Sonntag, 26. Dezember 2021

Bretterspitze-Westgrat - schöne Kletterei in der Hornbachkette

Hi! 😀

Nach unserem Urlaub hatte die Bergsucht irgendwie nicht abgenommen. 😅 Doch war in der Zwischenzeit in höheren Lagen bereits Schnee gefallen und so standen DF und ich vor der Frage: Wo könnten wir unser Unwesen treiben? Und war vielleicht wieder etwas mehr Kraxelei möglich? 😁 Schließlich hatten wir uns im Urlaub wegen meines linken Fußes zurückgehalten, aber inzwischen war die Schonzeit vorbei. 😆
Die Meinung unserer Maskottchen zum Westgrat. 
Dieses Mal stolperte ich beim Recherchieren über die Hornbachkette in den Allgäuer Alpen. Na, wer weiß noch, welche Tour wir dort erst im August unternommen hatten? Genau, den Hochvogel! 😀 
Und genau auf der gegenüberliegenden Seite des Tals erstreckt sich die wilde Hornbachkette und laut Tourenbuch sollte dort einer der schönsten Grate der Allgäuer Alpen liegen: der Westgrat zur Bretterspitze (2.609 m) mit Schwierigkeit UIAA 2! Mit einer Länge von 12 km und immerhin 1.500 Höhenmetern im Auf- und Abstieg war es eine ambitionierte Tour, aber durchaus bei der immer kürzer werdenden Tageslänge zu schaffen. 
Ob es tatsächlich der schönste Grat der Allgäuer Alpen war und ob DF und ich inmitten des brüchigen Hauptdolomit der Hornbachkette verzweifelt nach festem Fels gesucht haben? Seht selbst. 😄

Start war um 06:50 Uhr auf unserem altbekannten Parkplatz in Hinterhornbach. Auch dieses Mal zahlten wir gerne die unkomplizierten 2,- € "Parkgebühr", die wirklich eine tolle Idee sind.
Die Sonne geht auf. 😀
Direkt am Parkplatz war bereits die erste Beschilderung, die den Weg zur Bretterspitze und zum Kaufbeurer Haus wies. Ein großer Forstweg führte uns quer über eine Kuhweide, doch dieses Mal kamen wir ohne Verfolgungsjagden davon. 😅
Immer den Schildern nach. 
Schließlich zweigte auf der linken Seite ein Trampelpfad ab. Ein Schild "Kaufbeurer Haus" war ebenfalls angebracht. Man hätte theoretisch auch die Möglichkeit dem gut ausgebauten Forstweg noch eine ganze Weile zu folgen, jedoch wäre die zusätzliche Strecke nicht unerheblich. DF und ich wählten den Wanderweg, der immer wieder den Fahrweg kreuzte, uns dafür aber steiler, aber auch schneller nach oben brachte. 
Hier abbiegen.

Sonnenaufgang am Hochvogel. 😍

DF auf dem Aufstiegspfad.
Unschwierig schraubten wir uns nach oben, während im Hintergrund der Hochvogel von der Morgensonne angeleuchtet wurde. Die Aussicht wurde bereits auf dieser ersten Etappe mit jedem zusätzlichen Höhenmeter besser. 😍

Schließlich erreichten wir eine sehr erheiternde Besonderheit dieses Weges: "Erschts Bänkla" stand auf einer Bank entlang des Weges auf 1.386 m - und ja, ihr vermutet richtig. Es sollte nicht das letzte sein. 😆 
Bänkla Nummer eins bis drei. 

Bänkla Nummer vier. 
Insgesamt erwarteten uns bis auf einer Höhe von 1.845 m fünf dieser "Bänkla" (ischt Schwäbisch nicht eine tolle Sprache? 😂), während wir dem sehr kurzweiligen Pfad nach oben folgten. Das fünfte und letzte Bänkla bot nicht nur eine atemberaubende Aussicht auf den Hochvogel gegenüber, sondern man konnte auch bereits in die Hochebene blicken, die von Urbeleskarspitze, Bretterspitze und Gliegerkarspitze umrahmt wurde. Einen besseren Pausenplatz fürs Frühstück konnten wir uns schlecht vorstellen. 😇
Von links nach rechts: Urbeleskarspitze, Bretterspitze und ganz klein rechts die Gliegerkarspitze.

Und die zwei sind eh immer hungrig. 😂
Nach einer ausgiebigen Rast ging es für uns direkt weiter in Richtung Kaufbeurer Haus. Kaum waren wir um die nächste Kurve gebogen, zeigte sich die Selbstversorger-Hütte bereits in ihrer traumhaften Lage. An Wochenenden im Sommer und Herbst ist die Hütte übrigens bewirtschaftet, ansonsten kann man sich beim zuständigen DAV den Schlüssel für die Hütte holen, falls man dort übernachten möchte. Wir querten ein kleines Stück am Hang entlang, ehe wir uns auf einem kleinen, schottrigen Pfad nach oben schraubten. 
Das Kaufbeurer Haus vor gigantischer Kulissase. Pfeil links: Bretterspitze, Pfeil rechts: Gliegerkarspitze.

