Hi! 😊
Wie der Titel schon vermuten lässt, hat die Bergsucht bei DF und mir in diesem Jahr noch ein letztes Mal zugeschlagen. 😅
Das Wetter für das letzte Oktoberwochenende war für die Berge traumhaft und für daheim eher mittelmäßig gemeldet, weshalb uns nichts mehr zu Hause hielt. Aufgrund der späten Jahreszeit standen wir allerdings vor dem Problem: Welches Ziel?
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Traumhafte Fernsicht vom Fuße des Aggensteins. |
Die Route durfte nicht zu hoch führen (Schnee), nicht zu lange dauern (kurze Tage) und sollte aber auch etwas mehr enthalten, als eine reine Wanderung (DF-Bonus). Zusätzlich wollten wir nach der Anfahrts-Odyssee zum Watzmann ein möglichst nahe liegendes Ziel. All diese Vorgaben kombiniert führten uns zum bekannten und beliebten Aggenstein im Tannheimer Tal.
Einige mögen nun sicher denken, dass DF bereits dort gewesen ist, aber da wir schöne Gipfel nach wie vor gerne teilen, ist er mit mir ein erneutes Mal dorthin aufgebrochen. Außerdem hatten wir uns mit der Süd-West-Kante (UIAA III+) eine Aufstiegsroute gesucht, die auch für ihn neu war. Und da wir uns bekanntermaßen nur äußerst ungern mit einem Seil herumägern, sollte es die Süd-West-Kante free solo nach oben gehen. 😙
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Die erste Dämmerung am Parkplatz. |
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Ein neuer Tag bricht an. |
Unser Startpunkt war der Parkplatz in Grän, der 24 Stunden lang kostenpflichtig war. Ein Ticket für einen Tag kostete 4,- €. Vom Parkplatz aus ging es um 07:20 Uhr ein kurzes Stück nach oben, nur um dann der guten Beschilderung in Richtung Aggenstein zu folgen. Laut den Wanderschildern, handelte es sich hierbei um eine rote Wanderroute. 😊
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Unser Tagesziel in greifbarer Nähe und ganz links die Süd-West-Kante. |
Der Weg führte erst über einen breiten Fahrweg nach oben, ehe er nach rechts in einen schmalen, steilen Pfad überging. In zügigem Zickzack ging es auf dem unschwierigen Wanderweg nach oben. Bereits ab diesem Punkt verleitete die scheinbare Nähe des Aggensteins, inklusive gut sichtbarem Gipfelkreuz, zu der irrigen Annahme, dass es nicht mehr weit war. Doch die Perspektive täuschte und der Weg zog sich ein gutes Stück...
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Die Abzweigung auf den schmaleren Weg. |
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Eine der "Schlüsselstellen" im unschwierigen Aufstieg. 😂 |
Unsere erste Zwischenstation, den Sattel "Böser Tritt", erreichten DF und ich um etwa 09:00 Uhr. Wie kommt ein Sattel zu einem solch seltsamen Namen? Die Antwort war leicht erkennbar. Aus Süden kommend, schlängelte sich zum Sattel ganz gemütlich ein Pfad nach oben, doch dort erwartete uns ein senkrechter Abbruch. Man stand von jetzt auf gleich praktisch vor dem Nichts und blickte in Richtung Füssen und Alpenvorland.
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So hoch wollten wir nicht hinaus. |
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Blick vom "Bösen Tritt" ins Füssener Alpenvorland. |
DF und ich bogen nach links in Richtung Aggenstein ab, zusammen mit etlichen anderen Wanderern. Wir hatten ein wenig gehofft, dass weniger los sein würde, da die Kissinger Hütte direkt am Fuße des Aggensteins seit dem 13.10.19 geschlossen hatte. Doch leider hatte das gute Wetter nicht nur uns nach draußen gelockt.
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Die Bad Kissinger Hütte unterhalb des Aggensteins. |
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Für alle, die es romantisch mögen. 😉 |
Bis kurz vor der Süd-Ost-Kante schwammen wir praktisch mit dem Strom, ehe wir dem kleineren Trampelpfad geradeaus und um den Fuß des Aggensteins herum folgten.
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Die Abzweigung vom Hauptweg zu den Kletterrouten. |
Ab diesem Zeitpunkt hieß es die Augen offen halten, da es am Aggenstein etliche Kletterrouten und auch Bohrhaken gab. DF und ich mussten daher erst einmal den korrekten Einstieg zu unserer Route, der Süd-West-Kante, ausfindig machen.
