Donnerstag, 24. Oktober 2024

Wilde Mieminger: Kein Breitenkopf, ein Igelskopf und zwei Lost Places

Hi! 😃

Unser nächster Urlaub führte uns in die wunderschöne Gegend rund um den Wetterstein und die Mieminger Kette. Schon seit längerem hatte ich den Breitenkopf, der als Aussichtskanzel in vielen Berichten gelobt wird, weit oben auf meiner Liste stehen. 
Das wunderschöne Igelskar. 😍
Und so planten DF und ich eine Zwei-Gipfel-Bike-und-Hike-Tour mit zwei Lost Places, aber es kam mal wieder alles ein wenig anders, als man denkt. 😅
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Wir starteten unsere Tour mit den Rädern auf dem kostenlosen Parkplatz unterhalb der Ehrwalder Almbahn. 
Kleine Info: Die Parkplätze der Bahn waren 2019 noch kostenlos, kosten inzwischen jedoch einen überschaubaren Betrag pro Tag. 
DF kämpft sich den Fahrweg nach oben.
Steil hinauf ging es über den Fahrweg (15 % Steigung!!! 😵) bis zum Hochplateau bei der Ehrwalder Alm. So wurde uns zumindest sehr schnell sehr warm zu dieser frühen Stunde! 😅 DF und ich passierten die Alm und folgten dem Fahrweg, der  einen Bogen nach rechts machte. Etwa zwei Kilometer später erreichten wir den Startpunkt für unsere Wanderung und richteten unser Rad-Depot ein. 😀
Die wunderschönen Mieminger und Schottische Galloways. 😅

Unerwartete Hindernisse kurz nach der Alm. 😂
Wir bogen auf einen kleinen Pfad links vom Fahrweg ein, nur um wenige Minuten später vor dem wunderschönen Igelsee zu stehen. 😍 Als ich im August 2017 schon einmal an diesem See vorbei gekommen war, hatte er eher einer schlammigen Pfütze geglichen, umso schöner war es nun den See mit Wasser in der Morgensonne zu erblicken. 😊
Igelsee im Morgenlicht. 😍

Und noch einmal mit dem Wetterstein im Hintergrund. 😀
DF und ich gingen an dem schönen See vorbei, um dann auf einen kleinen, markierten Steig abzubiegen. Diesem folgten wir eine knappe halbe Stunde, bis wir an einem auffälligen Steinmann links abbogen. Der Weg hinauf ins Igelskar führte rechts daran vorbei, aber wir wollten zuerst zu unserem ersten Lost Place für diesen Tag, dem Hermann-Stollen auf 1.475 m. Es handelte sich hierbei um einen alten Stolleneingang aus den Zeiten des Erzabbaus in dieser Gegend.
Unerwartete "Wegelagerer" im Aufstieg. 😅

An diesem Steinmann zum Hermann-Stollen links abbiegen.

Bereits an diesem Grasband findet man erste Relikte aus alter Zeit.
Wir querten auf einem breiten Grasband, wo wir bereits erste Relikte aus alten Tagen erblickten. Danach führten gut erkennbare Trittspuren entlang eines kleinen Bachs nach oben, bis wir vor einem erschreckend steilen Schotterfeld standen. Unserer Vermutung nach dürfte es sich hierbei um Aushub aus dem Stollen handeln, da diese extreme Ansammlung feinen Schotters nicht natürlich aussah. Auch in dem Schotter waren Pfadspuren erkennbar und wir kämpften uns hinauf, ehe wir uns rechts hielten. Einen kleinen Aufschwung später hatten wir den Eingang zum Hermann-Stollen um 08:30 Uhr erreicht. 
Da geht es hinauf.

DF im steilen Schotter.

Der Eingang zum Stollen.
DF war natürlich neugierig und inspizierte den Stolleneingang für einige Meter. Ich blieb lieber draußen stehen, da ich mit Höhlen allgemein keinen Vertrag habe wie ihr vielleicht wisst. 😅 Auch vor dem Eingang lagen noch einige alte Eisenteile herum und der Aushubhügel gab vor dem Wettersteinmassiv ein interessantes Fotomotiv ab. 
Wetterstein-Panorama. 😁

Der neugierige DF. 

Gruselig...

