Mittwoch, 2. Oktober 2019

Die Wankspitze - im Nebel über den Klettersteig

Hi! 😀

Die Wetterprognose für unseren letzten Urlaubstag sah alles andere als vielversprechend aus. Es sollte zwar trocken bleiben, dafür war jedoch dichte Bewölkung vorhergesagt. Eventuell sollte es gegen Nachmittag aufreißen, weshalb DF und ich uns dazu entschieden, noch eine Tour zu unternehmen. Das auserkorene Ziel war die Wankspitze (2.208 m) bei Nassereith. 
Der erste Teil entlang des Baches.
Ich hatte mir diesen Gipfel schon lange auf meine Liste geschrieben, da er eine schöne Aussicht und einen Klettersteig bis Schwierigkeit C versprach. Was wir dann tatsächlich vorgefunden haben? Seht selbst. 😉
Unsere Tour begann am kostenpflichtigen Parkplatz Arzkasten (4 € pro Tag) oberhalb von Nassereith. Die offizielle "Straße" dorthin wäre in Deutschland maximal ein asphaltierter Landwirtschaftsweg gewesen. Ich war heilfroh, dass ich auf den vielen Kilometern nach oben keinen Gegenverkehr hatte! 😱 Vom Parkplatz aus konnte ich später nämlich sehen, dass selbst Busse dort entlang fuhren! Und ich hatte schon Panik bei dem Gedanken, dass mir ein Smart entgegenkommen könnte! 😨

Gut ausgeschildert ging es für uns los. Direkt am Einstieg zur Tour hatten wir die Auswahl zwischen zwei Wegen, die letzten Endes beide zum Lehnberghaus (1.554 m) geführt hätten. DF und ich entschieden uns zu Beginn für die linke Variante, die beständig dem Bachlauf folgte. 
Zu diesem Zeitpunkt wurde der Nebel immer dichter und wir hatten fast gar keine Sicht. Zusätzlich begann es durch die tiefhängenden Wolken zu nieseln, was nicht gerade stimmungsfördernd wirkte. 😑
Für ein paar schöne Detailaufnahmen reichte es trotzdem, wenn man die Umgebung mit offenen Augen betrachtete. 😉
Manchmal sind es doch die kleinen Dinge...😊
Nach etwa 1 1/2 Stunden erreichten wir das Lehnberghaus und gingen links an diesem vorbei. Zuerst liefen wir noch auf einem schönen, breiten Fahrweg entlang des Baches, der weiter oben eine durchaus beeindruckende Größe erreichte. 
DF auf dem noch breiten Weg im Nebel.
Nach weniger als einer halben Stunde wurde das Gelände etwas unwegsamer und der Weg wandelte sich in einen kleinen, gut markierten Trampelpfad. Dieser führte über teils schottrigen Untergrund stetig durch die Latschen nach oben.
Der schmalere Pfad zwischen den Latschen. 
Bis zu diesem Zeitpunkt waren DF und ich die ganze Zeit über keiner Menschenseele begegnet. Mitten in dieser nebligen Einöde kam es uns schließlich eine dreiköpfige Gruppe entgegen, die von der Coburger Hütte über die Grünsteinscharte gekommen war. Wir fragten vorsichtig, ob weiter oben die Sicht etwas besser wäre, was jedoch leider verneint wurde. So allmählich schwand unsere Hoffnung auf gute Sicht.
Das war insbesondere frustrierend, weil ich hier und da auf die Webcam der Zugspitze schaute und sich dabei abzeichnete, dass alle Gipfel, die oberhalb von 2.500 m lagen, über den Wolken waren und somit Sicht hatten. Dieser Luxus würde uns wohl nicht vergönnt sein...

