Hi! 😊
Der Herbst meinte es dieses Jahr mit DF und mir noch einmal richtig gut, so dass wir am 21.09.19 aufbrachen, um eine offene Rechnung zu begleichen.
Im Juni diesen Jahres waren wir bereits über den Klettersteig auf den höchsten Tannheimer Berg aufgestiegen (siehe: Köllenspitze - Klettersteig) und hatten eigentlich den Westgrat der Köllenspitze mitnehmen wollen. Da leider nicht alles nach Plan lief, haben wir diese Idee damals nicht umsetzen können.
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Die Tannheimer sind einfach traumhaft. |
Den gesamten Sommer über nagte der verpasste Köllenspitze-Westgrat an uns und da wir mit der Köllenspitze mit 2.238 m immer noch einen Berg mit moderater Höhe und damit ohne Schnee vor uns hatten, wagten wir einen erneuten Anlauf. Ob es geklappt hat? Lest selbst. 😇
Wir starteten dieses Mal direkt am Parkplatz unterhalb vom Gimpel-Haus und erlebten dort bereits am Vorabend eine Überraschung: der Parkautomat war defekt! 😶 Ein Blick in andere geparkte Autos zeigte uns, dass das offenbar schon länger der Fall war. DF und ich nahmen uns also ein Beispiel an den anderen Autofahrern und legten einen Zettel mit "Automat defekt" und der Uhrzeit in unsere Windschutzscheibe. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Im Anschluss ging es ab in die Falle; wir hatten schließlich Großes vor...😅
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Nichts geht mehr... |
An diesem Morgen stiegen wir auf dem direkten Weg zum Gimpelhaus auf, da wir auf den schmalen Pfad vom Juni definitiv keine Lust hatten. Nach nicht einmal 1 1/2 Stunden waren wir um kurz vor acht Uhr bereits auf 1.659 m am Gimpelhaus angelangt. Dieses ließen wir sprichwörtlich links liegen und nutzten eine kleinere Hütte etwas weiter oben für eine kurze Pause.
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Unschwierige Pfade zum Gimpelhaus. |
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Kurz unterhalb vom Gimpelhaus. Allzu groß sollte man hier nicht sein! |
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Die ersten Aussichten. |
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Unser Ziel klar erkennbar, aber noch im Schatten. |
Ab diesem Punkt ging es für uns zielgerichtet zur Nesselwängler Scharte. Der Weg dorthin war sehr gut markiert. Allerdings stellten wir während des Aufstiegs fest, dass das Gras auf etwa 1.700 m zum Teil noch gefroren war...?! Es war in der Nacht offensichtlich deutlich kälter gewesen als gedacht. 😬
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🥶🥶🥶 |
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Rückblick zum Gimpel-Haus. |
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Suchbild: Wir werden beobachtet! 😂 |
Eine gute Stunde später hatten wir die Scharte erreicht, die wir bereits von unserem letzten Abstieg von der Köllenspitze kannten. Dort erwartete uns eine total niedliche Überraschung in Form von Walisischen Schwarznasenschafen. Ich war eigentlich auf dem Pfad in Richtung Köllenspitze unterwegs und erhaschte einen Blick in eine Senke, wo wie aus dem Nichts eine ganze Herde dieser süßen Tierchen stand. 😍 Ich finde nach wie vor, dass sie aussehen wie aus einem Comic entlaufen. 🐑
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Nesselwängler Scharte. |
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Sind sie nicht süß!? 😍 |
Laut der Tourbeschreibung sollte der Einstieg zum Westgrat direkt nach dem folgenden Bogen sein. Also stiegen wir kurz darauf direkt über die Wiese auf, anstatt dem Normalweg nach links zu folgen.
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Der Einstieg vom Normalweg aus. |
Um 09:10 Uhr hatten wir den Einstieg erreicht. Direkt an der Einstiegsstelle befand sich ein Bohrhaken, der jedoch mehr als gut getarnt war (hellgrauer Stahl auf hellgrauem Fels). Hätten wir nicht gewusst, dass er dort sein müsste, hätten wir ihn vermutlich weder gesucht, noch gefunden.
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Direkt am Einstieg. Der rote Kreis markiert den Bohrhaken. |
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Ein Blick nach links zum deutlich schrofferen Nordgrat. |
DF und ich legten unsere Klettergurte, unsere Selbstsicherungsfalldämpfer und unsere Kletterschuhe an. Der Westgrat der Köllenspitze ist dafür bekannt, dass es nur wenige Möglichkeiten zum Sichern oder sogar Stände gibt, weshalb wir uns mit den Kletterschuhen ein kleines Plus an Sicherheit verschafften.
