Mittwoch, 12. Januar 2022

Am Grat über Schloss Linderhof - Vom Pürschling zum Hennenkopf

Hi! 😀

Tja, jedes Jahr hat ein Ende und so war auch irgendwann mit der Bergsaison 2021 für uns Schluss. Doch glücklicherweise hatte der Wettergott am letzten Oktoberwochenende ein Einsehen mit uns, so dass wir in niedrigeren Höhen eine Abschlusstour wagen konnten. 😄 
Der Blick vom Pürschling in Richtung Klammspitzen (rechts von der Bildmitte). 
Die Verlängerung des Sonnenberggrats ab dem Pürschling bis zum Hennenkopf hoch über Schloss Linderhof hatte ich bereits länger auf der Agenda stehen. Und da unser lieber Kumpel Alex (von Wusaa) "zufällig" auch nach einer passenden Jahresabschlusstour gesucht hatte, luden wir ihn ein mitzukommen. Was soll ich sagen? Trio Infernale! 😂

Start war am 30.10.2021, um kurz vor sieben Uhr, am Wanderparkplatz von Schloss Linderhof auf 950 m. Inzwischen sitzt kein Parkplatzwächter mehr im Häuschen an der Einfahrt. Stattdessen gibt es einen Ticketautomaten, der leider ziemlich unterbelichtet ist. 😂 Dafür, dass der Parkplatz 24 Stunden am Tag nutzbar ist, wäre ein Automat mit Licht oder zumindest beleuchtetem Display nicht verkehrt. Ohne meine Handytaschenlampe hätte ich weder die Tasten, noch die Anzeige gesehen. Und versucht mal einen Automaten anzuleuchten, während ihr gleichzeitig am Steuer eines Autos sitzt und parallel dazu Geld einwerfen und das Ticket ziehen wollt. 😂 Der Parkpreis von 4,- € für einen ganzen Tag ist sehr fair, zumal der befestigte Wanderparkplatz wirklich groß und gut gepflegt ist.  
Beste Beschilderung von Anfang an. 
Bereits am Parkplatz war der Weg zu unserem ersten Etappenziel, dem Pürschling mit 1.566 m, bestens ausgeschildert. Wir starteten noch im Dunklen, waren aber bestens mit Stirnlampen ausgerüstet. 
Damit ihr seht mit was für zwei "Leuchten" ich unterwegs war. 😂
Etwa eine halbe Stunde später zeigte sich das erste Tageslicht und wir folgten dem ausgezeichnet markierten und beschilderten Pfad stetig nach oben. 
Alles ganz unkompliziert.

Mit den beiden Helden kann man sich ja nur sicher fühlen. 😂

Traumhafte Waldpfade. 

Die Notkarspitze und der Sonnenaufgang. 😍
Die Bäume wurden an einigen Stellen mit der Zeit lichter und das Herbstlaub glühte märchenhaft in den ersten Sonnenstrahlen, während unter uns das Graswangtal und gegenüber die Notkarspitze angeleuchtet wurden. Ihr seht: allein dieser Zustieg war bereits traumhaft. 😊
Wunderschöne Trampelpfade.

Zwei Youtuber im Herbstlicht. 😁

Die Felsformationen waren durchaus abenteuerlich.

Die Aussicht war bereits hier vielversprechend. 

Das Laubeneck von unten. 
Um 09:45 Uhr hatten wir unser erstes Zwischenziel erreicht: das August-Schuster-Haus am Pürschling. Und waren wir bis dahin ohne jede Probleme vorwärts gekommen, merkten wir ab hier, dass der Wind aufgefrischt hatte. Es waren zwar Böen bis Windstärke 5 vorhergesagt gewesen, aber irgendwie fühlte sich das zwischenzeitlich nach mehr an. Wir beschlossen auf jeden Fall das Wetter (wie immer) im Auge zu behalten. 
Wer sich hier verläuft, ist selbst Schuld. 

Erste Ausblicke zum August-Schuster-Haus und dem Pürschling. 