Etwas auf 1.800 m teilte der Weg sich. Geradeaus führte er weiter zur Grünsteinscharte und rechts ging es zu unserer nächsten Zwischenetappe dem Stöttltörl, welches direkt unterhalb dem Einstieg zum Klettersteig lag.
Doppelte Markierungen deuten zum Stöttltörl. 
Das Wetter zeigte sich inzwischen von einer derart diffusen Seite, dass wir nicht wussten, was wir davon halten sollten. An einigen Stellen riss der Nebel immer wieder auf und gab die Sicht frei auf die Steilhänge des Grünsteins und seine bizarren Felsformationen. Zum Teil fühlten wir uns wie in einem Fantasy-Grusel-Film, da die Szenerie dermaßen gespenstisch war. Dann wieder wurde der Nebel dichter und wir konnten gerade so die nächsten zehn Meter auf dem Zick-Zack-Weg nach oben erkennen. Glücklicherweise waren die Markierungen erst vor kurzem frisch angebracht worden, so dass wir trotz der schlechten Sicht keine Probleme mit der Orientierung hatten. Der immer wieder aufkommende Nieselregen und der kalte Wind taten ihr übriges der gesamten Umgebung einen unheimlichen Anstrich zu verleihen.
Der Nebel wird weniger und wir haben ein wenig "Aussicht". 

Bizarre Felsformationen. 

Willkommen im "Nebelgebirge"?
Gegen 12:00 Uhr erreichten wir schließlich das Stöttltörl auf 2.036 m. An dieser Stelle pfiff der Wind ziemlich böse und wehte uns immer wieder den feinen Wasserstaub aus dem Nebel ins Gesicht. Wenn das nicht ideale Bedingungen für einen Klettersteig waren. 😅
Am Stöttltörl selbst befand sich ein Wegweiser, der die Richtung nach Mieming und zurück zum Lehnberghaus, aber nicht zum Klettersteig wies. Aufgrund der Beschreibungen und der Topo war dieser unschwer zu finden. Trotzdem verwunderte es uns, dass an dieser Stelle gar kein Hinweis mehr war. 
Am Schild wandten DF und ich uns nach rechts und gingen einige wenige Meter nach oben, bis wir direkt vor einer riesigen Info-Tafel standen. Auf dieser Tafel waren sämtliche Daten (Topo, Länge etc.) des Klettersteigs noch einmal aufgeführt. Sie ist praktisch identisch mit der Topo, die wir von www.bergsteigen.com genutzt haben. 

Da es uns direkt am Einstieg zu sehr piff und wir noch eine kleine Pause machen wollten, verzogen wir uns hinter einen kleinen Vorsprung. An dieser Stelle wurde uns der hochqualitative Mieminger Brösel wieder einmal vor Augen geführt. DF wollte einen Stein (etwa 20 x 10 cm) beiseite legen. Der Stein brach jedoch schon beim bloßen Hochheben in zwei Teile, die dann zu Boden kullerten. Das erinnerte uns stark an unseren Abstieg vom Hinteren Tajakopf, wo wir vom Grünstein ununterbrochen kleinere oder größere Steinrutsche hören konnten (siehe: Klettersteig-Tripel - Kein Mimimimi in der Mieminger Kette). Wir legten unsere Klettersteig-Ausrüstung an und begaben uns zum Einstieg. 

Der Anfang des Klettersteigs war wie bei vielen anderen eines der schwierigsten Stücke, um Übermütige direkt abzuschrecken. An diesem Tag hätte er auch mich beinahe abgeschreckt. Bei gutem Wetter wäre der Einstieg mit Schwierigkeit C entlang der glatten Platte kein Problem gewesen; einmal richtig am Kabel gezogen, gegen den Fels getreten und oben. Bei Nässe sah das alles jedoch wieder ganz anders aus. 
Der Fels war glatt, das Drahtseil rutschig und durch den schneidenden Wind waren die Finger in kürzester Zeit steif gefroren. Es brauchte schon eine gute Portion Mut, um sich an diesem plattigen Fels nach oben zu arbeiten und darauf zu hoffen, dass alles hielt. Die Stelle wurde dadurch noch etwas gemeiner, dass der Abstand zur nächsten Sicherung sehr weit war und ich sehr tief gefallen wäre. Mit viel Hängen, Würgen und Schimpfen war die erste Schwierigkeit dann aber auch geschafft und ab diesem Punkt ging es deutlich einfacher.
DF direkt nach dem Einstieg. 
Der Klettersteig führte die ganze Zeit entlang des Nordwestgrats zur Wankspitze. Durch den andauernden Wind waren Fels und Seil weiter oben trocken und dadurch deutlich griffiger. Die größte Gefahr stellte der feine Schotter dar, der überall herumlag und den Boden unangenehm rutschig machte. Im kontinuierlichen Auf und Ab folgten DF und ich dem Klettersteig, wobei wir durch den dichten Nebel keinerlei direkte Orientierung hatten, wie weit wir noch vom Gipfelkreuz der Wankspitze entfernt waren. 
Zum Glück kann man sich am Draht orientieren. 😅

