Donnerstag, 13. Juni 2019

Ammergauer Traumtour - Gabelschrofen, Krähe und Hochplatte

Hi! 😊

Nachdem die Bergsaison mit unserem Himmelfahrtskommando hochoffiziell eröffnet worden war, hatten DF und ich Blut geleckt. Wir waren über das Pfingstwochenende folglich nur schwer zu bremsen. 😅 
Aufgrund des befürchteten Verkehrschaos fuhren wir erst am Samstag gen Süden, was sich als äußerst klug erwies. Am Freitag nahmen die Staunachrichten gefühlt die Hälfte der Sendezeit im Radio ein...

Dieses Mal sollte es ein wenig entspannter zugehen. Ich war für die Tourplanung verantwortlich - wem also etwas nicht passt; Kritik zu mir. 😇 
Meine ursprünglich entworfene Route über Krähe und Hochplatte hatte ich allerdings um den DF-Action-Bonus in Form des Gabelschrofens erweitert. Aber dazu später mehr. 

In der Mitte die wuchtige Hochplatte und rechts davon die wilde Krähe mit Gipfelkreuz! 😍

Unser Startpunkt führte mich in bis dahin neues Terrain. Von Reutte aus ging es entlang des wunderschönen und schier endlosen Plansees immer tiefer in den Ammerwald hinein. Unweit des dortigen Hotels (Wie kann man so einen geschmacklosen Bau in diese wunderschöne Natur stellen?! Nichts für ungut, das Hotel mag gut sein, aber ich finde die gestalterische Komposition voll daneben...) verbrachten wir die Nacht. Da mein Auto wieder genesen war, schliefen wir etwas bequemer. Nur kann ich euch sagen, dass eine Nacht bei 5.5°C  Außentemperatur in einem PKW nicht gerade übermäßig komfortabel ist. 😅

Um kurz vor sechs starteten wir am nächsten Morgen auf einer Höhe von bereits 1.080 m. Es lagen etwa 1.000 Höhenmeter vor uns - auf den ersten Blick zumindest. Mit den ganzen Zu- und Abstiegen wurden es letzten Endes 1.400 Hm. Man gönnt sich ja sonst nichts...

Der Einstieg zu unserer Tour hielt direkt am Beginn des Wanderwegs schon etwas bereit, was ich niemandem vorenthalten wollte:
No comment...
Auf einem einfachen und nicht allzu steilen Wanderweg ging es zügig nach oben, bis wir auf etwa 1.400 m die Alpe Jägerhütte passierten. Es handelte sich um eine nicht bewirtschaftete Diensthütte, die wir wortwörtlich links liegen ließen, um der Beschilderung in Richtung Niederstraußbergsattel zu folgen.
Beim Aufstieg.
Youtube erfordert Erfindungsreichtum 😂
Die Alpe Jägerhütte in wunderbarer Landschaft.
Der Weg bis dahin war zu Beginn ein breiter, beinahe langweilig anmutender Forstweg. Dadurch war das Tal, in dem wir uns befanden, umso schöner. Außer DF und mir war aktuell nur ein Radfahrer unterwegs und wir konnten die Ruhe und Abgeschiedenheit genießen. 
Erst nach der Überquerung des dortigen Baches wurde der Pfad etwas schmaler, wobei er immer noch sehr angenehm zu laufen war. So erreichten wir den Niederstraußbergsattel ohne Probleme und bogen dort nach rechts ab in Richtung Gabelschrofensattel. Dieser sollte unserer erste richtige Etappe werden. 😃

Am Niederstraußbergsattel.
Doch bis dahin hatten wir noch ein paar kleinere Hindernisse in Form von Schneefeldern vor uns. Wir hatten damit gerechnet, da die Strecke ab diesem Punkt nordseitig verlief, aber durch die Steilheit der Hänge war es nicht unbedingt immer leicht zu queren. 

Einmal Winter, bitte! 
Aufgrund der sich neben uns auftürmenden Felswände zogen wir bereits ab diesem Abschnitt die Helme auf. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste...