Was soll ich sagen? Wandern mit Youtubern. 😂

Am August-Schuster-Haus. 
Da der Pürschling wirklich nur einen Steinwurf entfernt lag, saßen wir keine Viertelstunde später am Gipfel und machten Frühstückspause. 😋 Dabei hatten wir alle Zeit der Welt die Aussicht und den Blick auf den weiteren Weg zu genießen. Der Pürschling mag zwar unscheinbar sein, aber die Ausblicke sind "oho". 😀
Die letzten Meter zum Pürschling. 

Da ging der Abkürzer runter. 

Der Blick über den Sonnenberggrat in Richtung Oberammergau.
Im Anschluss ging es direkt weiter zum Teufelstättkopf (1.758 m). Dafür durften wir uns auf steilen Schotter- und Wurzelpfaden nach oben schrauben. Vom Pürschling aus hatte der nächste Gipfel zum Greifen nahe ausgesehen, doch wie so oft hatte der Schein getrogen. 😅 
Youtuber und ihre liebe Technik. 😂
Oben am Grat angekommen, bog der Weg rechts ab, wobei der Wegweiser an dieser Stelle beschädigt war und man nur noch Überreste des ursprünglichen Schildes erkennen konnte. Das Gelände rund um den Gipfel wurde überraschend abenteuerlich und felsig. Sogar eine kurze seilversicherte Stufe wartete dort auf uns. Wobei ich nicht sagen kann, was schlimmer war: das lockere Seil oder der speckige Fels? 😂Der Teufelsstättkopf ist nämlich auch für weniger ambitionierte Wanderer dank der nahegelegenen Kolbensesselbahn sehr bequem zu erreichen und bietet gleichzeitig überragende Aussichten, so dass er jederzeit gut frequentiert ist. 
Die letzten Meter zum Gipfel des Teufelstättkopfs.

Das seilversicherte Stück.
Der Blick konnte auf der einen Seite bis ins Flachland schweifen, auf der anderen Seite baute sich die Zugspitze imposant auf, wobei die davor liegenden Ammergauer Alpen auch nicht zu verachten waren. 😉 Und wir hatten auch einen perfekten Blick auf unsere weiteren Gipfelziele. Wie schon zuvor der Pürschling war der Teufelstättkopf eine einmalige Aussichtsloge.
Blick ins Flachland.

DF und unsere Maskotten am markanten Gipfelkreuz.

Der Blick auf unser nächstes Ziel: das Laubeneck.
Da der Wind inzwischen deutlich aufgefrischt hatte, hielten wir uns nicht lange am Gipfel auf. DF hätte eine Böe fast eine Felsstufe nach unten gerissen, so dass Alex und ich ihn festhalten mussten. 😱 Laut Wettervorhersage war inzwischen ein Föhnsturm mit Windstärke 8-9 gemeldet. Na, das konnte ja lustig werden. 😅

Auf dem Aufstiegsweg ging es zurück zur Kreuzung vom Hauptweg und dann erst einmal auf den Latschenkopf mit 1.740 m. Die Geister streiten sich darum, ob es sich hierbei um einen eigenständigen Gipfel handelt. Wir haben ihn einfach mal als solchen gezählt, da er im Kartenprogramm verzeichnet war. Zum Latschenkopf selbst führte ein deutlicher Trampelpfad, wobei wir am Ende lediglich auf einem großen Grashügel ohne Gipfelkreuz standen. 😅
Der unauffällige Latschenkopf.
Über den Trampelpfad ging es zurück auf den Hauptwanderweg, wo wir der Beschilderung in Richtung Laubeneck folgten, das bereits vom Teufelstättkopf durch seine steilen Abbrüche sehr beeindruckend aus der Landschaft herausgestochen war. Der Trampelpfad verlief hier komplett nordseitig des Grates, so dass wir hier vom starken Wind gar nichts mitbekamen. 😃  
Blick zurück zum Teufelstättkopf und dem Laubeneck.

Die beeindruckenden Abbrüche des Laubenecks. 😱
Umso näher wir dem Laubeneck kamen, umso aufregender wurde der Weg. Trittsicherheit ist an diesem Stück definitiv angeraten. 😁 Sehr abenteuerlich schlängelte sich der Pfad unterhalb der Steilabbrüche des Laubenecks entlang, um den Berg erst ost- und dann nordseitig zu umwandern. Die hohen, glatten Felswände direkt über unseren Köpfen waren sehr beeindruckend und ein wenig graute uns schon vor dem Aufstieg zum Gipfel. 

