Montag, 4. Oktober 2021

Zickenkrieg an der Bleispitze! + Leichte Kletterei am Gartnerwand-Nordgrat

Hi! 😀

DF und ich wollten uns dieses Jahr im Urlaub erst einmal gemütlich akklimatisieren, bevor es an unser geheimes Großprojekt für den Sommer 2021 gehen sollte. Dieses Mal gab es eine durchaus tierische Tour mit Ausweichmanövern, kleinen Verfolgungsjagden und ein wenig Kletterei in bestem, brüchigem Hauptdolomit. 😂 
Blick über Lermoos in Richtung Zugspitze - noch ist alles ruhig. 
Für mich war es ein Wiedersehen mit zwei alten Bekannten und ein Treffen mit einem vollkommen neuen Gipfel. Wo unser erster Ausflug im Sommerurlaub 2021 uns hingeführt hat und ob wir danach "eingegroovt" waren - lest selbst. 😉

Bereits bei der Anfahrt am Vortag war uns das Schild in Lermoos aufgefallen, das auf die Grubigsteinbahn aufmerksam machen sollte. Es war keineswegs ein klassisches Hinweisschild! Nein, es wackelte hin und her und erinnerte eher ans Rodeoreiten. 😂 
Ein sehr "bewegtes" Schild. 😂
Das Marketing hat gut funktioniert, da es unsere Neugier geweckt hat und wir noch am gleichen Abend eine Tour in dieser Gegend planten. 😅 Hierbei entstand eine Runde über drei Gipfel mit einer Länge von 12,2 km, 1.640 Hm im Auf- und 600 Hm im Abstieg. Das sollte ausreichen, um wieder ins Bergsteigen zu finden, oder? 😄

Wir starteten am 07.09.2021 um 06:00 Uhr auf dem Parkplatz der Grubigsteinbahnen. Die Dämmerung hatte gerade eingesetzt und noch war alles ruhig und fast etwas gespenstisch. Rechts vom Parkplatz ging es nach oben über einen schmalen Trampelpfad und direkt wieder nach rechts über eine Wiese und einen kleinen Bach. Wir hielten uns immer in Richtung der Grubigalm, die seltsamerweise in keiner unserer Karten eingezeichnet ist. 
Ausgeschildert ja, eingezeichnet nein - seltsam. 🤔
Über einen schmalen, steilen Pfad im Wald ging es nach oben, bis wir eine Aussichtsbank erreichten, die vor allem einen schönen Blick auf ein "Fahrrad verboten"-Schild, die Zugspitze und Lermoos bot. 😅 
Romantische Aussichten. 😂
Für eine ganze Weile folgten wir dem Höhenweg, einem breiten und gut ausgebauten Forstweg. Bereits im Tal wurde es tierisch mit Kühen, einem Esel und Schafen. 
Ist er nicht goldig?! 😍
An einer Kreuzung ging es für uns links zwischen den Weiden nach oben, wieder über einen Bach und immer dem Trampelpfad entlang, bis wir wieder eine Fahrstraße erreichten, der wir nach links folgten. 
Ganz entspanntes Gelände - der Fußweg geht links weg.
Die folgenden Markierungsschilder ließen uns die Wahl: der Fahrstraße weiter folgen oder links steil über eine Wiese hinauf in den Wald, um zur Grubig-Alm zu kommen. Wir entschieden uns für Variante Nummer zwei. 😀

Ein kleiner, feiner Trampelpfad führte uns schließlich verwurzelt im Wald nach oben, wo er wieder auf der Fahrstraße mündete. Nicht weit entfernt fanden DF und ich eine schöne Aussichtsbank mitten in einer Serpentine und nutzten diese direkt für eine Frühstückspause und um den Sonnenaufgang zu bewundern. Schließlich hatten wir schon 2,5 km und knappe 300 Höhenmeter geschafft. 😂
Gaaanz langsam kommt die Sonne raus. 
Danach ging es auf dem breiten Fahrweg weiter bis zur Grubig-Alm auf 1.720 m. Da es allerdings noch viel zu früh war, um einzukehren und wir auch noch einige Gipfel vor uns hatten, ließen wir die Alm links liegen. 
Unser Tagesziel wird allmählich sichtbar.