Beeindruckende Steilwände und der Zickzackweg zum Gabelschrofensattel.
Wir querten komplett unterhalb des Niederstraußbergs, bis wir dem Pfad im Zick-Zack nach oben folgten. Während wir den Serpentinen folgend aufwärts gingen, waren wir unter ständiger Beobachtung durch Gämse. 😄 Teilweise tummelten sich bis zu acht Stück gleichzeitig in unmittelbarer Nähe zu uns. DF und ich fühlten uns nicht selten wie Godzilla oder Bigfoot, wenn wir sahen mit welcher Leichtfüßigkeit die Gämse über die steilen Hänge sprangen. Einige konnte DF glücklicherweise mit der Kamera einfangen. 
Und die Gämse waren es dann aber auch, die uns zeigten, dass es richtig gewesen war, die Helme aufzuziehen. Zwei von ihnen spielten Haschen an einem gefühlt senkrechten Schneefeld, sprangen dabei zwischen Fels und Schnee immer wieder hin und her - und traten einen handballgroßen Stein los, der nach unten sauste. 😲 Wir befanden uns glücklicherweise außer Schusslinie, fühlten uns aber in unserer Vorsichtsmaßnahme bestätigt. 

Zügig ging es weiter, bis wir um etwa 10:30 Uhr den Gabelschrofensattel in 1.911 m Höhe erreichten. Üblicherweise folgt man dort dem Trampelpfad nach rechts in Richtung Krähe, doch kam an dieser Stelle der DF-Action-Bonus für diese Tour zum Tragen: der Gabelschrofen. 

Der Gabelschrofen mit der Aufstiegsrinne in der Mitte.
Auf den ersten Blick sah er aus wie ein überdimensionaler Felsblock, den jemand am Rande des Weges stehen gelassen hat. Faktisch war er ein eigenständiger Gipfel und beinhaltete nach den Beschreibungen Kletterei bis zum II. Schwierigkeitsgrad. 
Wenn man direkt davor stand, war es erst einmal unglaublich verlockend, direkt über den Grat nach oben zu gehen, doch wurde dieser etwas später plattig und alles andere als schön. Meine Recherchen zuvor hatten ergeben, dass man sich links vom Grat in einer Rinne halten und in dieser nach oben steigen sollte. Und genauso gingen DF und ich vor. 

DF beim Aufstieg
Beim Aufstieg...
DF kletterte voraus und wartete immer an Stellen auf mich, wo er einen sicheren Stand hatte. Wir merkten schon auf den ersten Metern, dass wir in den Ammergauern unterwegs waren, da zum Teil viel Gebrösel und Geröll herumlag. Wir arbeiteten uns Stück für Stück in der ersten Rinne nach oben und ich musste mich die ganze Zeit dazu zwingen, nicht daran zu denken, dass ich genau diesen Weg auch wieder würde abklettern müssen. Ich fand ihn nach oben schon recht anspruchsvoll - zumal der beliebte Ammergauer Brösel zwar nicht im Übermaß vertreten, aber durchaus vorhanden war.

Nach der ersten Rinne folgten wir einem Grasband erst nach links, dann wieder nach rechts und von dort aus ging es in die zweite Rinne, die uns zum Gipfelkreuz führte. Die Kletterei war durchaus anspruchsvoll und bewegt sich meiner Meinung nach eher im niedrigen III. und nicht im II. Schwierigkeitsgrad. Ich fand, dass Boulderkenntnisse durchaus von Vorteil waren, da ich mich sehr häufig stützen, stemmen oder anderweitig kreativ wie ein menschliches Origami in der Rinne falten musste, um vorwärts zu kommen. 😛

DF und ich waren jedenfalls heilfroh, als wir das Gipfelkreuz erreicht hatten und dort ein wenig verschnaufen konnten. Die Fernsicht war überwältigend und wir konnten in der Nähe den Säuling, den Branderschrofen und den Forggensee ausmachen. Deutlich weiter entfernt zeichnete sich sogar der markante Aggenstein ab. Die Krähe, als unser nächster Gipfel, schien zum Greifen nah, doch lag da noch der Abstieg vor uns. 