Doch kaum waren wir auf der Nordseite angelangt, begrüßte uns ein mit Latschen bedeckter Wiesenhang, der äußerst moderat nach oben führte. An dieser Stelle galt es nur die Augen offen zu halten, um einen unnötigen Umweg zu vermeiden. Ein kleiner Steinmann markierte die Stelle, an der man scharf nach links abbiegen und Trittspuren durch die Latschen folgen konnte. Auch wenn es erst nicht danach aussah, führten die Pfadspuren sehr unproblematisch nach oben. 
An diesem Steinmann nach oben abbiegen.
Gegen 12:00 Uhr war es geschafft und wir hatten unseren vierten Gipfel, das Laubeneck mit 1.758 m, für diesen Tag erreicht. Da der Wind weiter aufgefrischt hatte, reichte es gerade so für den Gipfelbucheintrag, ehe wir zusahen, dass wir weiter kamen. Unser nächstes Ziel, der Hennenkopf, lag noch circa zwei Kilometer entfernt. 
Das Gipfelkreuz am Laubeneck.

Der gelbe Pfeil markiert den Hennenkopf. Dahinter ragen die Klammspitzen hervor.
Da der erste Teil der folgenden Strecke direkt an der Gratkante entlang verlief, wurden wir alle gut durchgepustet. Das veranlasste uns auch dazu die Entwicklung des Wetters nochmal zu überprüfen. Hierbei fiel uns auf, dass sich a) Föhnwolken bildeten, die bekanntlich kein gutes Wetter vorhersagen und dass b) die angekündigte Regenfront durch den heftigen Wind um einiges schneller in unsere Richtung vorankam, als geplant. 

Ursprünglich hatte ich vorgesehen, dass Alex, DF und ich noch zum Brunnenkopf und zur Brunnenkopfhütte gehen sollten. Dieser Abstecher wurde nun aber einstimmig verworfen. 😅 Auch schlugen wir nun, zum Leid von Alex (😂) ein etwas zügigeres Tempo an, um einer unfreiwilligen Dusche zu entgehen. 

Doch auch die ungeplante Eile konnte der faszinierenden Landschaft nicht den Zauber nehmen. Obwohl wir nicht sonderlich hoch unterwegs waren, war dieser Teil der Ammergauer Alpen einer der ursprünglichsten und auch wildesten, den ich seit langem gesehen hatte. Gleichzeitig bot sie immer wieder wunderschöne Ausblicke auf das darunter gelegene Schloss Linderhof samt seiner beeindruckenden Parkanlage. 😊
Tiefblick auf Schloss Linderhof.

DF hat was zum Spielen gefunden. 😂

Kurze Verschnaufpause.
Schließlich führte der Weg vom zugigen Grat weg hinab in die Nordflanke, so dass wir windgeschützt weiter in Richtung Hennenkopf zogen. Dieser zeichnete sich ebenfalls durch beeindruckende Steilabbrüche auf der Südseite aus. Doch dieses Mal mussten wir das Ziel erst südseitig unterwandern, um uns dann von Westen und Norden auf den Gipfel zu stehlen. Hierbei war das Gelände kurzzeitig  überraschend felsig - und ziemlich cool. 😎
Erste nähere Eindrücke vom Hennenkopf.

Blick zurück. 

Die letzten Meter unterhalb des Gipfels.
Gegen 13:25 Uhr hatten wir unseren höchsten und finalen Gipfel, den Hennenkopf mit 1.768 m, erreicht. Und der Wind hatte es tatsächlich geschafft noch eine Schippe drauf zu legen, so dass am Gipfel auch hier kaum an eine Rast zu denken war. 😅
Das Gipfelkreuz vom Hennenkopf.

