unten (!) klettern musste! Das war sooo deprimierend, wenn man im Hinterkopf behielt, dass man die Meter wieder nach oben musste. 😬


DF hat Spaß und man beachte den neuen, schicken Helm. 😊

Steil und plattig führte der Klettersteig nach oben. 
Durch einige Gehpassagen, mehrere Bänke, das Steigbuch und den andauernden Wechsel zwischen Steil- und Traverse-Passagen gestaltete sich der Tegelbergsteig sehr abwechslungsreich. Der Schwierigskeitsgrad liegt zumeist bei B/C, was sich bei der Gesamtlänge ziiiiemlich ziehen kann. Man sollte trotz all dieser Abwechslung nie vergessen, auch mal den Blick schweifen zu lassen, da sich wunderschöne Ausblicke auf den Forggensee und das Umland bieten. 


Wenn es einem zu leicht ist, gehe man den Klettersteig einhändig und filme dabei. 😂

Traumhaftes Panorama 😃
Nach etwa zwei Stunden hatten wieder den Ausstieg des Tegelbergsteigs erreicht. Wenn man sich erst einmal an den immer wieder sehr speckigen Fels gewöhnt hatte, war er immer noch anspruchsvoll, aber zumindest nicht mehr abschreckend. 


So langsam läuft es immer besser. 😁

Da hat jemand Spaß. 😎

Die letzte steile Stelle vor dem Ausstieg. 
DF und ich marschierten hoch zum Sattel unterhalb des Tegelberghauses. Da dieser Teil des Weges leider in der Sonne lag, wurden wir ziiiemlich gebrutzelt. 
Von dort folgten wir der Beschilderung in Richtung Fingersteig. Allerdings marschierten wir erst an dem eigentlichen Trampelpfad vorbei, da dort a) keine Beschilderung war und b) dieser Pfad auf eine abgezäunte Weide führte. Einzig und allein ein kleines Schild etwa hundert Meter weiter unten deutete daraufhin, dass sich dort etwas befinden musste. Wir fanden schließlich die Stelle am Elektrozaun, an der man gefahrlos den Draht herausheben konnte und marschierten zu besagtem Schild, das tatsächlich den Weg zum Fingersteig wies. Eine kleine Markierung auf Höhe des Zauns wäre garantiert nicht verkehrt gewesen. 😞

Ein kleiner, steiniger Pfad führte uns immer näher zum sogenannten Finger, der auch Namensgeber für den Fingersteig war. Bei dem Finger handelte es sich um einen ziemlich eindrucksvollen und vor allem steilen Felsen. Selbst DF fragte im ersten Moment "Die wollen doch nicht da hoch?!". Und ob der Steig das wollte; wenn auch nur bis auf halbe Höhe. 

Bevor wir mit dem zweiten Klettersteig für diesen Tag begannen, gönnten wir uns eine kleine Müsli-Riegel-Pause im Schatten des Fingers. Dort überholte uns  ein älterer Herr, der uns erzählte, dass er den Steig bereits kenne. Er kletterte ziemlich flott, souverän und ungesichert nach oben und war kurz daraus aus unserem Sichtfeld verschwunden. Das fand ich sehr beeindruckend! 😲

Nun hieß es für mich noch einmal richtig reinpowern. Der Fingersteig hatte einige Stellen mit Schwierigkeitsgrad D, die garantiert nicht ohne werden würden. Der Einstieg war bereits ziemlich steil und kräftezehrend. Dadurch, dass er so ausgesetzt war, gab es auch kaum eine Stelle, um Pause zu machen. Meine Rastschlinge kam daher häufiger zum Einsatz. Und als ob ein steiler Einstieg nicht reichte, kam direkt im Anschluss ein überhängendes Stück. DF turnte natürlich ganz locker grinsend nach oben. Manchmal ist es verlockend, ihn mit dem Klettersteigset zu erwürgen...😅


Der steile Start am Fingersteig.
Ich war jedenfalls nicht undankbar über das kurze Stück Gehgelände, das zum zweiten Teil des Fingersteigs führte. An dieser Stelle gab es einen der zwei Notausstiege, aber ich wollte die Sache durchziehen.
Wobei ich beim Anblick des nächsten Stückes gar nicht so sicher war. Die speckigen Platten waren ja noch in Ordnung, aber dann hatte es einen waschechten Überhang an einer ausgehöhlten Stelle, an dem man sich etwa 1,50 m nach oben quälen musste, um wieder vernünftig am Steig zu sein. Traumhaft...
Es wundert natürlich niemanden, dass DF die Stelle mehrfach kletterte, um sie aus verschiedenen Perspektiven filmen zu können. 😒


Rückblick zum Finger.
Danach ging es ziemlich knackig weiter: steil, steiler, am steilsten! Ich hatte mich ordentlich zu plagen, wurde aber durch eine grandiose Aussicht belohnt. Außerdem hielt der Steig noch ein Highlight für uns bereit: er führte praktisch um eine Ecke herum. Wenn man von der einen Seite kam, hatte man das Gefühl, dass der Klettersteig zu Ende sein müsste, aber er führte einfach um die Kante und dort ging es ganz normal weiter. Das war schon eine verdammt coole Wegführung. 


Einfach mal abhängen...😂

DF musste wegen mir auch kurz pausieren.

Um die Ecke...! 😳
Nach einer letzten, hässlichen Plattenquerung hatten wir den Ausstieg erreicht! Da wir noch die letzte Talfahrt bekommen wollten, sputeten wir uns, dass wir hoch zur Tegelbergbahn kamen. Wir erreichten sogar noch die vorletzte Fahrt um 16:45 Uhr! 
In der Gondel ging es allerdings seeehr beengt zu. Eine U-Bahn in Frankfurt zur Rush Hour bietet manchmal mehr Möglichkeit zum Atmen...😕
Gegen 17:00 Uhr erreichten wir wieder unser Auto und setzten unsere Reise nach Garmisch-Partenkirchen fort. 😊

Fazit zur Tour:
Es handelte sich beim Tegelberg- und beim Fingersteig um zwei sehr abwechslungsreiche Klettersteige, die durchaus fordernd waren, aber mit genialen Aussichten und schönen Kletterpassagen belohnt haben. Wer beim Tegelbergsteig allerdings Probleme hat, sollte vom Fingersteig... die Finger lassen! Ansonsten kann man bei diesem unscheinbaren Berg nahe Schloss Neuschwanstein durchaus seinen Spaß haben. 
Ich empfand es als sehr angenehm, dass beide Klettersteige sozusagen als "One Way"-Steige beschildert waren und somit die Gefahr vermieden wurde, dass es zu Gegenverkehr kam. Diese Regelung fand ich klasse! 👍 Beim Coburger Klettersteig hätte ich mir das damals sehr gewünscht...
Ich gehe nie wieder einen Klettersteig, wenn ich nur zwei Tage davor fünf Stunden bouldern war. Ich habe es zwar geschafft, mir aber nicht unbedingt leichter getan und meine Arme waren ziemlich platt. Also mein Tipp: Ausgeruht an diese Steige gehen. 😌

DF hat diese Tour wieder gefilmt, so dass ihr euch auf ein Video freuen könnt. Allerdings hat er nach wie vor ein wenig Produktionsstau. 😉

@Alex: Ich hoffe, der Bericht hat dir gefallen und ermutigt dich, diese Tour eines Tages nochmal zu gehen. 😋

Bis zur nächsten Schandtat!

Eure Katharina 

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