Samstag, 12. Mai 2018

Himmelfahrt(skommando) - Gratwanderung vom Friederspitz zur Schellschlicht


Hi!
Dieses Jahr hat das verlängerte Himmelfahrtswochenende für mich so einige Neuerungen und Überraschungen bereit gehalten. 😮

DF und ich sind am Donnerstagnachmittag nach einem ausgiebigen Wetter-Check mit dem Auto nach Griesen (bei Garmisch-Partenkirchen) gefahren, um dort eine Gratwanderung zu machen. Das ganze Unterfangen war aufgrund mehrerer Gegebenheiten etwas komplett Neues:

  • erste gemeinsame Bergtour mit DF allein 😊 
  • das erste Mal im Auto übernachten
  • meine erste weglose Gratwanderung 
  • Little Stoffel's erste Tour 
  • der erste Abstieg im Dunkeln (nicht geplant)

Aber ich beginne am besten am Anfang. Zu erst einmal war Little Stoffel reisefertig vor mir und wartete schon ungeduldig auf meinem Trekking-Rucksack.

Little Stoffel abmarschbereit




Den Donnerstag nutzten DF und ich zum Packen und für die Anfahrt. Wir fanden direkt in Griesen am Einstieg vom Wanderweg einen asphaltierten, ebenen Parkplatz, den wir zum Ausgangspunkt der Tour erklärten. Da es gerade mal 19:30 Uhr war, nutzten wir das restliche Tageslicht aus, um die Umgebung zu erkunden. 

Mir war der Weg bis zu dem Punkt bekannt, ab dem es zur Schellschlicht ging, da ich diese bereits im August 2017 gegangen war. Für DF und mich sollte es aber zum Start hoch auf den Friederspitz gehen, zu dem sich im unteren Bereich keine offizielle Beschilderung finden lässt. Erst hatten wir geplant über den sogenannten Nudelgraben (wer kommt auf solche Namen?!) aufzusteigen, entschieden uns dann aber aufgrund des unwegsamen Geländes dagegen. Für den Aufstieg lag die Priorität erst einmal dabei Meter zu machen. 
Es handelt sich hierbei um den zweiten Weg nach rechts, der nach der beschilderten Abzweigung zur Rotmoosalm kommt. Wir waren schon ein wenig überrascht, dass im Tal selbst keine wirkliche Beschilderung in Richtung Frieder vorhanden war, außer dass jemand händisch auf dem Schild zur Rotmoosalm den Frieder ergänzt hatte, zumal das Friedergrieß am Parkplatz beschildert ist. 

Nach dieser kurzen Erkundungstour war es Zeit schlafen zu gehen, schließlich war der Wecker auf 04:45 Uhr gestellt. Das Lager war zwar erst einmal gewöhnungsbedürftig:


Kofferraum meines Fabia Kombi
...entpuppte sich nach einigem Rumgerutsche und Ausprobieren als relativ bequem, so dass wir beide eine überraschend erholsame Nacht hatten. 😴

Am nächsten Morgen marschierten wir um sechs Uhr früh los, da unsere Route auf den Friederspitz, von dort aus über den Grat zum Kreuzspitzl weiter über die Schellschlicht und wieder zurück nach Griesen mit ca. 20 km und etwa 2.000 Höhenmetern doch recht langwierig werden dürfte. Bei unserem Start hingen die Wolken sehr tief, so dass wir praktisch keine Aussicht hatten. 

Unsere Route oberhalb des Nudelgrabens zum Friedergries hatte jedoch schon nach wenigen hundert Metern einen Haken. Klar, wir wussten, dass wir im Naturschutzgebiet unterwegs waren, aber dass mitten auf dem Weg auf einmal ein Zaun stand, der ein Wildfütterungsgebiet abgrenzte, war doch ziemlich unerwartet. Das skurrile war, dass der Zaun nur auf der anderen Seite des Forstweges hätte aufgestellt werden müssen, und wir hätten den Weg nutzen können. So durften wir uns dann auf kleinen Trampelpfaden parallel zum Zaun vorwärts bewegen. Die Spuren ließen darauf schließen, dass wir nicht die ersten waren. 


Um etwa 06:40 Uhr befanden wir uns dann schon im Friedergries, in dem wir einen kleinen Bach überquerten. 


Ein Youtuber im Friedergries 😀
Und an dieser Stelle ist uns ein Verhauer passiert, der aber wohl schon einigen vor uns ebenfalls passiert ist. Kaum, dass wir auf der anderen Seite vom Gries auf dem Weg waren, sahen wir einen kleinen Trampelpfad auf dem sich auch eine kleine Bank befand. Der Pfad war einfach zu einladend, erwies sich dann aber als falsch. Wir befanden uns auf einem praktisch allein stehenden Felsblock, während der Normalweg zum Frieder etwa 20-30 Meter rechts von uns war. Also hieß es wieder die wenigen Meter runterlaufen, um auf den richtigen Weg zurück zu kommen. 


On the road again 
Der Aufstieg ging in vielen steilen Serpentinen stetig nach oben. Das lästigste waren die vielen Zecken, die wir in regelmäßigen Abständen von der Hose klauben konnten. Da die Wolken noch immer recht tief hingen, befanden wir uns schließlich auch in der Suppe. 


Suppe am Berg
Doch nach nur wenigen Minuten, die wir weiter nach oben gingen, klarte der Himmel immer weiter auf und wir erhielten fantastische Ausblicke auf die Zugspitze und die weitere Umgebung.