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Links sieht man bereits die beeindruckende Süd-West-Kante. |
Der Einstieg begann bei dem letzten Bohrhaken auf dem Trampelpfad, bevor ein steiles Grasband nach oben führte. Laut Topo sollte sich dort noch eine Sanduhr-Schlinge befinden, die weder DF, noch ich gefunden haben.
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DF am steilen Grasband. |
Nach dem Einstieg im III. Schwierigkeitsgrad ging es etwas leichter weiter (II) bis zum ersten Stand. Die gesamte Linie der Strecke folgte praktisch eins zu eins der Kante, so dass die Orientierung in der Route kein Problem darstellte. Am ersten Stand angekommen stellten DF und ich fest, dass sich am Einstieg zwei Seilschaften ebenfalls darauf vorbereiteten, in die Wand einzusteigen. Dadurch, dass wir ohne Seil unterwegs waren, waren wir deutlich schneller und brauchten uns keinen Stress machen.
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Ein Blick an der Kante nach oben. |
Beinahe unmittelbar nach dieser kurzen Verschnaufpause folgte die erste Schlüsselstelle (III +). Für diesen Abschnitt ging ich voran und war im ersten Moment alles andere als begeistert. 😣 Ich möchte hier nur kurz klarstellen, dass ich aus eigenem Antrieb vorgegangen bin und DF mich zu keinem Zeitpunkt dazu überredet hat. 😅
Auf geneigten, aber praktisch grifflosen Platten ging es ein gutes Stück nach oben, bis ich unterhalb einer überhängenden Passage stand. In diesem Stück gab es eine Art Durchbruch, durch den man nach oben gelangen konnte. Dieser Durchbruch war leider sehr nah an der Abbruchkante, zum Teil abdrängend und überhängend. Glücklicherweise gab es direkt im Durchbruch einen Bohrhaken, an dem ich mein Klettersteigset einhängen konnte - und wenn ich damit nur ein wenig die Nerven beruhigte.
Vorsichtig bastelte ich mich weiter nach oben. Zum Glück gab es in dem Durchbruch einige Griffe, da die Tritte auf der Platte darunter wirklich Mangelware waren. 😨 Endlich saß ich eine Etage höher und musste "nur" noch meinen Karabiner lösen, was sich aufgrund des blöden Winkels als gar nicht so einfach darstellte.
Die nachfolgende II-er-Passage kam mir jedenfalls wie ein Spaziergang vor und ich war heilfroh, als ich mich am nächsten Stand einklinken konnte.
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...und ein Blick zurück nach unten. |
DF kam kurz darauf hinterher und stieg für die nächste Seillänge vor. Hier war der schwerste Part direkt am Anfang, wieder eine wunderbare III +. 😅 Praktisch grifflos ging es auf den Platten nach oben, nur um dann vollkommen aus der Balance heraus schräg nach links weiter zu gehen. Nach diesem Teil kam meine persönliche Schlüsselstelle. Es ging für ein kleines Stück links unterhalb der Kante auf einem schmalen Band entlang, ehe man sich über die Kante arbeiten musste. Meine innere Ruhe wurde allerdings nicht dadurch gefördert, dass es direkt hinter mir fast senkrecht in den Abgrund ging. 😱 ...zwei Anläufe und mindestens doppelt so viele tiefe Atemzüge später war ich wieder in halbwegs sicherem Gelände und konnte mich an einem Bohrhaken einklinken. DF hatte sich bei dieser Passage deutlich geschickter angestellt...
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Mmmh, lecker Karabiner...😵 |
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DF steigt vor... |
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...und ich steige nach. |
Immer direkt der Kante folgend ging es für uns weiter nach oben zum dritten Stand. Ab dort wagte ich wieder den Vorstieg. Eine kurze II-er Stelle ging es nach oben, ehe die letzte, ausgesetzte Kletterei im III. Schwierigkeitsgrad auf uns wartete. An einem Punkt führte die Route ziemlich gewagt über eine Kante (DF und ich schafften es beide an dieser Stelle mit dem Helm an den Fels zu donnern...), ehe man den vierten und letzten Stand erreichte.
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Youtuber im Einsatz: alles für die Kunst! 😂 |
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Die letzten steilen Meter. |
Nach dieser Stelle ging es lediglich noch ein paar Meter in einer grasigen Rampe nach oben und schon standen wir um 11:50 Uhr auf dem Südgipfel des Aggensteins.