Die Gartner-Alm. 
Die Schilder wiesen nun die steile Wiese nach oben, wobei die Markierungen zwischendurch recht spärlich wurden. Dafür hatten wir umso mehr natürliche Hindernisse in Form von Kühen vor uns. DF, der gerne von ihnen gejagt wird, hielt dabei lieber etwas Sicherheitsabstand. Das war bei einer Mutterkuh mit ihren zwei Bullenkälbern auch die klügere Wahl. Sie hatte uns die ganze Zeit über nicht gerade freundlich im Blick! 😨 Dank der Kühe war die Wiese zum Teil ein richtiger Morast und wir mussten immer wieder Möglichkeiten suchen, bei denen wir nicht wadentief im Matsch versanken. 
Muuuh! 🐄🐄🐄
Endlich hatten wir das nächste Hinweisschild erreicht. Bis zum Sommerbergjöchle sollten wir noch gute zwei Stunden vor uns haben. Die Gartnerwand wird übrigens auf keinem der offiziellen Hinweisschilder auf dieser Seite erwähnt. 😅

Nach dieser Markierung wurden die Kühe weniger, doch die tierischen Hindernisse nahmen nicht ab. Wobei die Pferde weiter oben auf der Alm deutlich weniger furchteinflößend waren. 😍Ja, in der Hinsicht bin ich dann wohl doch ein "typisches Mädchen". 😂 
Der war sowas von lieb und verschmust. 😊

Pferdeflüsterer DF! 😂
Wir querten die Weide, bis wir schließlich wieder auf einen markierten Pfad gelangten, der in einem kleinen Wäldchen stetig nach oben führte.
Unschwieriges Gelände zwischen den letzten Bäumen.
Die Bäume wurden weniger und DF und ich standen auf dem Graskessel zwischen Gartnerwand und Bleispitze, der sich vor uns erstreckte. Das Sommerbergjöchle war bereits gut erkennbar, aber aus Erfahrung wusste ich, dass sich die Strecke zog. Die ganze Zeit hatten wir dieses Zwischenziel vor Augen, aber kamen gefühlt kaum vorwärts. 😬
Das Gelände wird offener.

Rückblick: Da kommen wir her. Im Hintergrund thront das Wettersteinmassiv.

Oben in der Mitte sieht man schon das Sommerbergjöchle.
Erst kurz vor dem eigentlichen Jöchle steilte das Gelände wieder auf und führte in anstrengenden Serpentinen auf eine Höhe von 2.001 m. Um etwa 10:30 Uhr hatten wir das Sommerbergjöchle endlich erreicht! 😃
Der Wegweiser am Jöchle hat auch schon besser ausgesehen...
Hier bogen wir zuerst nach rechts in Richtung Bleispitze ab. Der Weg schlängelte sich in steilen Serpentinen auf den Grashängen hinauf und wurde kurzzeitig sogar recht schmal. Die ganze Zeit über blieb der Pfad aber ungefährlich und gutmütig. Kurz unterhalb des Gipfels mussten wir einen kleinen Weidezaun überschreiten. 
Der unschwierige Anstieg zum Gipfel der Bleispitze.

Da sollte es später hoch gehen: der Nordgrat sah schon weniger gutmütig aus.
Ab diesem Punkt wurde aus den Graswiesen ein regelrechter Dschungel, in dem erschreckend viel blauer Eisenhut wuchs! 😱 Zeitweise reichte mir das Unkraut fast bis zum Kinn! Um kurz nach 11:00 Uhr erreichten wir den ersten Gipfel des Tages auf 2.225 m Höhe! 😄
Gipfelkreuz im Dschungel...

Unsere Stoffels waren natürlich die Ersten. 😂
Die Aussicht von diesem unscheinbaren Grasberg war gigantisch! DF und ich wussten gar nicht, wo wir zuerst hinsehen sollten. Im Norden konnten wir bis ins Flachland blicken und auch die drei höchsten Gipfel der Tannheimer zeichneten sich deutlich vor uns ab. Weiter westlich ragte frech der Hochvogel hervor und sobald wir uns weiter drehten, türmte sich der Nordgrat der Gartnerwand schroff vor uns auf, genauso wie ihre steilen Abbrüche, die bis zum Grubigstein reichten. Das Wettersteinmassiv zeigte sich auch von seiner allerbesten Seite und wir waren heilfroh, dass wir die Bleispitze mit eingeplant hatten. 😍
Der Blick auf den Thaneller, Reutte und die drei Großen der Tannheimer Berge. 

Unser Weiterweg.

Der Vorgipfel und dahinter der gesamte Daniel-Grat. 