Steil geht es hinauf. 
Man beachte den hochqualitativen, stabilen Untergrund. 😅

Schaurig schön war's.
Das Gelände wurde selten schwieriger als B, bis auf eine Passage kurz vor dem Ende des Steigs. Dort konnte man wählen, ob man eine Umgehung nehmen oder steil nach oben zum "Bankerl mit der schönen Aussicht" gehen wollte. DF und ich entschieden uns für das Bankerl, wobei die Sicht sich auf die nächsten zehn bis zwanzig Meter der Umgebung beschränkte. Eine Recherche im Internet hatte mir später gezeigt, dass das Gipfelkreuz von dort aus zum Greifen nahe ist, wenn man es denn sieht. 
Wie in einer anderen Welt...

Eine der steileren Passagen.

DF am Klettersteig.

Selbst das Seil war zwischendurch kaum zu erkennen. 
Nach dem Bankerl ging es noch einmal steil über C-Passagen nach unten, bis der letzte Aufschwung zum Gipfel uns erwartete. 
Steil ging es nochmal nach unten. 
Dort machten wir ausgiebig Pause, kümmerten uns noch um ein nahe gelegenes Geocache und machten uns über den Normalweg schließlich an den Abstieg. Dieser Weg war sehr gut markiert, nur teilweise sehr unangenehm zu gehen, da er recht steil und in ausgewaschenen Rinnen entlang führte.
Das Gipfelkreuz im Nebel.
Am Aussichtspunkt "Lacke" machten wir noch einen kurzen Zwischenhalt und genossen es auf der großen Sonnenliege herumzugammeln, nur dass wir keinerlei Sonne hatten. 😅 Dafür rissen die Wolken gaaaanz kurz auf und wir hatten ein wenig Aussicht auf das unter uns liegende Tal. 
Ein Hauch von Aussicht.

Die "Lacke" mit der Sonnenliege. 
Im Anschluss ging es auf einem unspektakulären Waldweg zurück zum Lehnberghaus, wo DF und ich ausnahmsweise einkehrten. Wir gönnten uns eine schöne, warme Suppe, die nach unserem nasskalten Abenteuer sehr gut tat. Der Hüttenwirt sprach uns darauf an, dass wir wohl die einzigen auf dem Klettersteig gewesen wären. Wie Recht er damit gehabt hat. 😂

Nach dieser kleinen Stärkung machten wir uns an den Rest vom Abstieg, wobei wir dieses Mal den großen Fahrweg wählten, der uns problemlos und ohne größere Aufregung zurück zum Auto brachte.


Fazit zur Tour:
Es war definitiv mal etwas anderes einen Klettersteig unter "ned ganz optimalen" Bedingungen zu gehen. Die Nachahmung empfehle ich jedoch niemandem! Eine gewisse Klettersteig-Erfahrung sollte man unter diesen Umständen mitbringen.
Obwohl DF und ich keine Aussicht hatten, hatte diese einsame und ruhige Wanderung durch den Nebel ihren ganz eigenen Reiz. Die Felsformationen wirkten richtig gruselig in dem diffusen Nebel, der uns kontinuierlich umgab. 
Der Klettersteig war für uns, vom Einstieg abgesehen, ein Genuss. Wer sich an etwas schwerere Klettersteige herantasten und dabei nicht zu hoch hinaus möchte, findet in der Wankspitze ein lohnendes Ziel. Der Zu- und Abstieg sind nicht zu lang und das Lehnberghaus ist definitiv einen Besuch wert. 

Ein Video von DF zu dieser Tour wird es noch geben. Er hat aktuell noch etwas Produktionsstau. Ich werde es verlinken, sobald es online ist. 😊

Bis zur nächsten Schandtat!

Eure Katharina

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