Die ersten paar Meter waren ein sehr angenehme Kletterei im II. Schwierigkeitsgrad, jedoch ging es direkt im Anschluss mit einer seeehr steilen III-er-Stelle weiter. Fast senkrecht und zum Teil relativ tritt- und griffarm türmte sich die Wand vor uns auf. Ab diesem Punkt galt die Devise: lieber langsam, dafür aber sicher!
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Steil ging es nach oben. |
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Rückblick nach unten. Rechts sieht man den Normalweg. |
Nach diesem ersten, knackigen Stück ging es geradezu entspannt auf dem Grat weiter. Links unterhalb von uns verlief der Normalweg, der praktisch in Hörweite war und zu dem es auf der gesamten Strecke auch immer wieder Abstiegsmöglichkeiten gegeben hätte. Der Normalweg glich übrigens der Autobahn A3 zur Rush Hour - es war die Hölle los! Auf dem Westgrat dagegen waren wir vollkommen allein. 😋
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Gehgelände am Grat. |
DF und ich kamen in der nächsten halben Stunde mit dem Fotografieren kaum hinterher. Die Aussichten auf Gimpel, Rote Flüh und Haldensee waren einfach gigantisch.
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DF und sein geliebter Gimpel. |
Es folgten immer wieder einfachere Kraxel-Passagen, ehe eine der ersten Schlüsselstellen auf uns wartete: der Klemmblock! 😲
An sich handelte es sich um keine sonderlich schwere Stelle, nur galt es knappe zwei bis drei Meter abzuklettern, wobei die Wand zwar geneigt, aber auch ziemlich plattig war. Im Anschluss suchte ich mir meinen Weg zum Klemmblock, was dadurch erschwert war, dass von oben nicht alles einsehbar war. Das einzige, was die ganze Zeit einsehbar war, war die tiefe Schlucht/Spalte, über die der Block lag. Ich war so froh, als ich endlich auf der anderen Seite stand - und was fällt DF in diesem Augenblick ein?
"Geh doch bitte noch mal zurück! Ich habe dich gar nicht fotografiert!" 😱😭 ...und natürlich bibberte ich mich brav zurück, aber wohl fühlen war definitiv was anderes. 😓
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Der Klemmblock... |
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Warum tu ich das nochmal?! 🙄 |
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DF auf dem Klemmblock. |
Nach einer kürzeren Kletterstelle kam schließlich der entspannteste Teil auf dem Grat in Form einer Wiese! Und ihr glaubt gar nicht wie genial es auf dieser Wiese war! Nur DF und ich, die schöne, grüne Wiese auf dem sehr breiten Grat und das wunderschöne Wetter. Was will man mehr? 😊
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Die Wiese... |
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...und was man da so findet. |
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Der Gipfel scheint zum Greifen nahe... |
Es folgten ein paar leichtere Auf- und Ab-Stellen, ehe wir kurz vor der zweiten Schlüsselstelle standen. Doch um dorthin zu gelangen, galt es eine plattige Wand abzuklettern. Spätestens hier waren die Kletterschuhe Gold wert, da wir mit ihnen deutlich mehr Tritte fanden, als wie mit regulären Wanderschuhen. In vielen Tourenberichten hatten Bergsteiger über diese Stelle geflucht; für uns war sie ziemlich einfach.
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Ein Blick zurück. |
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Platten zum Abklettern. |
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Der grobe Verlauf in der nächsten Schlüsselstelle. |
Dafür entpuppte sich die folgende III-er-Stelle als leichter Überhang! Entschuldigung, seit wann werden überhängende Passagen als III-er-Kletterei klassifiziert?! Der Routenverlauf in der Rinne nach oben war an sich glasklar, jedoch aufgrund des Überhangs und der Brüchigkeit kaum machbar. DF erkundete die Stelle etwas genauer und entschied sich schließlich dafür linksseitig zu umgehen. Dort erwartete uns zwar auch ein kleines, überhängendes Stück, das aber deutlich besser zu bewältigen war. Danach ging es immer noch ziemlich steil und ausgesetzt weiter, ehe wir den nächsten Absatz erreicht hatten. Diese Passage hat garantiert am meisten an meinen Nerven gezerrt.