DF kommt wieder aus dem Stollen. 
Nach diesem kleinen Abstecher ging es für uns zurück auf den markierten Weg und weiter hinauf ins Igelskar, das sich gegen 10:00 Uhr vor uns in all seiner Pracht öffnete. An einem sehr auffälligen Felsbrocken bogen wir auf den Pfadspuren links ab und folgten den Markierungen in Richtung Breitenkopfhütte. Offizielle Beschilderungen hat es hier seit dem Igelssee keine mehr gegeben. Auch auf dem weiteren Weg begegneten wir Spuren aus der Zeit des Bergbaus, in diesem Fall war es das "Welsche Loch", was auch einmal Teil des Grubenbaus gewesen sein dürfte. 
Der Breitenkopf kommt bereits in Sicht! 

An diesem Felsen bogen wir links ab. 

Die Wege im Igelskar waren sehr interessant und angenehm. 😀

DF vor dem Welschen Loch. 
Wir folgten weiter dem gut erkennbaren Pfad und passierten schließlich die Quelle der Breitenkopfhütte, die munter vor sich hin sprudelte. 😀 
Die Quelle mit traumhafter Lage. 
Um 10:45 Uhr war es soweit und wir hatten die Breitenkopfhütte des DAV Coburg auf 2.040 m erreicht. Es handelt sich hierbei um eine unbewirtschaftete Selbstversorgerhütte, die abenteuerlich in die überhängenden Wände des Breitenkopfs gebaut wurde. 
Hinter der Hütte führte ein weiterer Tunnel aus Bergbauzeiten in den Fels hinein, wirkte aber wenig vertrauenserweckend. Und wer auch immer über dem Holzlager der Hütte einen Sticker der Boulderhalle "Dynochrom" aus Frankfurt hinterlassen hat - danke, für das Heimatgefühl! 😂
Die verrückt gelegte Breitenkopfhütte.

DF neben der Hütte. 

Dynochrom-Sticker und Steinschlag-Warnung. 😅

Aber die Aussicht ist erste Sahne! 😍
Nach einer ausgiebigen Frühstückspause mit wunderschöner Aussicht auf Igelskar, Igelsscharte und Igelskopf machten wir uns an den Weiterweg. Wobei "Weg" eindeutig übertrieben war, da es offiziell keine Route auf den Breitenkopf gibt. Zunächst querten wir in feinem Schotter neben der Hütte hinauf in die Wände zwischen Breitenkopf und Hochplattig. Auf einem grasigen Rücken stiegen wir hinauf und umgingen so die Steilwände vor uns, bis sich auf linker Hand mehrere Möglichkeiten ergaben, um wieder in Richtung Breitenkopf aufzusteigen.
DF im steilen Schotter.

Diese Steilwand galt es rechts zu umgehen. 
DF wählte eine Rinne für den Aufstieg und ich ging einige Meter weiter, um über mehrere Platten hinaufzusteigen, dafür aber sehr eklig zu DF zurück zu queren. 😅 Nun steilte der Schotterhang des Breitenkopfs vor uns auf und wirkte wenig einladend. 😑

DF inspiziert den Steilhang nach oben. 

Und das war die Sicht nach unten...😬
Wir entdeckten sehr schnell deutliche Trittspuren und eine Vielzahl von Steinmännern, die in abenteuerlichem Zickzack auf dem rutschigen Untergrund den weiteren Weg nach oben wiesen. Über 300 Höhenmeter galt es nun auf diesem fragwürdigen Untergrund zurückzulegen, der einen immer wieder einen Schritt vor und zwei Schritte zurück machen ließ. 😵
Noch kann ich lachen...😅

Der steile Schutthaufen vor uns. 😓
Um 12:30 Uhr war es endlich geschafft und wir standen auf knapp 2.400 m auf dem Grat des Breitenkopfs. Laut den Beschreibungen sollte man die meiste Zeit am Grat bleiben und lediglich in der Scharte vor dem Gipfel "gutmütig" zur rechten Seite ausweichen. Doch bevor wir den Weg fortsetzten, genossen DF und ich die grandiose Aussicht auf den beängstigen Hochplattig gegenüber und das Wettersteinmassiv. Als Aussichtsloge war der Breitenkopf bereits hier bestens geeignet. 
Der auffällige Steinmann markiert den Auf-/Abstieg am Grat.

Gegenüber liegt die formschöne Hochwand. 😃

Die ersten Meter auf dem Grat des Breitenkopfs. 
Die ersten Meter auf dem Grat bestanden aus bröseligem Gehgelände und kleineren Kletterstellen, wobei die Wände auf der rechten Seite bereits scharf abbrachen. Dort wollte man nicht hinunter fallen. 😱 Das gut sichtbare Gipfelkreuz kam immer näher und keine zwanzig Minuten später standen wir an der Umgehung zur Scharte. Diese Stelle als "gutmütig" zu betiteln, war meiner Ansicht nach purer Hohn. Das schrottige, schrofige Stück war äußerst steil, sehr ausgesetzt und hatte mit vielem etwas zu tun, aber nicht mit "gutmütig". 😬
DF an einer der leichten Kletterstellen. 

