Samstag, 20. November 2021

Der wilde Klotz hoch über Leutasch - Hohe Munde Überschreitung

Hi! 😀

An unserem dritten Hochzeitstag hatten DF und ich uns eine ganz besonders imposante "Gestalt" ausgesucht. Fast bei jeder Tour, die man im Wetterstein, in der Mieminger Kette oder in Teilen des Karwendels anstellt, springt sie einem förmlich ins Auge: die Hohe Munde! 
Der Westgrat zur Hohen Munde. 
Zu kaum einem Berg gehen die Meinungen so auseinander, wie bei diesem breiten Doppelgipfel. Für einige ist es der schlafende Riese über Telfs, für andere ein "hässlicher Sch****berg!". Wir wollten uns selbst unser Bild von dieser beeindruckenden Formation machen, die wir bereits von so vielen Seiten aus bewundert hatten. 😀

Bei der Hohen Munde handelt es sich um den östlichsten Ausläufer der Mieminger Kette und mit ihrer Erscheinung bietet sie einen würdigen Abschluss für dieses wilde und zum Teil überraschend unnahbare Bergmassiv. Die Hohe Munde ist ein Doppelgipfel, wobei der Westgipfel mit 2.662 m den Ostgipfel mit 2.592 m ein wenig überragt. 
Schilderwald im Gaistal.

Unser Ziel versteckt sich noch in den Wolken. 
DF und ich starteten am kostenpflichtigen Parkplatz Salzbach in einem der hintersten Winkel von Leutasch. Die 4,- pro Tag  für den Parkplatz sind durchaus fair, zumal man direkt vor Ort sanitäre Anlagen vorfindet, die in einem top Zustand sind. Davon können sich andere Parkplätze wirklich eine Scheibe abschneiden. 

Insgesamt erwarteten uns 17,6 km und etwas über 1.600 Höhenmeter an diesem Tag. Die Hohe Munde hat den "Nachteil", dass man immer sehr weit außen rum gehen muss, bevor man eine Chance hat nach oben oder unten zu kommen. Und da es nicht viel bringt, wenn man Wege doppelt geht, haben DF und ich uns für die Überschreitung entschieden. 
Wie beruhigend...😅
Die ersten vier Kilometer führten direkt durch das Gaistal, das Leutasch und Ehrwald verbindet. Der breite Fahrweg verläuft entlang der Leutascher Ache und auch wenn der Weg an sich unspektakulär war, die Umgebung war sehr interessant. Zwischendurch wähnte ich mich eher in Kanada, als in Tirol. 😂 Nur der Blick auf unser Ziel, das wir auf diesem Weg nordseitig umgingen, blieb uns komplett verwehrt, da über uns dicke Suppe herrschte. Ob wir oben überhaupt Aussicht haben würden?! 😨
Der unschwierige Fahrweg.

Die Leutascher Ache - sieht irgendwie eher nach Kanada aus und nicht nach Tirol. 😅
Ein kleines Highlight, nicht weit vom Hauptweg entfernt, war ein Wasserfall mit einer Gumpe, der als Fotomotiv prädestiniert war - und ein paar Tage später noch eine entscheidende Rolle spielen sollte. Aber das ist eine andere Geschichte. 😉
Wenn das kein Fotomotiv ist. 😍

Alles für die Kunst. 😂
Wir folgten dem breit ausgebauten Weg, passierten in einiger Entfernung die Gaistalalm, bis wir schließlich an einer Abzweigung ankamen, an der zum ersten Mal die Hohe und die Niedere Munde angeschrieben standen. Bei der Niederen Munde handelt es sich übrigens nicht um einen selbstständigen Gipfel, auch wenn der Name das vermuten lässt. Vielmehr handelt es sich um die Senke zwischen Hoher Munde und Karkopf, den wir ja bereits 2020 über den Adler-Klettersteig besucht hatten. 
Wir werden kritisch beäugt...

Das schöne Gaistal.

Die Gaistalalm und im Hintergrund der Hochwanner.
Wir verließen den breiten Fahrweg und begannen auf einem schönen, kleinen Trampelpfad aufzusteigen. Unschwierig führte der Pfad zügig nach oben, so dass wir uns schon bald in den Latschen und damit auch mitten in den Wolken wiederfanden. War die Sicht zuvor noch unschön gewesen, war sie nun gar nicht mehr vorhanden. DF und ich fühlten uns zwischendurch wie in einer Mondlandschaft, während wir dem Steig nach oben folgten. 
Der unschwierige Pfad.

Top-Markierungen! 

Eigenwillige Rastmöglichkeiten. 😀

In den Latschen ohne Sicht. 

Sicht schlecht - Laune super! 😊

Es wird ein wenig felsiger.