Team Stoffel am Gipfel. 😄
Unser ursprünglicher Plan hatte beinhaltet, dass wir an der Bleispitze ganz gemütlich Mittagspause machen, doch dieser wurde tierisch durchkreuzt! Auf einem kleinen Vorgipfel im Norden hatte uns bereits bei unserer Ankunft eine kleine Ziegenherde skeptisch beäugt. Kaum hatte ich eine Tupperdose und die Brötchentüte aus dem Rucksack geholt, wurden wir regelrecht bestürmt! In erschreckender Geschwindigkeit legten sie die gut 50 m Entfernung zurück, so dass ich gerade noch das Essen wieder wegpacken konnten. Einige der jungen Ziegen waren sogar so frech, dass sie begannen an DF selbst herumzuknabbern. 😅 Da wir definitiv in der Unterzahl waren, traten wir den taktischen Rückzug an, wobei uns die Herde noch eine ganze Weile folgte, ehe sie sich in dem Dschungel rund um den Gipfel verstreute. 
Ziegen-Alarm!!! 🐐🐐🐐

Irgendwie fühle ich mich verfolgt...😶
So kam es, dass wir ungeplant früher abstiegen und kurz vor dem Sonnenjöchle unsere eigentliche Mittagspause einlegten. Danach ging es direkt auf der gegenüberliegenden Seite an das eigentliche Abenteuer des heutigen Tages: den Nordgrat der Gartnerwand. 😁 Laut Tourenbeschreibung handelte es sich hierbei um eine zum Teil klettersteigartig versicherte Route, die aber durchaus einen Schwierigkeitsgrad von UIAA I-II erreichen sollte. Um warm zu werden, war das genau das richtige. 😇

Etwa 375 Hm im brüchigen Hauptdolomit standen uns bevor und wir waren gespannt. Ich war die Route zwar schon einmal gegangen, konnte mich aber nur noch bruchstückhaft (bei der Felsqualität auch kein Wunder, hahaha...) an die Tour aus dem Jahr 2016 erinnern. 😅
Das Gelände war richtig entspannt. 

Ein Rückblick zur Bleispitze. 
Zu Beginn ging es über einen steilen Grashang hinauf, doch es wurde schnell felsiger und zum Teil ein wenig unübersichtlich. Glücklicherweise gab es ausreichend Markierungen, die den Weg wiesen. 
Das sieht doch schon eher nach Kletterei aus. 

Da ging es hoch. 😇
Oft wurden Gratabschnitte seitlich umgangen, was zu leichten Abstiegen in nicht sehr vertrauenserweckendem Brösel führte. An vielen Stellen war der Aufstieg auch versichert, wobei die Auswahl manchmal ein wenig fragwürdig war. An einem kerzengeraden Stück gab es beispielsweise ein Drahtseil, dafür an einer abschüssigen Schotterpiste gar nichts. 
Katharina am Nordgrat. 

DF in seinem Element. 

Immer die Abbrüche der Gartner Wand im Blick...

...und auch das Wettersteinmassiv. 😄

Top-Markierungen und gutes Stahlseil. 
Abwechslungsreich und mit grandiosen Tiefblicken führte der Nordgrat nach oben, wobei er sich gegen Ende ein wenig zog. Um 13:50 Uhr hatten wir schließlich das Gipfelkreuz der Gartnerwand auf 2.377 m erreicht. Die Lage des Gipfels konnte paradoxer noch sein. Auf einer Seite ein sanfter Grashang und auf der anderen Seite blickte man direkt in die steilen Abbrüche, die wir beim Aufstieg schon bewundert hatten. Die Rundumsicht war auch hier phänomenal. 😊
Trittsicherheit ist hier nicht verkehrt. 

Hoch-Qualitäts-Schotter-Pisten. 😅

Ein letzter Aufschwung mit Stahlseil. 

Das Gipfelkreuz der Gartnerwand. 

Und wieder der Hochvogel! Man kann ihm nicht entkommen! 😂

Team Stoffel am Gipfel der Gartnerwand. 😊
DF und ich machten eine kleine Pause, ehe wir dem Gratverlauf in Richtung Grubigstein folgten. In Schrofen und Schotter schlängelte sich der Weg zuerst nach unten, ehe er eine ganze Weile fast eben auf dem Hang entlang führte. Ab dieser Stelle boten sich auch vollkommen neue Ausblicke auf die Fernpass-Seen, die weit unter uns im Tal lagen. 
Immer an der Kante entlang. Rechts einer der Fernpass-Seen.

