Dienstag, 3. Januar 2023

Breithorn-Südwandsteig und Sommerstein - rund um das Riemannhaus im Steinernen Meer

Hi! 😀

Der Anblick auf das imposante Breithorn hatte uns bereits bei unserer Tour zur Schönfeldspitze in den Bann geschlagen. Und dass es neben dem Normalweg zusätzlich eine Kletterroute bis zum Schwierigkeitsgrad UIAA 3- hinauf gab, machte diesen Berg für uns schließlich seeehr interessant. 😁 
Ich im mittleren Teil des Aufstiegs. 😃
Zudem war für den 14.09.22 ein letztes Mal stabiles und trockenes Wetter bis zum späten Nachmittag gemeldet. Da gab es für uns kein Halten mehr. 😀

Start war auch dieses Mal am Parkplatz zum Riemannhaus. Da ich immer noch an der ersten Auffahrt von unserer Schönfeldspitze-Tour zu knabbern hatte, war mir nicht wohl dabei wieder zu diesem Parkplatz fahren zu müssen. Ich gebe es zu: ich hatte die Nacht vor der Tour Albträume, in denen ich meinen süßen, kleinen Fabia bei der Anfahrt geschrottet habe! 😓
Entgegen meiner Träume und Befürchtungen ging am nächsten Morgen alles gut und wir erreichten um 05:30 Uhr wohlbehalten den Parkplatz. 😅 
Direkt an der Schranke des Parkplatzes. 
Dieses Mal begann unser Aufstieg über den steilen Fahrweg, über den wir zwei Tage zuvor abgestiegen waren. Keine Dreiviertelstunde später erreichten wir die Abzweigung zum Einstieg in den Südanstieg des Breithorns. Diese war mit einem der Wegweiserschilder bestens markiert.
Nicht zu verfehlen. 
Im zunehmenden Dämmerlicht begann unser Abenteuer. 😎 Auf gut erkennbaren Pfadspuren ging in Serpentinen im Geröll nach oben. Wir passierten ein paar Latschen, ehe es wieder im Schotter weiter ging. Die Markierungen bestanden aus Punkten und riesigen, roten Pfeilen, so dass man sich nicht verhauen konnte. 
Bestens markiert! 

Suchbild! Wir werden in aller Frühe schon beobachtet. 😄

Immer den Pfeilen und Punkten nach. 

Da kommen wir her. 
Nach einer weiteren Querung kam eine kurze, drahtseilversicherte Traverse. Das Seil machte an dieser Stelle durchaus Sinn, denn der Pfad war extrem schmal und auf der einen Seite ging es sehr steil nach unten. Im Anschluss ging es  entspannt durch die Latschen, bis wir an eine kleine Abzweigung mit dem goldigsten Wegweiser in den Alpen kamen. Ich stand ernsthaft davor und hab mich gefragt, ob der noch wächst, wenn ich das Schild gieße. 😂
Auch im Felswirrwarr immer noch super markiert. 

DF nach der Drahtseilquerung. 

Ich in der Drahtseilquerung. 

Ist es nicht süß?! 😊😂
Aber genau diesem Wegweiser galt es zu folgen: nach oben in die Latschenhänge des Breithorns hinein. Auf zum Teil sehr rollsplittrigen Passagen ging es in steilen Serpentinen durch die Latschen, bis wir um 08:10 Uhr den Wandfuß erreichten. 
Bestes Geh- und Rutschgelände. 😅

Formvollendete Latschengassen. 
Die Aussicht auf Maria Alm und Saalfelden wurde ab dieser Stelle immer interessanter und auch der Weg, der nun den Hang querte, war spannend zu gehen. So richtig konnte man die Route, die auf den Gipfel des Breithorns führen sollte, allerdings noch nicht erkennen. 😅
DF am Einstieg der Querung. 

Interessante Felsformationen. 

Bestes Gehgelände. 😁
Bevor wir richtig in die Kletterroute einstiegen, nahmen wir uns noch einmal die Zeit für eine Frühstückspause. Bereits da fiel uns auf, dass der Himmel in Richtung Westen gar nicht freundlich aussah. Laut Wettervorhersage war für unsere Gegend erst ab den Nachmittagsstunden Regen vorhergesagt, aber irgendwie hatten die Regenwolken das wohl überlesen!? 😨 Ein Blick auf den Regenradar ließ zu diesem Zeitpunkt keine eindeutige Prognose zu. Etwa 100 km weiter im Norden regnete es ordentlich, aber auch bei uns deutete sich ein kleineres Regenfeld ab. Dabei war aber noch nicht klar vorhersehbar in welche Richtung dieses Regengebiet ziehen würde...
Das sieht irgendwie nicht freundlich aus...😱