Mystische Mondlandschaft mit Sonne...
Erst ab etwa 1.950 m hatten die ersten Sonnenstrahlen die Kraft sich durchzusetzen und mit jedem weiteren Schritt wurde die Suppe weniger und die Aussicht gigantischer! 😍
Die Hochwand ragt aus dem Nebel. 😊
Der gesamte Wettersteinkamm, insbesondere der Teufelskamm, zeichnete sich immer mehr vor uns ab. Genau gegenüber blickten wir auf den Hochwanner, links davon lag die Zugspitze, auf der wir sogar die Bergstation erkennen konnten. Es ist wohl kein Wunder, dass wir an dieser Stelle aus dem Staunen und Fotografieren kaum rauskamen. 😊
Blick in Richtung Leutasch. 

Hochwanner und Zugspitze. 

Unser Tagesziel ist zum ersten Mal sichtbar. 
Um viertel nach zehn hatten wir mit der Niederen Munde auf 2.059 m ein weiteres Zwischenziel für diesen Tag erreicht. Was die reine Wegstrecke anging, hatten wir damit schon 7,5 km geschafft, aber es lagen noch immer über 600 Höhenmeter vor uns. 😅
In der Niederen Munde - im Hintergrund der Karkopf und die Hochwand.

Blick zum Teufelsgrat. 

Der Bildstock an der Niederen Munde. 
Nach einer kurzen Pause begannen wir mit dem Anstieg über den gefühlt endlos langen Westgrat. Nach einer kurzen Felsstufe latschten wir auf Pfadspuren den Grasrücken nach oben. Das Ende war die ganze Zeit gut sichtbar, kam aber irgendwie nicht näher. 😅 Das Steigen an sich war nicht schwierig, aber durch die Steilheit und die Länge unglaublich zäh. Dafür wurden wir mit traumhaften Aussichten auf die Stubaier Alpen und das Wettersteinmassiv belohnt. 
Katharina in der Niederen Munde mit Karkopf und Hochwand im Hintergrund. 

Die harmlose Felsstufe von unten. 

Da kommen wir her. 

Und da gehen wir hin. 😄

DF und der etwas vernebelte Blick ins Inntal. 

Katharina auf dem endlosen Westgrat.

Die Markierungen waren durchwegs super! 
Schließlich wurde das Gelände felsiger. Dank der guten Markierungen war die Orientierung wirklich kein Problem und Verhauer sind auf der gesamten Route eigentlich unmöglich. 

Die Wegführung wurde nun deutlich anspruchsvoller. Der schmale Grat, über den es ging, war zwar technisch nicht schwierig, trotzdem ging es zu beiden Seiten steil nach unten. Auch kamen nun die ersten drahtseilversicherten Stücke, die durchaus ihre Berechtigung hatten. War die Tour bisher "nur" kräftezehrend und lang gewesen, kam nun eine gewisse Spannung dazu. 
DF auf dem Verbindungsgrat.

Das Stück war etwas unschön zum Abklettern.

Irgendwo da im Nebel ist eine Katharina. 😅
Auf schmalen Bändern ging es immer weiter nach oben, bis wir eine Kuppe erreichten, an der ein Steinmann uns den richtigen Weg zeigte: nach unten. 😅
Es wird langsam abenteuerlicher.

Dramatische Tiefblicke garantiert. 😀

Die Umgebung wird immer rauer.

Die schmalen Bänder.

Der wegweisende Steinmann. 
DF und ich durften tatsächlich noch einmal fast 80 Höhenmeter absteigen - und die waren ziemlich steil! Da war ich für die Drahtseile wirklich dankbar, zumal der Fels zum Teil sehr plattig und damit äußerst griff- und trittarm war. 😩 
Da hat das Seil schon seine Berechtigung. 

Da wo der Pfeil ist, sind zwei andere Bergsteiger und oben rechts der Kreis ist das Gipfelkreuz. 😅

Schon recht steil. 😳
Endlich hatten wir den tiefsten Punkt erreicht und mussten unterhalb des Grates queren. An sich war der Klettersteig an dieser Stelle nicht sonderlich schwer, nur hatte der häufige Steinschlag mehrere Verankerungen herausgerissen, so dass zwischendurch immer wieder Schlappseil war. 😳 An dieser Stelle war der Helm wirklich angebracht. 
DF auf dem Weg in die Querung. 

Katharina mitten in der Querung. 
Schließlich hatten wir das Ende der Querung erreicht und die Markierungen und Drahtseile führten wieder nach oben. Ein letzter Aufschwung, ein kurzer Hatscher über Geröll und wir hatten den Westgipfel der Hohen Munde gegen 14:00 Uhr erreicht! 😆
Der letzte Aufschwung. 

Da kommen wir her: Am Pfeil ist ein großer, roter Punkt als Markierung. 

Rückblick auf den umgangenen Grat. 

Die Schrift hatte auch schon bessere Tage erlebt. 😅

Das Gipfelkreuz ist in Sicht! 😎

Der Blick zum Ostgipfel. 

Team Stoffel am Westgipfel der Hohen Munde. 
Am Gipfel selbst trafen wir noch Tom und seine Freundin von www.deine-berge.de, die DF und mich erkannten. Es hat uns riesig gefreut euch kennenzulernen und uns mit euch zu unterhalten. 😊 An dieser Stelle viele Grüße nach Farchant und noch viele schöne Touren! 