Gestern standen wir am Abgrund...😅

Rückblick zur Gartnerwand.
Kurz vor dem Hauptgipfel des Grubigsteins wurde der Steig noch ein wenig ruppiger und es kamen einige seilversicherte Stellen, die an sich unschwierig waren. Um 15:20 Uhr hatten wir das Gipfekreuz des Grubigsteins auf 2.233 m erreicht, hielten uns aber nicht lange auf. Es galt ja noch eine Bahn zu erwischen! Es reichte für mich aber, um festzustellen, dass der Grubigstein inzwischen ein Gipfelbuch hatte. Im Jahr 2016 war das zumindest nicht der Fall gewesen. 😀 
Und noch einmal Stahlseil. 

Haupt- und Vorgipfel zeichnen sich schon deutlich ab. 

Von rechts nach links: Bleispitze, Sommerbergjöchle, Gartnerwand. 

Gipfelkreuz am Hauptgipfel des Grubigsteins. 
Trotzdem konnten wir nicht widerstehen und nahmen den Vorgipfel noch mit. Der Umweg betrug zum Glück nur eine knappe Viertelstunde, führte aber teilweise auf feinstem Rollsplitt entlang. Von diesem Punkt aus wirkte die Seilbahn bereits zum Greifen nahe.
Der Vorgipfel des Grubigsteins. 
Der steile Steig zur Bergstation führte uns nicht selten direkt durch die Lawinenverbauungen am Gipfel. Es war ein sehr befremdliches Gefühl einfach durch die Stahlnetze hindurch zu gehen, die extra für diesen Zweck nicht komplett befestigt worden waren. 😅
Interessante Wegführung...
Gegen 16:00 Uhr saßen wir bereits in der Gondel, die uns ins Tal hinab brachte. Und wir hatten Glück: wir hatten die gesamte Gondel für uns alleine! 😎 Auf etwa 1.300 m hieß es umsteigen. An der Mittelstation kann man bei der Grubigsteinbahn nicht direkt ins Tal schweben, sondern muss erst ein paar Meter laufen, um dann in eine zweite Bahn umzusteigen, in der die letzten Höhenmeter zur Talstation überwunden werden. Die gesamte Abfahrt dauerte übrigens über 25 Minuten (!) - war aber damit immer noch deutlich schneller als ein Abstieg zu Fuß! 😅



Fazit zur Tour:
Für mich war diese Tour in großen Teil ein Wiedersehen mit alten Bekannten. 😍 Auch wenn ich zugeben muss, dass ich 2016 deutlich unbedarfter an die Gartnerwand herangegangen bin und die Bleispitze links liegen gelassen habe. 😅
Aber der Reihe nach: 
Die Bleispitze ist für den reinen Bergwanderer, der mit Klettern nichts am Hut hat, ein lohnendes Ziel. Je nach Planung kann man aus ihrem Gipfelbesuch auch eine Rundtour machen. Das Panorama dort oben belohnt für alle Mühen auf dem steilen Grashügel. Nur vor den Ziegen sollte man sich in Acht nehmen. 😂
Wer einmal in leichte Kletterei hereinschnuppern möchte, für den ist die Gartnerwand eine gute Übung. Die Schwierigkeiten bleiben bei UIAA I-II und es gibt ausreichend seilversicherte Stellen. Meiner Einschätzung nach sind es inzwischen auch mehr Stahlseile als im Jahr 2016 und die Seile sind erneuert worden. Als ich damals unterwegs war, waren es meist ganz dünne Seilchen, die noch mit Gummi ummantelt waren. 😶 Das hat sich also eindeutig verbessert! 
Die Abbrüche an der Gartnerwand sind sehr beeindruckend und auch der Gratübergang zum Grubigstein sucht seinesgleichen. Durch die Bahn kann die Tour schließlich sehr angenehm ausklingen. 😄
In vielen Tourenbeschreibungen wird empfohlen zuerst mit der Grubigsteinbahn nach oben zu fahren und anschließend über die Gartnerwand und den Nordgrat abzusteigen. Allein aus Rücksicht auf die Gelenke und wegen des rutschigen Terrains am Grat würde ich diese Variante nicht empfehlen. 

Bis zur nächsten Schandtat! 😀

Eure Katharina 

2 Kommentare:

  1. die bleispitzen Rundtour ist eine megageniale Tour war dieses Jahr auch dort unterwegs und hatte den gleichen Ziegenspaß wie ihr.

    Ich bin es umgekehrt gelaufen und über einen kleinen Graßhügel drüber und mir stand die gesammte Ziegenherde gegenüber und wollte in meiner Richtung drüber und ich ihn ihrer...

    Sagen wirs mal so ich musste schlucken und die Ziegen hatten mehr mutt^^

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  2. Soviel dazu, dass der Mensch die Tiere verdrängt. :D

    Die Ziegenrasselbande war aber auch echt lustig. ^^"

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