Trotzdem erst einmal eine kurze Pause. 😅
Wir entschlossen uns dazu den Regenradar im Auge zu behalten, aber unseren Weg fortzusetzen. Der Pfad machte eine deutliche Kurve nach rechts und führte  im steilen Gras immer näher an die Felsen heran. Um 08:45 Uhr hatten wir den Einstieg zur Kletterroute erreicht. 😃
Der Einstieg in die Kletterroute zum Breithorn. 😍
Los ging es mit einer grasigen und felsdurchsetzten Rinne, die sich im angenehmen Bereich von UIAA I-II bewegte und  perfekt zum Aufwärmen war. 😎 In der Rinne selbst und im weiteren Verlauf gab es ausreichend Markierungen, so dass die Orientierung nie ein Problem darstellte.
DF in der Einstiegsrinne. 

Die Rinne von oben. 
DF und ich folgten brav den rot-weißen Kreisen und roten Pfeilen, die uns durch das Felsenlabyrinth führten. Es war ein angenehmer Wechsel aus Gehen und Klettern. Immer wieder galt es eine kleinere Stufe zu erklimmen, ehe es ein paar Schritte im Gehgelände weiterging. 
Im Gehgelände. 

DF vor dem nächsten Aufschwung. 

Let's kraxel! 😎

Was für ein cooler Felsblock! 

Die Stelle mit dem Block von oben. 
Um 09:20 Uhr wurde unsere gute Stimmung allerdings durch einen Blick in Richtung Loferer Steinberge deutlich abgekühlt - und auch die Anzeige vom Regenradar machte deutlich, dass da ein kleines, aber böses Regengebiet auf uns zu kam. 😱
Das sieht ziemlich nass aus! 😨
DF und ich beschlossen erst einmal den Markierungen zu folgen und nach einem möglichen Unterstand Ausschau zu halten. Denn auf dem bisherigen Weg hatten wir keine geeigneten Plätze gesehen. Keine fünf Minuten später fanden wir eine gute Stelle unter einem hervorstehenden Fels. Dort sollten wir die nächste halbe Stunde bei beißend kaltem Wind und schönstem Nieselregen abwarten. 😖
Unsere unfreiwillige Pause. 

Toll! Nasser Fels...😒
Während wir in unserem Unterstand ausharrten, beratschlagten DF und ich das weitere Vorgehen. Da die Schlüsselstellen der Route noch ein gutes Stück entfernt lagen und der Wind bereits den gesamten Tag gut blies, hatten wir die Hoffnung, dass der Fels trocken sein würde, bis wir an den anspruchsvolleren Stücken ankamen. So entschlossen wir uns um kurz vor zehn Uhr weiter zu gehen. Die Loferer Steinberge wurden bereits wieder von der Sonne angestrahlt - und wir fühlten uns ein klein wenig vereimert...😅
Die Loferer Steinberge im Sonnenschein - und im Vordergrund das Persailhorn. 
Wieder folgten wir den überaus guten Markierungen. Die erste halbe Stunde galt es etwas vorsichtiger unterwegs zu sein, da der Fels durch den Regen an einigen Stellen noch rutschig war. Dem Spaß taten diese besonderen "Umstände" keinen Abbruch. 😁
Eine interessante Querung. 

DF in einer schönen Platten-Kletter-Stelle. 

Die Plattenstelle von oben. 
Die Querungen und Kletterstellen befanden sich im absoluten Genussbereich. Die UIAA II wurde nie überschritten und doch musste man die Augen offen halten und auch das Hirn einschalten, um die günstigste Linie nach oben zu finden. Als der Fels schließlich wieder trocken war, war die Route ein absoluter Traum! 😍 Der Weg führte inzwischen immer mehr aus den Felsabbrüchen hinauf auf den eigentlichen Südgrat des Breithorns - und die Aussichten waren überragend. 😊
DF am Südgrat des Breithorns. 

Der Gipfel rückt näher. 😁

Eine der leichteren Passagen. 
Gegen 10:50 Uhr passierten wir ein ganz besonderes Highlight der Tour: ein doppeltes Felsenfenster. 😎 DF und ich hätten uns an dieser Landschaftsformation dumm und dusselig fotografieren können - es gab einfach zu viele Perspektiven und Möglichkeiten. 😂
Weiter geht es im Felsenlabyrinth. 

Das phänomenale Felsenfenster! 😍
Noch einmal ging es einige schöne Stufen nach oben, ehe DF und ich an der ersten Schlüsselstelle der Tour standen. Es handelte sich hierbei um einen sehr schmalen Kamin, den es zu überwinden galt und der immerhin mit UIAA III- eingestuft war. Dieser Spalt war im unteren Part nicht viel größer als Schulterbreite und verjüngte sich nach oben immer mehr, so dass das letzte Stück gerade einmal so breit war wie mein Schuh (Größe 42) lang. 😶 
Ich am Einstieg zum Kamin. 