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Blick zum vollkommen überfüllten Hauptgipfel. |
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Das "Gipfelkreuz" vom Südgipfel. Im Hintergrund ganz markant der Hochvogel. |
Dort waren leider nur noch Überreste eines Gipfelkreuzes und selbst der Behälter für das Gipfelbuch war vollkommen demoliert. Ein Blick hinüber zum Hauptgipfel ließ es uns beiden richtig mulmig werden. Das Areal war dermaßen überfüllt, dass sich die Wanderer gegenseitig auf die Füße traten. Es lag nur noch eine kurze Kletterstelle vor uns, ehe wir auf dem Aggenstein standen. Dort war es tatsächlich so überfüllt, dass wir Probleme hatten, um eine Stelle zu finden, an der wir die Kletterausrüstung ablegen konnten. Ich nahm mir noch kurz die Zeit für einen Eintrag ins Gipfelbuch, ehe DF und ich das Weite suchten.
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Der Übergang zwischen den Gipfeln. |
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Die letzten Klettermeter am Hauptgipfel. |
Doch selbst der Abstieg ging zuerst nur im Schneckentempo, da es an den seilversicherten Stücken staute. Zum Teil kletterten wir neben den Drahtseilen direkt am Fels ab, um wenigstens etwas vorwärts zu kommen. 😒
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Auf zum Brentenjoch! |
Eeendlich waren wir vom eigentlichen Aggenstein weg und ab dem Sattel Böser Tritt nahmen die Menschenmassen deutlich ab. Vor uns konnten wir bereits gut unser zweites Gipfelziel für den Tag, das Brentenjoch mit 2.001 m, erkennen. Der Wanderweg führte direkt am steilen Abbruch entlang und offenbarte immer wieder beeindruckende Tiefblicke.
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Immer am Abgrund entlang... |
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Rückblick zum imposanten Aggenstein. |
Die eigentliche Schwierigkeit war die Hitze und das mit Latschen zugewucherte Gelände, denn dadurch wurde dieser Weg richtig anstrengend. Wir fühlten uns zwischendurch wie im Hochsommer...
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Ab durch die Latschen... |
DF und ich waren heilfroh, als wir um 14:00 Uhr das Brentenjoch erreichten. Auch dessen Gipfel war gut frequentiert, wenn auch nicht so stark wie der benachbarte Aggenstein. Wir machten eine kurze Pause, genossen den Ausblick auf die drei höchsten Tannheimer Berge (Na warte, Gimpel! Du bist auch noch fällig!) und hatten die ganze Zeit über seeehr aufdringliche Alpendohlen um uns herum.
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Der Gipfel vom Brentenjoch - auch total überbevölkert... |
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Da war jemand ziemlich furchtlos... |
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Kleiner Hund ganz groß mit den drei höchsten Tannheimer Gipfeln. |
Über einen erst sehr schottrigen, aber unschwierigen Wanderweg ging es für uns wieder zurück ins Tal. Der angenehme Weg war ideal, um die Tour und auch die Saison 2019 ausklingen zu lassen. Etwa gegen 16:30 Uhr erreichten wir den Parkplatz und zurück ging es in Richtung Heimat.
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Der unschwierige Abstieg. |
Fazit zur Tour:
Es war mal wieder eine sehr abenteuerliche Free-Solo-Tour mit gemütlichem Ausklang für die Bergsaison 2019. 😊
Die Süd-West-Kante seilfrei zu gehen, ist für Anfänger nicht empfehlenswert. Eine gewisse Klettererfahrung ist definitiv notwendig. Aber auch für das klassische Seilklettern ist sie sehr populär, was DF und mir bereits die vielen Seilschaften bestätigt haben, die wir später hinter uns hatten.
Abgesehen davon ist der Aggenstein allein aufgrund seiner eigenwilligen Form, des kurzen Zustiegs und der Aussicht, die er bietet, ein geniales Ziel. Und wer nicht klettern möchte, kommt unschwierig über den Normalweg ans Ziel.
Das gleiche gilt für das gegenüberliegende Brentenjoch, das aus meiner persönlichen Sicht sogar leichter zu erreichen war.
DF und ich schließen jedenfalls nicht aus, dass es uns noch einmal auf den Aggenstein ziehen könnte - Routen hat es ja genug. 😅
Und hier findet ihr auch das Video von DF: Aggenstein-Südwestkante seilfrei + Brentenjoch . 😀
Bis zur nächsten Schandtat!
Eure Katharina 😌
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