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Am Ausstieg der Schlüsselstelle. |
Doch die eigentliche Schlüsselstelle (III+) lag noch vor uns und diese war bekannt dafür, dass sie brüchig sein sollte. Man gönnt sich ja sonst nichts. 😶
Das Hauptproblem war, dass es sich um eine brüchige Rinne handelte, deren Einstieg etwas erhöht lag. Da der Einstieg zur Rinne nur ein winziger Absatz war, hinter dem es ordentlich nach unten ging, war an Abrutschen nicht zu denken. Mit viel Stützen, Drücken und Ziehen hatten wir den Einstieg schließlich geschafft. Doch umso weiter man in der Rinne nach oben kam, umso brüchiger wurde der Fels. Zwischenzeitlich wusste ich kaum, wohin mit meinen Händen oder Füßen, da jede Option bröselte.
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Die Schlüsselstelle der Tour grob eingezeichnet. |
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Ein Blick nach unten: Da ging es hoch! |
Nach dieser Etappe hatten wir zumindest freien Blick auf die Abstiegsrinne im Normalweg. Das Ziel konnte nicht mehr weit sein. Doch noch lag eine luftige Querung im oberen II-er-Bereich vor uns. Wir mussten uns vorsichtig um eine Kante herumbasteln, wobei es auf der einen Seite fast senkrecht nach unten ging. Nach diesem kurzen Stück waren die Schwierigkeiten geschafft und wir gingen die letzten Meter zum Gipfel der Köllenspitze.
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Gipfel-Panorama mit Blick zur Großen Gehrenspitze, den Königsschlössern und den Ammergauer Alpen. |
Was uns jedoch am Gipfel erwartete, erinnerte eher an den Strand von Sylt zur Hochsaison! 😨 Waren DF und ich das letzte Mal am Gipfel alleine gewesen, mussten wir nun zusehen, wo wir uns überhaupt hinsetzen konnten, um unsere Kletterausrüstung abzulegen. Und immer noch kamen Menschen über den Klettersteig oder den Normalweg - ein wahrer Albtraum!
Ich fand es lustig, als zwei junge Männer uns fragten, wo wir aufgestiegen seien und ob es am Westgrat auch einen Klettersteig geben würde. Als wir ihnen erklärten, dass es sich um seilfreie Kletterei gehandelt hat, bekamen sie tellergroße Augen. 😅
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Team Stoffel auf der Köllenspitze. |
Wir hielten uns nicht lange am Gipfel auf und sahen zu, dass wir von den Massen weg kamen, die sich dort tummelten. Ich fand es sehr interessant, dass unglaublich viele Bergsteiger keinen Helm dabei hatten, obwohl die Aufstiegsrinne zur Köllenspitze für ihre Steinschlaggefahr bekannt ist.
Dieses Mal schafften wir es wenigstens noch den Geocache zu heben, der sozusagen auf dem Weg lag. 😁
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Ganz in der Nähe vom Geocache. 😅 ...schön viel Brösel in der Abstiegsrinne. |
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Der Abstieg von der Köllenspitze ist einfach hässlich... |
Und damit war unser Kletterabenteuer auch schon wieder vorbei und es ging an den Rückweg. Wir wagten lediglich noch einen kleinen Abstecher, um den Einstieg zur Gimpel-Süd-Ost-Wand zu begutachten, wobei wir es beim reinen Erkunden beließen.
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Raubtierfütterung am Ende der Tour. |
Fazit zur Tour:
Eine III-er-Route war es an ein, zwei Stellen nicht. Ich würde aufgrund des Überhangs fast sagen, dass es sich stellenweise um einen leichten IV-er handelte.
Insgesamt sollte man für die Tour über ausreichende Kletterfähigkeiten und Wegfindungskenntnisse verfügen, da die Route nicht markiert und nur sehr spärlich abgesichert ist. DF und ich haben während des gesamten Westgrats maximal fünf Bohrhaken entdecken können. Man wurde praktisch gezwungen den Grat free solo zu gehen.
Die Orientierung an sich war unschwierig, da man sich fast ausschließlich direkt am Grat hält, ansonsten gibt der Fels einem die Route schon deutlich vor.
Wenn man diese Fähigkeiten mitbringt, wird man am Westgrat seine wahre Freude haben. Der Fels war fest, griffig, zum Teil löchrig (natürliche Fingerlöcher) und ließ sich sehr gut klettern.
Und da die Route sehr selten begangen wird, waren wir dort vollkommen ungestört und hatten unsere Ruhe. Ohne diesen Druck ließ es sich viel angenehmer klettern und wir hatten alle Zeit der Welt, um die wundervolle Aussicht zu genießen.
Der Westgrat zur Köllenspitze war eine anspruchsvolle und abwechslungsreiche Tour, die nichts zu wünschen übrig ließ. 😊
Hier findet ihr das Video von DF: Köllenspitze Westgrat - seilfrei auf den höchsten der Tannheimer 🙂
Bis zur nächsten Schandtat! 😀
Eure Katharina
Schön
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