Ich an der gleichen Kletterstelle. 😀

Das soll "gutmütig" sein...!?
DF, der mit dieser Art von Terrain noch weniger einen Vertrag hat, wartete oben am Grat, und ich versuchte den Weiterweg zu erkunden. Zwar hatte ich die erste Abkletterstelle überwunden und direkt dahinter eine heikle Querung, aber schaute nun direkt in die Scharte. Hier hätte ich nochmals äußerst ausgesetzt und heikel im altbekannten Mieminger Bruch abklettern müssen - und an dieser Stelle war auch für mich Feierabend. 😖
Der Gipfel des Breitenkopfs - so nah und doch so fern. 
Ich rief DF zu, dass ich auf keinen Fall weitergehen würde, was beim Anblick des nicht einmal 50 m Luftlinie entfernten Gipfelkreuzes sehr bitter war - und auch DF stimmte dem Abbruch zu. 
So ging es für uns zurück über den Grat bis zu den vielen Steinmännern, die in dem grauenhaft steilen Schotter den Weg nach unten wiesen. An wenigen Stellen konnten wir vorsichtig abfahren, was aufgrund der Steilheit aber auch nicht ohne war.
Ein letztes Mal Klettern in der Rinne. 
Endlich hatten wir die kleine Wiese am Ende der Schotterreise erreicht und dieses Mal blieb ich bei DF und wir kletterten gemeinsam die Rinne hinab ins Kar. Wir machten beide drei Kreuze, als wir auf dem Grasrücken im Igelskar standen und endlich wieder Boden unter den Füßen spürten, der nicht beim kleinsten Muskelzucken rutschte. 

Wir gingen nicht zurück zur Breitenkopfhütte, sondern steuerten direkt den namenlosen See unterhalb der Igelsscharte an. Zunächst folgten wir dem Grasrücken zurück auf den markierten Weg, der uns direkt zum See und in eine neugierige Schafherde hinein führte. 😅 Eines der Schafe war besonders neugierig und wollte offenbar sogar mit mir kuscheln. Ich durfte sogar das Lämmchen streicheln! 😍 Mehr dazu werdet ihr im Video von DF sehen! 😉 
Das getupfte Lämmchen durfte ich streicheln. 😍

Der namenlose See. 

Die gesamte Zeit wurden wir neugierig beäugt. 😂
Nach dieser tierischen Unterbrechung stiegen wir in die Igelsscharte auf, um von dort aus über eine deutliche Pfadspur zum Igelskopf zu gelangen. 
DF im Aufstieg zur Scharte. 
Was soll ich sagen? Schotter und Gerutsche hatten uns wieder! 😑 Ich war bereits 2017 schon einmal auf dem Igelskopf, hatte die letzten 150 Höhenmeter aber nicht mehr so ekelhaft in Erinnerung. 😅 Zum Rollsplitt kam noch Erde dazu, so dass unter den Füßen noch weniger hielt. 😬
In dieser Scharte war vorhin Ende beim gegenüberliegenden Breitenkopf. 

Brösel deluxe. 😕

DF ist gerade nicht in seinem Element...
DF und ich waren sehr froh, als wir wieder auf einem Wiesenstück standen, dem eine ausgesetzte Querung zum finalen Gipfelaufbau folgte. Um 15:50 Uhr war es endlich geschafft und wir standen auf dem Gipfel des Vorderen Igelskopfs mit 2.224 m! Der grandiose Rundumblick entschädigte in vielerlei Hinsicht für die Mühen! 😊
Die finale Querung. 

DF und Maskottchen am Gipfelkreuz. 

Das Wettersteinmassiv gegenüber. 😀
Wir hielten uns aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nicht lange auf und machten uns direkt an den Abstieg. Dieser gestaltete sich noch einmal eklig auf dem rutschigen Untergrund. In der Igelsscharte war kurzes Verschnaufen angesagt, ehe es noch ein weiteres Mal in steilem Geröll hinab ins Brendlkar ging. Vor sieben Jahren hatte dieser gut ausgetretene Pfad noch gar nicht existiert und für mich war es zumindest aus dieser Sicht fast "Luxus" nicht querfeld...äh quergeröllein gehen zu müssen. 😅
DF im Abstieg zum Brendlkar.