DF und ich nahmen uns die Zeit für eine ausgiebige Gipfelrast, ehe wir uns zum Ostgipfel aufmachten. Dafür durften wir fast 150 Höhenmeter absteigen. Es war zwar ein felsiger Pfad, aber unschwierig und top markiert. Um etwa 15:30 Uhr hatten wir den Ostgipfel erreicht, der mit seinen Lawinenverbauungen jedoch etwas vollgestellt aussah. 😕 
DF beim Abstieg. 

Der Übergang zwischen Ost- und Westgipfel. 

Der Ostgipfel der Hohen Munde. 
Damit hatten wir 11 km der Gesamtstrecke geschafft und die große Quälerei stand uns noch bevor. Etwa 1.400 Höhenmeter trennten uns noch von unserem Auto. Ich muss zugeben, dass ich den Abstieg vom Ostgipfel unterschätzt hatte. Bis zur Rauthhütte auf knapp 1.605 m erwartete uns einer der unangenehmsten Bergpfade, den wir je erlebt hatten. 
Der Abstieg beginnt. 😩

Der unangenehme Abstieg. 
Der Weg war steil und führte über teilweise schräg stehende Steine, die einen nur dazu einluden mit den Füßen hängen zu bleiben und sich die Knochen zu brechen. 😒 Durch das anspruchsvolle Gelände kamen wir nur sehr langsam vorwärts und die etwas mehr als zwei Kilometer bis zur Hütte zogen sich wie Kaugummi. Die einzige Abwechslung zwischendurch bot eine schöne, große Felsplatte, die DF direkt zu seinem persönlichen Spielplatz erklärte. 😂
Der Pfeil ist die Rauthhütte - da müssen wir noch hin. 😱

DF auf seinem persönlichen Spielplatz. 😁

Schöner wurde der Abstieg irgendwie nicht...
Gegen 18 Uhr hatten wir es endlich geschafft: Die Zivilisation hatte uns wieder, zumindest ein kleiner Ausläufer von dieser. 😅 
Da kamen wir runter - sieht flacher aus, als es ist. 

Die Rauthhütte. 
Die nächste Passage führte uns auf einem gefühlt senkrechten Fahrweg nach unten! Der Weg war so unangenehm steil, dass wir die Stöcke zur Hilfe nahmen! 😐 Hätten wir noch mehr Kraft in den Beinen gehabt, hätten wir es sicher rollen lassen können, aber so wurde jeder Schritt zum Kraftakt.
Der eklig steile Fahrweg.
Keine Viertelstunde später erreichten wir eine Abzweigung mit Bank. Die Bank war ein willkommener Pausenplatz, an dem wir die Wanderstöcke wegpackten. Nun fehlten nicht mehr allzu viele Höhenmeter bis zum Auto. Während der Fahrweg scharf nach links abknickte, folgten wir einem schmalen Trampelpfad, der laut Beschilderung zum Kalvarienberg führen sollte. 
Nun wieder weg vom Fahrweg auf kleine Pfade. 
Der letzte Teil der Tour war zwar noch ein wenig anstrengend, aber insgesamt unschwierig. Auf Trampelpfaden und Forstwegen legten wir die letzten 2,5 km bis zum Parkplatz zurück, wo wir gegen halb acht Uhr am Auto ankamen. 



Fazit zur Tour:
Allein durch die Tourlänge mit 17,6 km und über 1.600 Höhenmetern ist die Überschreitung der Hohen Munde eher eine Runde für ambitionierte und erfahrenere Bergsteiger. 
Man sollte auf jeden Fall in der Lage sein Gelände mit Schwierigkeit UIAA I und Klettersteigstellen mit Schwierigkeit A/B ohne Probleme und ohne zusätzliche Sicherung zu meistern. Laut einigen Tourenführern handelt es sich um eine schwarze Tour, was ich auch so unterschreiben würde.
Für mich persönlich war die Überschreitung dreigeteilt: Es gab bis zur Mitte des Westgrats einen Panorama-Part, von dort bis zum Ostgipfel wartete die Tour mit einem Abenteuer-Part auf und ab dann folgte der "Ätz"-Part. 😅 
In der entgegengesetzten Richtung möchte ich die Tour aber auch nicht unbedingt gehen, da ich mir die Ostflanke im Aufstieg sehr hässlich vorstelle und man beim Abstieg auf der Westseite von der Sonne gebacken werden dürfte. 
Alles in allem war es eine abwechslungsreiche und fordernde Tour, bei der eine Wiederholung jedoch unwahrscheinlich sein dürfte. 😂

Bis zur nächsten Schandtat! 😁

Eure Katharina

1 Kommentar:

  1. Toller Bericht 👍 und ein cooler Hochzeitstag 😅. Bin auch schon auf das Video gespannt 😁

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