Der leichte Pfad. 
Kurz vor zehn hatten wir das Kaufbeurer Haus auf 2.007 m erreicht. Wir nutzten die Chance am Brunnen vor der Hütte etwas zu trinken, um unsere Wasservorräte zu schonen, ehe es direkt weiter ging. 
DF kurz vor dem Kaufbaurer Haus.

Das Kaufbeurer Haus.
Wir folgten nun der Beschilderung zur Bretterspitze und den wirklich ausreichend vorhandenen, roten Markierungen. Immer noch trennten uns knappe 600 Höhenmeter von unserem Tagesziel. Die Umgebung wurde zunehmend karger und felsiger und erinnerte an einigen Ecken an eine Mondlandschaft - mit dem Hochvogel im Hintergrund. 😅
Ich hab nur noch auf den Mars-Rover gewartet. 😂

Wirkt alles irgendwie ziemlich außerirdisch. 😅
Über leichte Platten und erste Felsen ging es nach oben. Wir passierten die Abzweigung zur Urbeleskarspitze, die links weg führte, und kehrten in das Urbeleskar unterhalb der Bretterspitze ein. Dort ging es ein wenig mühsam durch steilen Schotter hinauf. DF und ich konnten von dieser Stelle aus das Gipfelkreuz der Bretterspitze bereits erkennen und es sah zum Greifen nahe aus, doch es sollte noch einiges an Zeit vergehen, bis wir dort oben stehen würden. 
So langsam wird es felsiger, aber es bleibt unschwierig. 

Zur Urbeleskarspitze bitte links abbiegen! 😀

Blick hinauf ins Urbeleskar.

DF beim Aufstieg im steilen Schotter.

So nah und doch so fern. 😅
Schließlich erreichten wir den Punkt, an dem vom Hauptweg zur Bretterspitze ein kleiner Trampelpfad nach rechts an einem Schneefeld entlang abzweigte. Auf diesem gab es im Anschluss keine farbigen Markierungen mehr, sondern ausschließlich Steinmännchen, die den Weg wiesen. Wir hatten also den "weglosen" Teil der Tour erreicht. 😁
Erst einmal geht es dort hoch zur Gliegerkarspitze. 

DF in der Abzweigung. 
Das erste Etappenziel, das Gipfelkreuz vom Vorgipfel der Gliegerkarspitze, konnten wir bereits von unten gut sehen. Doch auch hier war der direkte Weg nicht möglich. Zuerst gingen wir in einem kleinen Bogen auf eine Gratschulter, auf der wir nach links bogen, um dann mehr oder weniger gradlinig nach oben zu gehen. Immer wieder wiesen uns Steinmänner den Weg und im unteren Teil entdeckte DF eine kleine, aber sehr coole Höhle. 😎
Da kommen wir her. 

DF vor der Höhle. 

Immer den Steinmännchen nach. 😎
Ganz allmählich wurde das Gelände anspruchsvoller: der altbekannte Brösel des Hauptdolomits zeichnete sich zu unseren Füßen immer deutlicher ab und auch die Ausgesetztheit des Weges ließ an einigen Ecken nicht zu wünschen übrig. An einer schmaleren Gratstelle hörten die Steinmännchen plötzlich auf, doch ich hatte gelesen, dass man Eisenstiften von alten Befestigungen folgen sollte. Also hieß es auf unangenehmeren Terrain nach links queren, wo uns die Stifte den Weg nach oben wiesen. Hierbei dürfte es sich um Überreste des Enzenberger Wegs handeln, der laut einigen Karten dort hoch geführt haben soll. Von den Versicherungen ist inzwischen nichts mehr vorhanden. Inzwischen ist die Wegführung jedoch eine andere. 
Die alten Eisenstifte...

...die sich super als Stockhalterung eignen. 😂
DF und ich konnten schließlich wieder einige Steinmännchen erkennen, die uns in eine Traverse nach links führten. So umgingen wir den Vorgipfel nach und nach, bis wir die unschwierige Oststeite erreichten. Dort ging es problemlos durch seichte Schrofen nach oben zum Vor- oder Ostgipfel der Gliegerkarspitze auf 2.551 m, wo wir um kurz nach zwölf Uhr ankamen. 😄
Die gelben Kreise markieren die Steinmännchen. 

DF in der Querung um den Vorgipfel. 