Der Kamin von unten. 
Ich hatte die große Ehre, als Erste einsteigen zu dürfen. 😅 Und was soll ich sagen? Es war einfacher, als erwartet und irgendwie lustig und cool. 😎 Meine kleine Bauchtasche machte es mir im oberen Teil etwas schwer, weil sie hängen blieb, aber mit einem kleinen Ruck bekam ich sie wieder los. Insgesamt war dieser Kamin eine spaßige Angelegenheit und für DF und mich unterm Strich ein echtes "Boulder-Problem". 😁
Nach oben wurde es immer enger.
Nach viel lustigem Geschiebe und Gestütze befand ich mich auf dem Plateau oberhalb des Kamins und hatte von dort beste Sicht darauf wie DF sich durch diese Engstelle manövrierte. Auch wenn ihr uns im Video fluchen hört, wir hatten jede Menge Spaß! 😎
DF im Einstieg zum Kamin. 
Weiter ging es am Grat entlang und um 11:30 Uhr erreichten wir eine große Besonderheit dieser Tour: der Weg teilte sich. Die leichtere Route führte nach links um einen größeren Felsen  und war sogar mit "Leichte Route" angeschrieben. Für uns ging es auf dem regulären Weg weiter, auch wenn es beruhigend war, dass es eine Alternative gab. Uns stand noch die zweite Schlüsselstelle der Tour bevor - eine Abkletterstelle mit Schwierigkeit UIAA II+. Wobei viele Berichte beschrieben hatten, dass diese Passage mental durch die große Ausgesetztheit anspruchsvoller war, als der enge Kamin zuvor. Das klang so richtig motivierend...😅
Hier notfalls links abbiegen. 

Der beeindruckende Gipfel rückt immer näher. 
Nach zwei kleinen Aufschwüngen hatten wir die Stelle erreicht, an der oberhalb sogar ein Seil angebracht war. Es sah nicht unmöglich, aber durchaus unangenehm aus. 😬 Dieses Mal ging DF voraus und mir wurde fast etwas anders bei dem Anblick, wie er sich an dem Seil festhielt und über dem Abgrund hing. Nachdem diese kurze Stufe überwunden war, querte er unterhalb von mir, bis er schließlich in eine Senke gelangte. 
Über diese Kante musste man abklettern. Links sieht man die Beine von DF und das Seil.
Nun war ich an der Reihe und für meine Psyche hat das Seil so gar nichts gebracht. Ich zog es vor auf dem Allerwertesten bis an die Kante heran zu rutschen. Dort drehte ich mich und war sehr dankbar über die Bandschlinge, die dort fix in einem Bohrhaken angebracht war. Dieses kleine Hilfsmittel erleichterte den weiten Schritt nach unten erheblich. Schließlich hatte ich unter beiden Füßen wieder festen Boden und begann mich am Fels entlang nach unten zu arbeiten. Hierbei war zwar immer noch Vorsicht geboten, aber die Ausgesetztheit nahm mit jedem Schritt ab, bis ich bei DF in der Scharte ankam. 
An der oberen Kante rechts galt es abzuklettern, um dann nach links zu queren. 
Wir waren im Endspurt angekommen. Beide Schlüsselstellen waren gemeistert und nach kurzem, schottrigem Auf und Ab ging es im Schrofen-Fels-Mix stetig nach oben. Kurze Grashänge wechselten mit schönen Felsaufschwüngen (UIAA I-II) ab und es war genau die richtige Mischung aus Entspannung und Abenteuer. 😁
DF in einem der letzten Aufschwünge. 

Sieht unüberwindbar aus, war aber cool! 😁

Einer der coolen Aufschwünge in Großaufnahme. 
Um 12:15 Uhr war es soweit: DF und ich hatten den Gipfel des Breithorns (2.504 m) erreicht! 😎 Damit war der anspruchsvollste Teil der Tour gemeistert! Vor uns erstreckte sich eine beeindruckende Aussicht auf das Steinerne Meer und alle seine angrenzenden, imposanten Gipfel. Vom Breithorn aus eröffnete sich für uns eine ganz neue Perspektive auf Riemannhaus und Schönfeldspitze! 😍
Das Gipfelkreuz des Breithorns. 

DF samt Schönfeldspitze und den "Wogen" des Steinernen Meeres. 

Der Blick auf den imposanten Watzmann. 

Die Aussicht in Richtung Saalfeldener Höhenweg. 