Panorama mit Säuling, Branderschrofen, Forggensee und weit hinten sogar dem Aggenstein. 
Am Gipfel des Gabelschrofens.
Die Alternativroute über die Nordrinne abzusteigen, verwarfen wir sofort, nachdem wir den Rollsplitt darin gesehen hatten. Also hieß es langsam und bedacht den gleichen Weg abzuklettern.

Das ganze wurde für mich nicht leichter dadurch, dass noch ein weiterer Bergsteiger kurz nach uns am Gipfel angekommen war, der direkt über mir abkletterte. Wir wollten ihn sogar überholen lassen, aber das verneinte er und so blieben wir beim Abstieg zusammen. Vielen Dank für die Geduld, auch wenn ich hier und da einen kleinen Stein von oben abbekommen habe. 😅
Das besonders schwere an diesem Abstieg war, dass der Gabelschrofen praktisch keine Bohrhaken hat und kaum abzusichern ist. Ich war jedenfalls heilfroh, als wir nach etwa zwanzig Minuten höchster Konzentration wieder im Sattel standen. 

Von dort aus ging es ohne große Pause weiter über ein Schneefeld und direkt weiter zum nächsten Etappenziel - der Krähenhöhle. 😎
Es empfiehlt sich für die Erkundung definitiv einen Helm mitzunehmen. Gleich zu Beginn mussten wir auf allen vieren krabbeln, um überhaupt in die erste von insgesamt drei Kammern zu gelangen. Da ich normalerweise jemand bin, der leicht claustrophobisch veranlagt ist und Besucherbergwerke und alles vergleichbare meidet, war das eine ziemliche Mutprobe für mich. 😳 
In der ersten Kammer ging es rechts unten durch einen weiteren engen Krabbelgang in die zweite Kammer und dort nach oben gestuft in die dritte Kammer. Die einzelnen Kammern waren sehr geräumig, so dass ich es darin aushalten konnte. Gemein war nur, dass alles (logischerweise) nass und schmierig war, so dass man bei jedem Schritt aufpassen musste, nicht auf die Nase zu fliegen. 
Es war definitiv ein Erlebnis, aber ich war trotzdem froh, als ich wieder an der frischen Luft war. DF hat die Höhle sehr ausgiebig gefilmt. Ihr könnt euch also auf tolle Aufnahmen freuen. 

Von der Höhle aus waren es keine zehn Minuten mehr, bis wir am Gipfel der Krähe (2.010 m) standen. Von Süden aus wirkte die Krähe fast harmlos, brach jedoch in nördlicher Richtung dermaßen scharf ab, dass man sich kaum traute, über die Kante zu spähen. 

Mini Stoffel auf der Krähe.
Am Gipfelkreuz selbst wurde DF von einem Trio aus der Nähe von Stuttgart erkannt und mit "Du bist doch der Gimpel Westgrat" angesprochen. 😂 Ich hoffe, ihr drei seid wieder gut daheim angekommen. 😊
Ein paar Fotos und Videoszenen später machten wir uns auf den Weiterweg zum Fensterl, der relativ unspektakulär war.

Der Blick zur Hochplatte.
Das Fensterl selbst, das mitten im Sattel zwischen Krähe und Hochplatte lag, war dafür umso beeindruckender. Manchmal frage ich mich wie die Natur auf solche Formationen kommt und wie diese dann auch noch halten können. 😶

Das sehr bekannte Fensterl. 
Die Wolken waren inzwischen dichter geworden und wir entschieden uns dazu, dass wir uns zur Hochplatte etwas sputen würden. Das war jedoch leichter gesagt als getan, da der Weg dorthin teilweise ziemlich steil und ausgesetzt war. Selbst zwei Drahtseilversicherungen befanden sich auf der Strecke, die an einer Stelle ziemlich abgespeckt war. Es war auf jeden Fall deutlich spektakulärer als wir erwartet hatten.