Da geht es gleich hoch! 😍

Der letzte Anstieg zum Gipfelkreuz. 
Dort oben gab es für uns nicht nur einen Eintrag ins Gipfelbuch, sondern auch einen Geocache. Wer seine Tour damit ein wenig aufpeppen möchte; ihr werdet fündig. 😀 Natürlich nahmen DF und ich auch den Grat zum Hauptgipfel der Gliegerkarspitze in Augenschein, verwarfen diesen dann aber aus Zeitgründen und...weil er unfassbar gruselig aussah! 😱 Wir hatten in Beschreibungen zuvor gelesen, dass der Verbindungsgrat äußerst ausgesetzt und brüchig sein sollte. Wer auch immer das geschrieben hatte, hatte nicht untertrieben. 😨
Der gruselige Verbindungsgrat zum Hauptgipfel. 

Ein Blick auf die Wilder-Gruppe und den Hochvogel - wunderschöne Allgäuer Alpen. 😌
Nach einer kurzen Gipfelrast ging es an unser eigentliches Hauptziel für diesen Tag: den Westgrat auf die Bretterspitze. Von der Gliegerkarspitze hatten wir den Grat bereits ausführlich bewundern dürfen und fanden, dass er alles andere als einladend aussah. 😅 Über die Schrofen stiegen wir ab bis zur Scharte, in welcher der Westgrat begann. 
Blick zurück zur Gliegerkarspitze.

Das Tagesziel kommt näher. 
Auf den ersten Blick hatte der Westgrat sich steil und unübersichtlich vor uns aufgetürmt, aber bei genauerem Hinsehen ergab sich immer eine einfache Linie. Oftmals ging es wie auf Stufen nach oben, ohne dass wir groß klettern mussten. An den dramatischen Aus- und Tiefblicken änderte das allerdings nichts. 😂 Und obwohl die Hornbachkette hauptsächlich aus unserem heißgeliebten, brüchigen Hauptdolomit besteht, war der Fels am Westgrat überraschend fest und griffig! Da machte das Kraxeln direkt wieder Spaß. 😃
Ist doch fast wie Treppensteigen. 😇

Katharina und im Hintergrund die Gliegerkarspitze. 

Eine der schönen, leichten Kraxelstellen. 
Insgesamt kann man sich merken, dass man direkt am Grat bleibt oder nach Süden ausweicht, um entsprechende Passagen zu umgehen. Ich kann mich nur an eine Stelle erinnern, an der wir auf einem kurzen Band nordseitig queren mussten. Dieses Stück war an sich nicht schwer, aber der Psychofaktor mit der steil abfallenden Nordwand der Bretterspitze hatte es in sich. 😳
DF in seinem Element. 

So klein der Mensch...

Bester Kletterspaß garantiert. 😄

Und ganz klein da unten: das Kaufbeurer Haus. 

Da komme ich gerade aus besagter, nordseitiger Querung. 😅
Eigentlich gab es nur zwei Stellen, an denen man wirklich überlegen musste, wie der beste und einfachste Weiterweg aussehen konnte. Beide kamen erst im oberen Drittel des Grates. Bei der ersten Gratpassage, wo wir etwas ins Grübeln kamen, türmte sich direkt vor uns eine recht steile Wand auf, die zudem griff- und trittarm war. Im oberen Stück wurde sie zudem leicht überhängend. DF versuchte sein Glück, ließ jedoch recht schnell von dem Wandstück ab. Ohne den Rucksack und mit Kletterschuhen wäre dieser Abschnitt wahrscheinlich kein Problem gewesen, aber durch die "Realbedingungen" am Berg wäre diese Wand mit einem deutlichen Risiko verbunden gewesen. 

Deshalb entschieden wir uns für die südseitige Umgehung an diesem Abschnitt. Dafür galt es wenige Höhenmeter abzusteigen, ehe Trittspuren nach links auf einer Rampe zurück auf den Grat führten. Dieser kleine Umweg war zwar etwas schottrig, aber deutlich leichter, als die direkte Wand nach oben. 
Ein Bergsteiger-Traum! 😍

Der weitere Grat türmt sich auf. 

Schön spektakulär. 😁
Kurz danach erwartete uns der letzte Aufschwung zum Gipfel mit der klettertechnischen Schlüsselstelle der Tour. An dieser Stelle hatte ich meinen Spaß, da ich vorgehen und die beste Linie suchen durfte. Für mich bedeutete das, dass ich von rechts über eine steile Rampe schräg nach links aufstieg, um oben wieder nach rechts zu queren, um dann direkt auf die nächste, breite Stufe zu klettern. Wenn man vorsichtig war und gut mit der Balance arbeitete, stellte einen diese Stelle vor keine großen Schwierigkeiten. 😉
In etwa so ging es nach oben. 