Rückblick nach oben in die Scharte und auch im Brendlkar war alles voller Schafe. 😀
Unten im Brendlkar begrüßten uns wieder Schafe und frech pfeifende Murmeltiere. 😀
Im Kar begann für DF und mich die letzte, große Suchaktion für diesen Tag, da sich hier ein weiterer Lost Place befinden sollte, zu dem im Netz nirgends die Koordinaten genannt wurden. Ich werde nie verstehen, was diese Geheimniskrämerei soll. 😒
Im Brendlkar sollte sich das Wrack eines amerikanischen Flugzeugs befinden, welches im Jahr 1944 von der deutschen Wehrmacht abgeschossen wurde. Acht der zehn Besatzungsmitglieder überlebten den Absturz und kamen in Gefangenschaft. 

Wer das Kar kennt, dürfte mir zustimmen, dass es auf der Karte zwar klein erscheint, aber sehr groß und durch die vielen Senken sehr unübersichtlich ist, wenn man erst einmal mittendrin steht. 😅
DF und ich teilten uns auf und entdeckten nach einigem Suchen die ersten verstreuten Teile, die jedoch nur ein Bruchteil von dem darstellten, was wir kurz darauf fanden. 
Die ersten Wrackteile...

Verrückt, was noch alles dort liegt.
Nicht weit entfernt von dem Pfad, der vom Brendlsee in Richtung Igelskopf führt, fanden wir ein Gedenkkreuz mit einer Infotafel und um diese verstreut etliche Überreste des amerikanischen Bombers. 
Ein schöner Ort mit einer traurigen Geschichte.
Nach diesem Abstecher in die (traurige) Vergangenheit setzten wir unseren Weg zum Brendlsee fort. Auf dem schmalen Pfad wurden wir von einer Schafherde verfolgt, die wir schließlich vorbei ließen. Die Tiere waren deutlich schneller als wir und hatten das gleiche Ziel. 😀
Der See näherst sich und auf dem Stein rechts im Bild befindet sich der einzige Hinweis auf den Igelskopf.

Der wunderschöne Brendlsee.
Der etwa auf einer Höhe von 1.910 m gelegene Brendlsee ist ein frostiges und wunderschönes Juwel. 😊 Wir hatten sogar mit dem Gedanken gespielt im See schwimmen zu gehen, aber da er bereits im Schatten der benachbarten Berge lag, war das Wasser so eisig, dass wir es bei den Füßen bewenden ließen. 😂
Schwimmen mit Murmeltier nur für Hartgesottene. 😂
Nach dieser sehr sehr willkommenen Pause machten DF und ich uns an den Abstieg über den Ganghofersteig. Die Wege blieben meist gutmütig, bis auf ein größeres Geröllfeld, das zum Abfahren zu grob und zum Gehen zu rutschig war. Also schlitterten wir dort irgendwie hinab, bis wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. 
DF im wirklich letzten Schotterfeld des Tages...
Über gute Wanderpfade marschierten wir zu unseren Rädern, die uns nach etwas über 12 km und 1.300 Höhenmetern zu Fuß sehr bequem zurück ins Tal brachten. 
Auch wenn drei Kilometer mit 15 % Gefälle beim Bremsen ganz schön auf die Arme gingen...😅
Das erklärt warum es morgens so anstrengend gewesen ist! 😱


Das Video von DF findet ihr hier: 


Fazit zur Tour:
Der Fahrweg hinauf zur Ehrwalder Alm ist etwas für Hartgesottene. 😵 DF und ich werden diese Auffahrt so schnell nicht wiederholen. 😅
Der Breitenkopf entpuppte sich leider als zu brüchig und zu ausgesetzt für unseren Geschmack, so dass wir diesen Gipfel lieber aus der Ferne bewundern werden. Überhaupt war die gesamte Tour von Geröll und Schotter geprägt, was sie insgesamt sehr anstrengend machte. Der Igelskopf war zwar leichter als der Breitenkopf, aber auch dieser Aufstieg liegt jenseits unserer Komfort-Zone. 😬
Der Hermann-Stollen ist für Höhlen-Interessierte sicher einen Besuch wert und auch das Flugzeugwrack ist sehr beeindruckend vor dieser Kulisse. 
Wer trittsicher ist und mit dem vielen Gebrösel keine Probleme hat, wird auf dieser aussichtsreichen Tour mit vielen Seen und Schafen seine Freude haben. Aber auch hier gilt: Es mögen nicht die großen Gipfel der Mieminger Kette sein, doch auch diese Berge sind wild und unnahbar wie die meisten Gipfel dort. 😅

Bis zur nächsten Schandtat!

Eure Katharina 

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