Unterwegs zur Hochplatte...
Der schmale Grat zur Hochplatte.
Schließlich erreichten wir die Hochplatte auf 2.082 m. Die Gipfelrast fiel dieses Mal aufgrund des immer dunkler werdenden Himmels nur kurz aus. 
Unser Weg führte uns zurück zum Fensterl und wir waren froh, dass nur ein paar vereinzelte Regentropfen fielen. Die Vorstellung einige der Passagen mit nassem und rutschigem Fels gehen zu müssen, war alles andere als aufbauend. 

Vom Fensterl aus querten wir am Hang entlang, bis wir im Roggentalsattel standen, der zwischen Hochblasse (1.989 m) und Hochplatte liegt. Im Sattel selbst lag trotz Sonne satt noch eine gehörige Portion Schnee. Nach einigem Schneegestapfe standen wir schließlich auf einem kleinen Trampelpfad, der uns in weniger als einer halben Stunde zur Hochblasse führte. 

Rückblick zur Krähe.
Ursprünglich hatten wir vorgehabt von dort aus weglos über den Grat zur Schäferblasse abzusteigen. Der Blick auf den vollkommen mit Latschen zugewucherten Grat und auf das schlechter werdende Wetter ließ uns diese Idee schleunigst überdenken. Da wir beide nicht mehr in der Stimmung für Latschenkampf unter Zeitdruck waren, entschlossen wir uns direkt von der Hochblasse zur Alpe Jägerhütte abzusteigen. Ich hatte den Weg glücklicherweise kurz davor im Kartenprogramm entdeckt.

Es ging erst weglos über den grasigen Buckel der Hochblasse, bis wir auf einen kleinen Pfad zwischen den Latschen stießen. Diesem Weg folgten wir stetig nach unten, wobei wir immer mal wieder in den Genuss eines kleineren Regenschauers kamen. Vor größeren Regengüssen blieben wir zum Glück verschont. 

Die wunderschöne, wilde Krähe.
An der Alpe Jägerhütte waren wir dieses Mal alleine und gönnten uns eine kurze Rast, ehe wir uns an die restlichen knapp vier Kilometer in Richtung Auto machten. Das Wetter war zu diesem Zeitpunkt nicht schlimmer geworden und da wir auf dem einfachen Weg zügig absteigen konnten, war zumindest diese Sorge auf ein sehr erträgliches Maß reduziert. 

Gegen 18:30 Uhr erreichten wir nach etwa 17 km und 1.400 Hm unser Auto am Parkplatz und waren heilfroh, als wir kurz darauf unsere qualmenden Füße in dem nahe gelegenen Gebirgsbach kühlen konnten (für ein plötzliches Fischsterben im Plansee sind wir allerdings nicht verantwortlich 😅).



Fazit zur Tour:

Für mich ging vor allem ein langjähriger Traum in Erfüllung, da ich Krähe und Hochplatte schon lange auf meiner persönlichen Liste stehen hatte. Dieses Mal hat es endlich geklappt und dank DF habe ich mich sogar in die Höhle vorgewagt. 😁
Der Gabelschrofen war das DF-Bonus-Add-on der Tour. Ich bin im Nachhinein total stolz, dass ich hoch und vor allem auch ohne größere Panikanfälle wieder runter gekommen bin. Aus meiner Sicht ist er an einigen Stellen allerdings deutlich schwerer als Schwierigkeitsgrad II. Wer einen III-er nicht sicher abklettern kann und sich von Geröll aus der Ruhe bringen lässt, sollte die Finger davon lassen! Ich betrachte den Gabelschrofen damit als abgehakt und benötige vorerst keine Wiederholung. 😂
Insgesamt war es eine sehr abwechslungsreiche Tour mit wunderschönen Aussichten. Das Panorama mit Blick ins Füssener Land und bis zum Zugspitzmassiv war jedenfalls unvergleichlich. Krähe und Hochplatte kann ich auf jeden Fall empfehlen. Es war definitiv eine der schönsten Ecken in den Ammergauer Alpen, in der ich bis dato unterwegs gewesen bin. 


Natürlich wird es von DF ein Video geben, das ich hier verlinke, sobald es online ist. 😉



Bis zur nächsten Schandtat!

Eure Katharina 

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