DF in der Schlüsselstelle. 
Um 14:00 Uhr hatten wir den höchsten Punkt der Bretterspitze erreicht. Dieser ist durch einen riesigen Steinmann gekennzeichnet, da sich das Gipfelkreuz aus Gründen der Sichtbarkeit ein wenig tiefer befindet. 😅 Da sich am Gipfelkreuz doch einige Menschen tummelten, zogen DF und ich es vor unsere Gipfelrast direkt am Steinmann zu machen. Und als kleiner Tipp für die Geocacher: Auch am Gipfel der Bretterspitze gibt es was zu finden. 😋
Vorne die wilden Stoffel-Hunde und im Hintergrund die Wilder-Gruppe. 😂

Blick zum Gipfelkreuz. 

Direkter Nachbar: die Urbeleskarspitze. Was für ein toller Berg! 😎

Team Stoffel auf der Bretterspitze. 😆
Die Aussicht von diesem auf den ersten Blick so unscheinbaren Gipfel war phänomenal. Auge in Auge sahen wir uns dem Hochvogel auf der anderen Talseite von Hinterhornbach gegenüber und die Ausblicke über die gesamte Hornbachkette waren gigantisch. Allen voran die unmittelbar benachbarte Urbeleskarspitze, die sich abweisend und schroff neben der Bretterspitze auftürmte. Und gerade weil sie so interessant aussah, darf ich verkünden: die ist auch noch fällig! 😍

Nach der obligatorischen Gipfelrast und dem Eintrag ins Gipfelbuch machten DF und ich uns ohne große Umschweife an den Abstieg. Wir wollten nach Möglichkeit im Hellen am Auto ankommen. 😅 Der erste Abschnitt bis zur Schwärzer Scharte wartete hier und da mit gaaanz leichten Kletterstellen auf, wobei wir insgesamt sehr zügig und problemlos vorwärts kamen. 
Gipfelbucheintrag: check! 😄

DF im Abstieg zur Scharte. 

In der Schwärzer Scharte. 
Ab der Schwärzer Scharte bewegten wir uns ausschließlich auf Trampelpfaden durch den Schotter. In teils steilen Serpentinen führte der Weg nach unten, bis wir schließlich wieder an der Stelle standen, wo wir am Vormittag in Richtung Gliegerkarspitze abgezweigt waren. 
DF beim Abstieg. 

Sieht doch sehr übersichtlich aus...😂
Nun galt es den Aufstiegsweg wieder zurück zu hatschen. Am Kaufbeurer Haus machten wir eine kleine Pause und gönnten uns am dortigen Brunnen eine Erfrischung, ehe wir uns an den restlichen Abstieg machten. Auch nach unten kam man auf den guten Wegen flott voran, so dass wir ohne Probleme noch bei Tageslicht den Parkplatz erreichten. 😊

Hier findet ihr da Video von DF: Bretterspitze Westgrat & Gliegerkarspitze .😉


Fazit zur Tour: 
Und wieder eine Fünf-Sterne-Tour! 😎
Der Aufstieg bis zum Kaufbeurer Haus ist problemlos machbar und wird durch die fünf "Bänkla" angenehm unterhaltsam gestaltet. Und wer sich keine Kletterei zutraut, hat durchaus die Möglichkeit über den Normalweg zur Bretterspitze zu gelangen. 😁
Wer allerdings den DF-Bonus und festen Fels in der Hornbachkette sucht, der sollte sich den Westgrat der Bretterspitze nicht entgehen lassen! Der Zustieg bis zur Gliegerkarspitze war zwar an einigen Stellen etwas unangenehm, dafür war der Westgrat umso schöner! 
Auf dem gesamten Grat gibt es keine Bohrhaken oder Sicherungen. Man sollte diesen Schwierigkeitsgrad also seilfrei sicher beherrschen. Apropos Schwierigkeitsgrad: In Büchern wird die Bretterspitze meist mit UIAA 2 beschrieben, wobei ich zumindest bei der Schlüsselstelle schon fast in Richtung 2+ tendieren würde, aber das ist Geschmackssache. Ein wenig Geschick und Balance, sowie ein Auge für die beste Route erfordert sie zumindest. 😄
Auch wenn die Bretterspitze zwischen Gliegerkarspitze und Urbeleskarspitze geradezu unscheinbar aussieht, bietet sie überragende Aussichten. 😍
Da die Route nordseitig verläuft, sollte sie auch im Sommer gut machbar sein. Für den versierten Bergsteiger, der gerne ein Stück free solo klettern möchte ohne dabei allzu ausgesetzt unterwegs zu sein, kann ich die Bretterspitze nur empfehlen. 😀

Bis zur nächsten Schandtat! 😀

Eure Katharina 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen