Dienstag, 8. August 2023

Bärenkopf - der botanische Ausflug und ein halber Tourabbruch

Hi! 😀

Nun haben wir es endlich geschafft! Nach langer Abstinenz haben DF und ich es im Juli 2023 die wunderschönen Allgäuer Alpen rund um Oberstdorf und das Kleinwalsertal unsicher gemacht! 😄
Der Kleine und der Große Widderstein - der Kleine war eigentlich unser Ziel...
Als erstes Tourenziel hatten wir uns den Kleinen Widderstein mit weglosen Passagen und schöner Kletterei bis UIAA 2 ausgesucht, aber beim Zustieg kam irgendwie alles anders - lest selbst! 😀

Bevor ich mit der Tour an sich beginne ein paar Worte dazu, wie wir auf den Kleinen Widderstein gekommen sind. In einem unserer Tourenbücher war er sehr interessant beschrieben und die Tour war mit einer Länge von neun Kilometern und 1.100 Höhenmetern noch recht moderat. Das schien DF und mir als Auftakt-Tour, auch um sein Knie anzutesten, perfekt. 😅
Der unschwierige Wanderweg zu Beginn. 

Erste "Hindernisse" erwarten uns. 😂
Start war um 07:40 Uhr am Ende des Kleinwalsertals auf dem Wanderparkplatz in Baad. Mit 8,- € für den gesamten Tag ist der Preis vertretbar und wer nicht genügend Münzgeld dabei hat, kann an einem Münzwechsler die Scheine problemlos umwandeln. 
Die Alpe Widderstein. 

Seht ihr den Pfad auch? 😅
Wir starteten ganz gemütlich auf dem breiten Fahrweg in Richtung Alpe Widderstein. Kurz nach der Alpe verließen wir den "offiziellen" Weg, um auf einer steilen Weise über einen schmalen Pfad aufzusteigen. Dank des Regens der letzten Nacht war das Gras ziemlich nass und DF und ich staksten zum Teil wie die berühmten Störche im Salatfeld nach oben. 😂
Ein kurzes, pinselfreies Stück...

...ehe es wieder pinselig wird. 

Ein wunderschönes Knabenkraut! 😊

Alpe Nummer Eins im Aufstieg. 
Wir passierten eine weitere Alpe im Aufstieg, ehe der Weg ein gutes Stück durch den Wald führte. Dort war zumindest kein nasses Gras zu erwarten. Warum ich das erwähne? Weil genau das nasse Gras ein Grund war, weshalb sich unsere Tourpläne im Verlauf des Tages ändern sollten. Aber dazu später mehr. 😉
Seht ihr den Weg? Und das Panorama? 😅

Auf dem Zaun war Strom drauf, was bei dem nassen Boden doch ein wenig beunruhigte...
Unser erstes Ziel war der Bärenkopf mit 2.083 m. Sein Gipfel sollte laut Beschreibung ohne Kletterei zu erreichen sein, dafür war er aber in einem Buch in die Kategorie "Wilde Wege" gerutscht. Der Pfad war zwar immer gut zu sehen, aber dafür hatte er durchaus Dschungel-Charakter! 😨 
Eine Berg-Flockenblume. Und Bergsteigen bildet doch! 

Schwarze Teufelskralle. 

Wie wir sehen, sehen wir immer noch nichts...😅
Sehr häufig scheint sich wohl niemand auf den Bärenkopf zu verirren, denn der Weg war meistens zugewuchert und die nassen Pflanzen reichten DF und mir oft bis zum Knie. Aber ich will nicht nur über die Flora schimpfen, da die naturbelassene Allgäuer Bergwiese für begeisterte Botaniker einige Überraschungen bereithielt. 😁
Rückblick zur zweiten Alpe im Aufstieg. 

Ein Schwarzes Kohlröschen - auch wenn es eigentlich rot ist...😶
Zum Beispiel sucht man bei uns im Spessart oft sehr lange nach Orchideen und wenn gibt sie nur auf wenigen Flächen. Am Bärenkopf sah das ganz anders aus - wir konnten uns vor Orchideen kaum retten. Aber auch andere schöne Pflanzen wie Margariten, Teufelskralle und Berg-Flockenblumen gab es reichlich auf der prächtigen Bergwiese. Das persönliche Highlight waren jede Menge Arnika, die DF und ich noch nie in freier Wildbahn gesehen hatten. 😎
Margarite.

Arnika. 😊

Und so sah es auf der gesamten Wiese aus. 😀
Wir kämpften uns immer weiter durch das dichte, feuchte Gras. An einigen Stellen konnten wir den Pfad vor lauter Dschungel kaum sehen. Unsere wasserdichten Schuhe begannen an ihre Grenzen zu kommen und selbst die Hosen waren bis an die Knie feucht. Der Nebel war immer noch so dicht, dass wir keinen Blick auf die umliegenden Berge hatten. Doch inzwischen leuchtete immer mal wieder die Sonne über uns im Dunstkreis, aber ihre Kraft reichte bei weitem nicht aus, um die Nebelschwaden zu vertreiben. 
Da war der Weg mal richtig Luxus. 

Die Stimmung war ja schon sehr speziell...

Wer den Weg findet, darf ihn behalten. 😅

Eine schöne Alpen-Aster. 😉
Schließlich erreichten wir um 10:30 Uhr den Gipfel des Bärenkopfs, wo bereits eine andere Bergsteigerin die nicht vorhandene Aussicht bewunderte und über ihren Wanderstöcken ihre Socken trocknete. Auch wir merkten bereits, dass es in den Schuhen unangenehm nass war. 
Das Gipfelkreuz am Bärenkopf mit Mini-Aussicht. 
Der Wettergott erbarmte sich kurz, so dass wir am Gipfelkreuz ein wenig blauen Himmel zu sehen bekamen. Danach wurde die Suppe sofort wieder dichter und der Dschungel ebenfalls. Aus den Beschreibungen wussten wir, dass wir nun erst einmal in die Scharte zwischen Bärenkopf und Kleinem Widderstein gelangen mussten. Auf dem Grat selbst verlief ein gut erkennbarer Pfad, auch wenn das "Gemüse" uns das Weiterkommen nicht immer leicht machte. 
DF, der in den Dschungel ging...

Das Gelände wird schroffer...

...und bleibt trotzdem nass. 
Der Nebel kam auch immer mehr in Bewegung, so dass sich uns einige interessante Aussichten auf die benachbarten Berge und auf unser Tagesziel, sowie seinen großen Bruder boten! Das waren ziemlich beeindruckende Ausblicke! 😶
Beeindruckende Ausblicke auf Geißhorn und Co. 

Schnell ein Foto, bevor der Nebel wieder dichter wird! 
Schließlich erreichten wir die Stelle, an der es hinunter in die Scharte ging. Direkt führte kein Weg hinunter, dafür brach der Grat an dieser Stelle zu steil ab. DF und ich umgingen dieses Stück linksseitig und querten schließlich wieder über Steilschrofen zurück auf den Verbindungsgrat. Inzwischen waren unsere Schuhe so nass, dass man das schmatzende Geräusch der durchweichten Socken bei jedem Schritt hörte. 
Blick hinab in die Scharte. 

Auf der anderen Seite sind Pfadspuren zu erahnen...😨

DF in der Schrofenquerung. 
Um 11:20 Uhr hatten wir die Scharte zwischen den beiden Bergen erreicht und standen wieder mitten im dichtestn Nebel. Die Sicht war so schlecht, dass ich aus weniger als 50 m Entfernung vor der Einstiegswand zum Kleinen Widderstein nicht einmal ansatzweise die Kletterlinie erkennen konnte. DF machte ein paar Probekletterzüge, war aber auch nicht sonderlich glücklich mit der miserablen Sicht. Die klatschnassen Schuhe und der reduzierte Grip steigerten das Unwohlsein noch mehr. Außerdem wussten wir, dass uns oberhalb der ersten Kletterstelle Steilschrofen erwarteten, die bei diesen Bedingungen kein Zuckerschlecken werden dürften. 
Suchbild. 😀

Eine Stinkeblume - äh Türkenbundlilie. 😅
Da wir beide kein gutes Gefühl hatten, entschieden wir uns abzuwarten, ob die Sicht aufklaren würde. DF nutzte diese Zeit, um seine Wandersocken auszuwringen...😅
Wir warteten letzten Endes über eine Stunde und die Sicht wurde eher schlechter als besser. Aus diesem Grund beschlossen DF und ich die Kletterroute zum Kleinen Widderstein nicht zu wagen. Da wir auch keine sonderliche Lust hatten noch einmal durch das gesamte Gemüse über den Bärenkopf zurück zu gehen und die Rinne an der Scharte in Richtung Baad gangbar aussah, holten wir die Stöcke raus und begannen den Abstieg.
Sieht schlimmer aus, als es ist...😅
Schon nach wenigen Minuten stellten wir fest, dass wir nicht die ersten waren, die in dieser Rinne gegangen waren. Schuhspuren zeugten eindeutig von anderen Begehungen. Im oberen Teil hielten wir uns meist nahe der Felswand, da der Untergrund äußerst rutschig war. So konnten wir uns am Fels langsam nach unten tasten. Ab der Hälfte folgte der Weg einem zu 95 % trockenen Bachbett.
Etwas steinig, aber noch okay. 
Schließlich erreichten wir einen Weidezaun, der an einer Stelle extra tiefer gelegt war, um das Passieren zu erleichtern. Zwischendurch bot sich auf einem Felsen eine kleine Pause an und ich nutzte die Chance, um meine Socken kurz zu trocknen. Die anschließende Kuhherde passierten wir in gebührendem Abstand, ehe wir die Weide wieder verließen. 
Der tiefergelegte Zaun. 

Ein Rückblick in die Scharte. 

Ziemlich nasse Socken...
Danach hatte DF seine Entdeckung des Tages: einen wunderbaren Findling, an dem es sich traumhaft bouldern ließ. 😁 Mehr dazu werdet ihr im Video zu Gesicht bekommen. 😎
Der Kleine Widderstein taucht kurz aus dem Nebel auf. 

DF in seinem Element. 😁
Inzwischen hatten wir wieder einen deutlichen Trampelpfad vor uns, dem wir entspannt bis zur ersten Alpe folgten, die wir im Aufstieg passiert hatten. Dort nutzten wir die Chance uns an dem Brunnen ein wenig zu erfrischen und die Socken etwas trocknen zu lassen. 😇
Poser-Stoffel! 🐶

Socken trocknen für Fortgeschrittene. 😅

Und schon verschwindet der Kleine Widderstein wieder in der Suppe. 
Der Rest vom Abstieg war identisch mit dem Aufstiegsweg und unten im Örtchen Baad nutzte ich noch die Chance, um eine seltene Unterart der Kleinwalsertaler "Bergkuh" zu fotografieren! 😂
Muh? 😅

Das Video von DF findet ihr hier: 1. Tour, 1. Fail: Bärenkopf und Kleiner Widderstein . 😉


Fazit zur Tour:
Tja, das lief nicht so ganz wie geplant. 😒 Die erste Bergtour des Jahres hatten wir uns natürlich anders vorgestellt, aber unter diesen suboptimalen Bedingungen hatten wir lieber kein Risiko eingehen wollen. 
Der Bärenkopf lohnt sich auf jeden Fall für den normalen Bergwanderer und ist unschwierig zu erreichen. Die wunderbaren Allgäuer Blumenwiesen sind ein zusätzlicher Bonuspunkt. 😊
Für uns steht fest: Wir kommen wieder! Und dann ist der Kleine Widderstein fällig! 😆


Bis zur nächsten Schandtat!

Eure Katharina 

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