Team Stoffel am Breithorn. 
Nach einer kurzen Mittagsrast, bei der wir ordentlich durchgepustet wurden, machten wir uns an den Abstieg über den Normalweg (laut Wegweisern: Schwierigkeit rot). Dieser Weg war bestens markiert und bis auf einige kurze, schottrige Stellen regelrecht luxuriös zu gehen. 
Das nächste Ziel, der Sommerstein, ragt etwas links der Bildmitte hervor. 

Luxus-Treppen! 😁
Beim Breithorn-Abstieg handelte es sich um den allerersten Pfad mit künstlich eingebauten Treppenstufen aus Stein, den ich je gesehen habe! Wer auch immer sich diese Arbeit gemacht hat, Hut ab! 😀 Durch den ausgesprochen guten Weg kamen DF und ich sehr zügig voran und standen gegen 14:00 Uhr bereits auf der Rückseite des Riemannhauses. 
Ich beim Abstieg vom Breithorn. 

Mega-Ober-Luxus! 

DF auf dem leichten Weiterweg. 

Schönfeldspitze, Wurmkopf, Schönegg und Sommerstein - sehr beeindruckend. 😄

Wer blickt hier noch durch?! 😂

Rückblick zum Breithorn. 
In diesem Moment war es nicht sehr reizvoll noch einmal über 100 Höhenmeter aufsteigen zu müssen, aber "nur" für den Sommerstein wollten wir nicht noch eine Tour in der Gegend machen. 😅 Und da der Weg ebenfalls als rot ausgezeichnet war und laut Schild nur eine halbe Stunde dauern sollte, ging es für uns ein letztes Mal nach oben. 
Noch ein letztes Mal nach oben...😬

Gut gangbares Gelände. 
Über gut gestuftes und gutmütiges Gelände führte der Pfad stetig nach oben. Exakt eine halbe Stunde später standen DF und ich auf dem Gipfel des Sommersteins (2.308 m). 😁 Dafür, dass der Gipfel von Süden und Westen geradezu senkrecht abfällt und mehr als nur furchteinflößend wirkt, war der Normalweg erfreulich leicht. 😄 Das Gipfelbuch war kreativ in einem alten Einmachglas untergebracht und nach einem kurzen Eintrag ging es für uns über den Aufstiegsweg zurück. 
Das Gipfelkreuz des Sommersteins und im Hintergrund das Breithorn! 😍

Ich habe das Gipfelbuch erst für einen Geocache gehalten! 😅
Der Abstiegsweg ab dem Riemannhaus war identisch mit dem zwei Tage zuvor. DF und ich hatten uns sehr spontan in den Kopf gesetzt, dass wir unbedingt noch ein süßes Stückchen beim Bäcker in Maria Alm wollten und deshalb legten wir einen Zahn zu. Nach etwa einer Stunde und zehn Minuten, anstelle der angeschriebenen zwei Stunden, waren wir am Parkplatz - und die Belohnung folgte kurz darauf im Tal! 😋
Soviel Zeit muss sein! 😂

Das war irgendwann mal ein Tor...

😋😋😋

Aufgrund der Länge der Tour hat DF einen Dreiteiler aus den Aufnahmen gemacht. Hier findet ihr die einzelnen Teile:

Fazit zur Tour: 
Das war für mich eines der Touren-Highlights in 2022! Die Tour hatte einfach die perfekte Mischung aus Klettern, Bergsteigen, grandiosen Aussichten und das alles im beständigen Wechsel. 😎
Den kleinen Abenteuer-Bonus in Form des Regengusses hätte ich zwar nicht unbedingt gebraucht, aber hier zeigte sich, dass wir uns richtig entschieden hatten. Durch den Wind waren alle kritischen Stellen bei unserem Eintreffen wieder trocken. 
Der Kamin war eine ganz coole Nummer und auch die vielen Aufschwünge machten einen Riesenspaß! Um die Orientierung musste man sich durch die sehr guten Markierungen keine großen Gedanken machen und konnte das Klettern voll genießen. 😊
Wer sich im Klettergelände bis zum III. Schwierigkeitsgrad ungesichert wohl fühlt, der wird am Breithorn-Südwandsteig seine wahre Freude haben. 😍
Der versierte Bergsteiger kann dem Breithorn auch unschwierig über den Normalweg einen Besuch abstatten. Das gleiche gilt für den Sommerstein, der mit überraschenden Aus- und Tiefblicken belohnte. 😁
Unterm Strich wieder mal eine Fünf-Sterne-Tour, die ich aus lauter Spaß sogar irgendwann wiederholen würde. 😄

Bis zur nächsten Schandtat!

Eure Katharina 

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