Wettersteinmassiv 

Team Stoffel auf dem Weg zum Friederspitz

Der restliche Weg zum Friederspitz war ziemlich entspannt. Es ergaben sich erste Blicke auf unseren weiteren geplanten Weg über den Grat zum Kreuzspitzl und zur Schellschlicht. (Ich habe versucht den Weg grob im Bild einzuzeichnen, da der Grat jedoch oft umgangen werden musste, handelt es sich nicht um einen korrekten Routenverlauf.)




Little Stoffel am Friederspitz

Um etwa 11:00 Uhr erreichten wir den Friederspitz (2.049 m), verzichteten aus Zeitgründen aber auf einen weiteren Abstecher zum Frieder. Es zog dort oben wie Hechtsuppe, so dass wir unsere Brotzeit recht kurz hielten und uns direkt auf den Weg zum Grat begaben.


Blick zum Frieder

Der Blick zum Grat

Der erste Abstieg auf den Grat war schon nicht ohne und wir waren froh, als wir endlich auf die richtige Höhe abgeklettert waren.

Im weiteren Verlauf wechselte der Grat zwischen leichtem Gehgelände, Latschenkiefernfeldern und Kletterei. Der Stein war jedoch unglaublich brüchig, so dass wir nicht selten einfach den ganzen Griff in der Hand hielten, anstatt dass wir uns daran festhalten konnten. Hinzu kam noch der rutschige "Splitt", der einen sicheren Stand teilweise unmöglich machte. 


Mind your step

Die Orientierung war meistens durch Steinmänner gut möglich, wobei wir uns auch einige Male verstiegen haben. Glücklicherweise haben wir immer wieder auf die richtige Route zurückgefunden - dies war entweder an Steinmännern oder an abgesägten Latschen erkennbar. 
Da einige der Türme zum Teil nordseitig umgangen werden mussten, hatten wir auch Schneekontakt und das Problem, dass die Trittspuren unter dem Altschnee verschwanden. 


Grat-Weg

Gegen 15:30 Uhr machte sich ein Wetterumschwung bemerkbar. Die Wettervorhersage hatte lediglich Bewölkung vorhergesagt, aber die Wolken, die aufzogen, sahen deutlich unangenehmer aus. Zu diesem Zeitpunkt waren wir immer noch gute 800 Meter vom Kreuzspitzl, dem höchsten Punkt der Tour, entfernt. 

Kurz darauf begann es dann auch immer mal wieder zu regnen und vom Wettersteinmassiv grollte der Donner beunruhigend zu uns herüber. Wir sahen ab diesem Zeitpunkt nur noch zu, dass wir das Kreuzspitzl erreichten, um dann schnellstmöglich wieder in eine Senke zu kommen. 

Gegen 17:10 Uhr hatten DF und ich endlich den höchsten Punkt der Gratwanderung erreicht. Das Gewitter hatte sich beruhigt und wir machten uns auf den Abstieg in Richtung Schellschlicht. 


Grat zur Schellschlicht
Die Gratüberschreitung zur Schellschlicht erwies sich als deutlich einfacher als der vorherige Weg. Trotzdem war immer noch absolute Trittsicherheit gefordert, da auch auf diesem Teilstück noch genügend rutschige und brüchige Stellen auf uns warteten. Vorbei an zwei größeren Schneewechten ging es dann die letzten Meter zum Gipfel der Schellschlicht. 


Drei Stoffel auf der Schellschlicht
Um 18:30 Uhr hatten wir den letzten Gipfel für diesen Tag erreicht. Wie man an unseren Helmen auf dem Foto sehen kann (Bild oben), hat es zu diesem Zeitpunkt wieder etwas mehr geregnet. 

Ich hatte noch ein kleines Highlight, da ich meinen Gipfelbuch-Eintrag vom 24.08.2017 gefunden habe. Einen neuen Eintrag und eine kurze Verschnaufpause später ging es an den Abstieg. Wir hatten immer noch satte 1.200 Höhenmeter zurückzulegen.


Abstieg Schellschlicht
Die ersten Meter vom Abstieg waren ziemlich steil, rutschig und einfach nur eklig, hinzu kommt noch ein Anstieg von noch einmal etwa 50 Höhenmeter. Doch im Vergleich zu dem Gewaltmarsch davor erschien uns dieser markierte Weg wie ein Segen. 😉 

Um 21:10 Uhr waren wir immer noch auf etwa 1.200 Metern und brauchten ab diesem Zeitpunkt die Taschenlampen, um im immer dichter werdenden Schellwald den Weg noch auszumachen. Hier kam es uns ziemlich zugute, dass ich die Tour erst letzten August gemacht hatte und grob den Weg und seinen Verlauf kannte. 

16 1/2 Stunden nach unserem Start, um 22:30 Uhr, waren wir endlich wieder am Auto. Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass im Anschluss ein Fast Food Restaurant "überfallen" wurde...😁

Fazit zur Tour: Hammeranstrengend! 
Die Tour hat sich gelohnt, aber DF und ich sind uns einig, dass wir in den Ammergauer Alpen so schnell keine Gratüberschreitung mehr machen. Etwas Recherche nach der Tour hat uns gezeigt, dass dort wohl sämtliche Überschreitungen mit entsprechend "sicherem" und überhaupt nicht brüchigem Fels ausgestattet sind - und es gibt wirklich schöneres. Diese Tour erfordert auf jeden Fall eine Trittsicherheit wie eine Gams und unglaublich viel Mut. Für den Start in das Tourjahr 2018 war sie jedenfalls ein ziemlicher Knaller. 
Die Aussicht zu Beginn war traumhaft und wer eine schöne Genusswanderung machen möchte, dem ist ein Besuch von Friederspitz und Frieder zu empfehlen. 

Sobald DF sein Video zur Tour fertig hat, werde ich es hier selbstverständlich verlinken. 😉

Bis zur nächsten Schandtat!

Eure Unlimited

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