Das Wetter sah auch schon mal einladender aus. 😨

Alex, das Fähnchen im Wind. 😂
Zurück ging es zum Hauptweg und dann immer der Beschilderung in Richtung Linderhof hinterher. Erst war der Abstieg ziemlich ruppig, da er nun südseitig verlief und wir den Wind in den Grashängen ungebremst abbekamen. Gleichzeitig sahen wir auch die bedrohliche Wolkenwand, die sich sichtbar auf uns zu bewegte. Wenn das kein Ansporn war, weiß ich auch nicht. 😂
Föhnwolken und eine ziemlich einschüchternde Wolkenwand.

In Serpentinen ging es nach unten.
Theoretisch hatten wir noch überlegt dem Dreisäuler Kopf einen Kurzbesuch abzustatten. Dafür hätten wir allerdings direkt auf dem Grat bleiben müssen, was uns einiges an Zeit gekostet hätte. Als wir laut GPS genau unterhalb des bewaldeten Gipfels standen und wir eine steile Grasrinne nach oben blickten, verwarfen wir diese Idee auch komplett. Für einen Gipfel ohne Aussicht, nur um des Gipfels Willen, war nun wirklich keine Zeit. 😅

Nachdem der Abstiegsweg uns schließlich in den Wald geführt hatte, nahm der Wind deutlich ab. Dafür sah es dort aus, wie in einem Hexenwald. 😱 Ich hätte jederzeit damit gerechnet, dass eine Hexe mit dem Satz "Knusper, Knusper, Knäuschen..." hinter dem nächsten Baumstumpf hervorgekommen wäre. Vielleicht ist meine Phantasie auch einfach zu lebhaft. 😅

Im Hexenwald.
Es dauerte nicht mehr lange und wir erreichten den breiten Forstweg, der von Linderhof direkt zum Brunnenkopfhaus führte. Auf diesem geschotterten Weg konnten wir es ganz entspannt rollen lassen. 
Endspurt - das Ziel rückt näher.

Zum entspannten Ausklingen der Tour...
Abgesehen von einem Bach, den es zu queren galt und einem kleinen Wasserfall, war dieser Abschnitt recht unspektakulär, so dass wir gut Strecke machen konnten. Bis auf ein paar Tropfen hatten wir  Glück und blieben sogar bis zum Parkplatz trocken. 😁 
Der kleine Wasserfall.
Doch kaum saßen wir gegen 17 Uhr im Auto, öffnete der Himmel seine Schleusen. 😅 Wenn das nicht wieder ein klarer Fall von "Alles richtig gemacht!" gewesen ist. 😆
Nun wurde es eindeutig nass...
Hier findet ihr das Video von DF: Stürmische Zeiten am Sonnenberggrat & geniale Outtakes und hier das von Alex: Bergwanderung auf den Sonnenberggrat . 😄


Fazit zur Tour:
Die von uns tatsächlich zurückgelegte Strecke hatte eine Länge von 15,7 km und brachte es immerhin auf 1.150 Höhenmeter. Ein bisschen Ausdauer sollte man also mitbringen, wenn man diese Runde nachgehen möchte. 😀
Das Terrain ist insgesamt unschwierig, erfordert eine gewisse Trittsicherheit, aber keinerlei Kletterfertigkeiten. Für jemanden, der auf urigen, einsamen Wegen sein Glück sucht, ist die Strecke zwischen Teufelstättkopf und Hennenkopf garantiert eine lohnende Tour. 
Die Ausblicke sind trotz der geringen Höhe gigantisch und die Landschaft verzaubert einen mit jedem Meter mehr. 😍
Im Sommer möchte ich diese Tour allerdings nicht gehen, da man garantiert gegrillt wird. 😅 Als schöner Einstieg im Frühjahr (Achtung bei Altschneefeldern!) oder als Abschlusstour im Spätherbst ist dieser Teil der Ammergauer Alpen jedoch prädestiniert. 
Eine unscheinbare Fünf-Sterne-Tour, die mich nachhaltig beeindruckt und verzaubert hat. 😊

Bis zur nächsten Schandtat - auch wenn die Touren in luftigen Höhen jetzt ein wenig auf sich warten lassen werden. Macht mal bitte jemand das komische, weiße Zeug auf den Bergen weg? 😓 Und nein, ich werde mir keinen neuen Bänderriss oder vergleichbaren Quatsch holen, um was zu erzählen zu haben. 😜😅

Eure Katharina 😄

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